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Strengere Regeln Wenn die Dienstwaffe in private Hände wechselt

Die Dienstwaffe privat übernehmen? In einigen Kantonen ist das möglich. Bern überdenkt diese liberale Praxis.

Die Kantonspolizei Bern rüstet um. Die alten Dienstwaffen des Korps sollen bis Ende 2023 durch neue ersetzt werden. Konkret geht es um 2700 Dienstwaffen.

Die alte Pistole müssen die Berner Polizistinnen und Polizisten aber nicht zwangsläufig abgeben. «Mitarbeitende, die mindestens zehn Jahre ohne Unterbruch bei uns angestellt sind, dürfen auf Wunsch die alte Dienstwaffe behalten», erklärt Lena Zurbuchen, Mediensprecherin der Kapo Bern.

Nahaufnahme Dienstwaffe im Holster
Legende: Die Dienstwaffe gehört, wie die Uniform, zur Grundausstattung eines Polizisten. Keystone/Peter Schneider

Wie viele Polizistinnen und Polizisten von diesem Angebot Gebrauch machen – und wie viele Pistolen so neu in Umlauf kommen – ist derzeit unklar.

Jährlich 20 Waffen neu im Umlauf

Die Dienstwaffe zur eigenen machen – bislang war das in Bern bei der Pensionierung möglich. Gemäss Kantonspolizei wechselten so im Schnitt 20 Waffen pro Jahr von der Kapo in private Hände.

Gruppe von Polizisten (Rückenansicht) läuft einer Strasse entlang
Legende: Die Polizei darf ihre Schusswaffen nur dann einsetzen, wenn «andere verfügbare Mittel nicht ausreichen». So steht es beispielsweise im Bernischen Polizeigesetz. Keystone/Anthony Anex

Trotz Pensionierung die Waffe behalten? Das ist auch in anderen Kantonen möglich: zum Beispiel in Freiburg oder Basel-Landschaft. Andere Kantone sind da strenger: etwa Zürich. Da müssen alle, die das Korps verlassen, ihre Waffe abgeben.

«Emotionale Bindung zur Dienstwaffe»

Auch in St. Gallen dürfen seit Anfang Jahr Polizistinnen und Polizisten bei Pensionierung ihre Dienstwaffe nicht mehr behalten. Der Grund für diese neue Regelung? «Wir sind bestrebt, so wenige Waffen wie möglich in Umlauf zu bringen», schreibt die Kantonspolizei St. Gallen auf Anfrage.

Bei der Pensionierung die Dienstwaffe zu behalten, sei ausserdem eine alte Tradition gewesen. Für die meisten der neuen, jungen Polizistinnen und Polizisten sei diese Tradition nicht mehr wichtig. «Bei den älteren Mitarbeitenden war die emotionale Bindung zur Dienstwaffe noch viel grösser», heisst es weiter.

Bern will «ein Zeichen» setzen

Auch die Kantonspolizei Bern will nicht weiter an ihrer liberalen Praxis festhalten. Nach der Umrüstung soll Schluss sein damit. «Als Organisation, die sich täglich für die Sicherheit der Menschen im Kanton Bern einsetzt, wollen wir ein Zeichen setzen», so Mediensprecherin Lena Zurbuchen.

Die Pistole soll künftig bei der Pensionierung eingezogen, geprüft und schliesslich an einen neuen Polizisten, eine neue Polizistin weitergegeben werden.

Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis, 19.04.2023, 06:31 Uhr ; 

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