Ein kurzer Abschnitt in einer gemeinsamen Medienmitteilung von Zermatt Tourismus und der Gemeinde vom 28. November lässt die Wogen hochgehen: «Die Bahnhofstrasse (...) wird seit Jahren von privaten Anrainern liebevoll und üppig beleuchtet. Dadurch gingen die rund 30 Tannenbäume im Lichtermeer etwas unter.» Deshalb wurde beschlossen, die Bäume, die bisher immer zur Weihnachtszeit die Bahnhofstrasse schmückten, dieses Jahr wegzulassen.
Im Dorf kommt dieser Entscheid gar nicht gut an: «Ein Armutszeugnis für diese reiche Gemeinde!», oder «Die Verantwortlichen sind offenbar nicht touristisch orientiert. Zum Schämen!», ist laut dem Walliser Boten in den sozialen Medien zu lesen.
Die Stimmung ist etwas trostlos.
Der Zermatter Dorfbewohner Marc Ruh sagt gegenüber SRF: «Die Stimmung ist etwas trostlos.» Deshalb gingen er und andere Einwohnerinnen und Einwohner auf die Geschäfte in der Bahnhofstrasse zu. Einige von ihnen hätten sich bereit erklärt, selber Weihnachtsbäume vor ihrem Geschäft aufzustellen. Und eine Online-Petition der Ortspartei Neo verlangt von der Gemeinde und der Tourismusorganisation, dass sie das Beleuchtungskonzept nochmals überarbeiten.
Die Reaktionen im Netz
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In der Zwischenzeit haben aber auch die Gemeinde und Zermatt Tourismus ihren Fauxpas eingesehen. «Der Entscheid zur aktuellen Winterbeleuchtungs-Lösung und dessen Herleitung sind unglücklich verlaufen», heisst es in einer zweiten Medienmitteilung, die am 2. Dezember verschickt wurde. Man sei bereit, das Ganze zu korrigieren.
Gemeinsam werden wir die beste Lösung für unser Dorf finden.
Am Donnerstagabend wird nun an einer Sitzung besprochen, wie die Winterdekoration im Dorf angemessen gestaltet werden kann. Eingeladen sind auch Privatpersonen. Man wolle die Schwarmintelligenz im Dorf nutzen, heisst es in der Mitteilung. «Gemeinsam werden wir die beste Lösung für unser Dorf finden», ergänzt der Leiter PR und Kommunikation von Zermatt Tourismus, David Taugwalder.
Schlüpfer oder Lichtverschmutzung – Zoff um andere Beleuchtungen
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Bild 1 von 5. Lichterkette am Bantiger BE. Die Swisscom installierte letztes Jahr am Sendeturm auf dem Bantiger Lichterketten, um den 70. Geburtstag des Turms zu feiern. Kritik gabs von Tierschutzorganisationen. Das Licht würde nachtaktive Tiere stören. Darauf passte Swisscom die Leuchtzeiten an. Bildquelle: ZVG/Swisscom.
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Bild 2 von 5. Lichterbögen in Basel. Der Verein «Weihnachtsbeleuchtung Freie Strasse» kämpft immer wieder mit Schwierigkeiten, seine Lichter zu finanzieren. Das Problem: internationale Geschäfte wie Zara oder Apple würden sich nicht daran beteiligen. Bildquelle: KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS.
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Bild 3 von 5. Strassenlampen in Bassersdorf ZH. Die Gemeinde Bassersdorf löste vor einigen Jahren mit ihrer Weihnachtsbeleuchtung heftige Kritik aus. Ein Privatradio kürte die «Schirmständer» oder «leuchtenden Abfallkübel» zur hässlichsten Weihnachtsbeleuchtung der Schweiz. Nun verzichtet Bassersdorf auf eine offizielle Beleuchtung. Bildquelle: Facebook.
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Bild 4 von 5. Halbe Sterne in Suhr AG. Auch in Suhr löste die neue Weihnachtsbeleuchtung vor 10 Jahren heftige Kritik aus. «Ich heule jedes Mal, wenn ich diese ‹Sterne› sehe», oder «Das ist eine Schwalbe, die in die Laterne geflogen ist», wurde darüber auf Facebook gespottet. Bildquelle: Facebook.
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Bild 5 von 5. Schlüpfer in Eislingen DE. Hohn und Spott erntete die deutsche Stadt Eislingen für ihre «Sternenregen», wie die Beleuchtung offiziell hiess. Im Internet wurden die Lichter als Schlüpfer belacht, weil die Form jener einer Unterhose ähnelt. Bildquelle: Facebook.
Wie wohl viele Zermatterinnen und Zermatter freut sich auch Marc Ruh über dieses Einlenken. «Unsere Initiative und die Petition waren wohl auch ein bisschen ein Druckmittel», sagt er. Ruh wertet es positiv, dass die Gemeinde und die Tourismus-Organisation nicht stur auf ihrer Position beharren. «Es ist schön, dass es doch noch ein Happy End gibt.»