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Stromversorgung der Schweiz Atomstrom aus dem Ausland kompensiert Ausfall des AKW Gösgen

  • Weil sicherheitsrelevante Technik nachgerüstet werden muss, steht das Kernkraftwerk Gösgen seit Ende Mai still.
  • Folge: Es fehlen rund 13 Prozent der jährlichen Schweizer Stromproduktion. Dafür fliesst zurzeit viel Atomstrom aus Frankreich ins hiesige Netz.
  • Die Versorgung ist sichergestellt – doch Gösgen sollte zur rechten Zeit wieder in Betrieb gehen.

Am Kernkraftwerk Gösgen wird noch repariert, revidiert, erneuert. Bevor diese Arbeiten nicht fertig und von der Aufsichtsbehörde ENSI genehmigt sind, kommt kein Strom aus Gösgen.

Im Wesentlichen wird aktuell mehr Strom importiert als in anderen Wintern.
Autor: Urs Meister Geschäftsführer der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom

Damit fehlen rund 13 Prozent der Schweizer Stromproduktion. Das sei nicht wenig – und das habe Auswirkungen auf den Markt, sagt Urs Meister. Er ist Geschäftsführer der Eidgenössischen Elektrizitätskommission Elcom, welche die Stromversorgung beaufsichtigt. «Im Wesentlichen wird aktuell mehr Strom importiert als in anderen Wintern», so Meister. Es könne davon ausgegangen werden, dass der Import in diesem Winter grösser sei als im letzten.

So fliesst in diesen Tagen Strom aus Deutschland und noch viel mehr aus Frankreich in die Schweiz. «Die Verfügbarkeit von Kraftwerken im Ausland – insbesondere in Frankreich – ist sehr hoch, sodass wir die Versorgungssicherheit gewährleisten können», sagt der Elcom-Geschäftsführer.

Restrisiken bleiben

Doch Unsicherheiten würden mit Blick auf den Winter bleiben. Die Gasspeicher in Europa sind laut Urs Meister weniger voll als auch schon. Und wie jedes Jahr leerten sich nun die Speicherseen der Schweizer Wasserkraftwerke. Falls es bei der Stromversorgung hierzulande kritisch werden sollte, dann wäre das allenfalls ab Ende Winter.

In einem normalen Winter sei die Versorgungssicherheit sichergestellt. «Umgekehrt würde natürlich die Verfügbarkeit von Gösgen ab Februar zur Versorgungssicherheit wesentlich beitragen können», so der Geschäftsführer von Elcom weiter.

Das Kernkraftwerk spürt allerdings keinen Druck, möglichst schnell wieder ans Netz zu müssen, wie Max Brugger, Leiter Information des Kraftwerks Gösgen, sagt. «Wir erledigen die Arbeit in gewohnt überlegter und ruhiger Weise. Wir nehmen uns die Zeit, die Arbeiten jetzt vorzubereiten, und wir nehmen uns die Zeit, diese auch sorgfältig auszuführen», betont Brugger.

Scharfe Kritik seitens Energie-Stiftung

Eingebaut werden in Gösgen neue, spezielle Klappen in Wasserleitungen für die Kühlung des Reaktors. Mit diesen wird die Gefahr kleiner, dass diese Leitungen brechen.

Dass das erst jetzt geschieht, ist laut der atomkritischen Schweizerischen Energie-Stiftung SES ein regelrechter Skandal. Denn was am Atomkraftwerk Gösgen nachgerüstet werde, sei seit dem ersten Betriebstag 1979 bekannt und ein Sicherheitsrisiko. Es drohten schwere Schäden, bis zu einer Kernschmelze, wie eine von der Stiftung in Auftrag gegebene Studie zeige.

Vergleichbare Unterbrüche hat es in der Geschichte des Kernkraftwerks Gösgen noch nie gegeben.
Autor: Max Brugger Leiter Information des Kraftwerks Gösgen

Das Kernkraftwerk Gösgen widerspricht. Prüfungen hätten immer wieder ergeben, dass die Sicherheit nicht gefährdet sei. Die Aufsicht habe das jeweils bestätigt – bis heute. Nun aber, da es neuste Mess- und Berechnungsmethoden gebe, würden diese alten Klappen ersetzt. Das erhöhe die Sicherheit noch einmal.

In Leibstadt oder Beznau wurde bereits vor Jahren nachgerüstet. Diese Kernkraftwerke liefern derzeit denn auch Strom.

Gösgen steht seit Ende Mai still. Einmalig lange: «Vergleichbare Unterbrüche hat es in der Geschichte des Kernkraftwerks Gösgen noch nie gegeben», sagt Max Brugger. Im besten Fall dauert es noch drei Monate.

Echo der Zeit, 29.11.2025, 18:00 Uhr

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