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Studie «Chancenbarometer 2024» Zuwanderung: Mehrheit ist beunruhigt, lehnt aber Verbot ab

  • Die Vorstellung einer 10-Millionen-Schweiz beunruhigt fast zwei Drittel der Schweizer Bevölkerung.
  • Trotzdem lehnen drei von fünf der Befragten ein Zuwanderungsverbot zur Steuerung der Zuwanderung ab.
  • Das zeigt die Studie «Chancenbarometer 2024» , die das Umfrageinstitut Demoscope im Auftrag der wirtschaftsnahen Larix-Stiftung durchgeführt hat.

Gemäss der Studie fühlen sich auf dem Land sogar 74 Prozent beunruhigt über eine Schweiz mit 10 Millionen Einwohnern. In der Agglomeration sind es 65 Prozent, in der Stadt 63 Prozent. 61 Prozent lehnten aber ein Zuwanderungsverbot als Massnahme zur Steuerung der Zuwanderung ab. Knapp abgelehnt wurde ein Verbot der Zuwanderung für Personen ausserhalb der EU/Efta.

Petra Sidler vom Forschungsinstitut Demoscope sagt gegenüber SRF: «Am ehesten werden bei einer 10-Millionen-Schweiz negative Auswirkungen in Bezug aufs Wohnen, auf die Verkehrsinfrastruktur sowie auf die Umwelt erwartet.» Gemäss der Umfrage sehen die Befragten aber auch Chancen. «Positive Auswirkungen der 10-Millionen Schweiz werden beim Wirtschaftswachstum und in Bezug auf die Schweizer Kultur erwartet – was uns überrascht hat. Fremdenfeindlichkeit haben wir also nicht gefunden.»

Mehrheit für Punktesystem für Einwanderungswillige

Die politische Integration von Einwohnerinnen mit ausländischer Staatsbürgerschaft oder der Bau von mehr Strassen wurden als Massnahmen gegen die Folgen der Zuwanderung und deren Steuerung knapp verworfen. Auf eine Zustimmung von 73 Prozent stiessen gemäss der Studie der Ausbau des öffentlichen Verkehrs sowie Arbeiten über das AHV-Alter hinaus und mehr Kitas, um das inländische Potenzial an Arbeitskräften besser auszuschöpfen (70 Prozent Zustimmung).

Über 65 Prozent befürworten ein Steuerungssystem, bei dem nur Personen einwandern dürften, die aufgrund von Ausbildung oder Sprachkompetenz genügend Punkte aufweisen können. Eine knappere Zustimmung von über 50 erhielten noch das Verbot von Umzonungen (57 Prozent Zustimmung), die Deckelung von Mietpreisen (56 Prozent Zustimmung) und eine zusätzliche Abgabe für zugewanderte Personen an die bereits existierende öffentliche Infrastruktur (53 Prozent Zustimmung).

Zuwanderung wird höher eingeschätzt, als sie ist

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Grundsätzlich schätzten 80 Prozent der Befragten das durchschnittliche Bevölkerungswachstum und die Herkunft der Einreisenden falsch ein. Gemäss der Studie nahm die Bevölkerung in den letzten zehn Jahren pro Jahr um 79'168 Personen zu. Die SVP-Anhänger schätzten den Wert aber auf rund 133'000. Die Bewohner der italienischen Schweiz gar auf rund 138'000. Auch Frauen und Linke schätzten den Anteil zu hoch ein. Sie lagen mit rund 90'000 (Frauen) und rund 94'000 (SP-Anhänger) aber viel näher an der Realität als die Männer (128'000) und die in der Agglomeration Wohnenden (rund 121'000). Auch bei der Herkunft der Einreisenden täuschte das persönliche Empfinden die Befragten. So schätzten sie, dass rund 47 Prozent aus EU/Efta-Ländern einreisten, in Realität sind es knapp 70 Prozent. Auf der anderen Seite nahmen sie an, dass rund 23 Prozent aus anderen europäischen Ländern in die Schweiz einreisten. In Wirklichkeit waren es nur gut 10 Prozent. Auch die Herkunft Afrika überschätzten die Befragten mit über 16 Prozent deutlich: In Realität waren es 4 Prozent.

Die Diskussionen um eine 10-Millionen-Schweiz wecken also Sorgen. Grundsätzlich sind die Befragten gemäss Studienleiterin Petra Sidler aber pragmatisch: «Was ganz klar hervorsticht: Offene Grenzen will man nicht. Auch geschlossene Grenzen will man nicht. Jedoch ist eine Regulierung erwünscht. Der Fokus liegt dabei auf dem Beitrag der Zuwanderinnen und Zuwanderer zum Arbeitsmarkt in der Schweiz. Arbeitskräfte und Fachkräfte, die sind definitiv willkommen.»

Was die Befragten auch fordern: Mit möglichst guten Arbeitsbedingungen für Frauen und ältere Menschen soll das Potenzial von inländischen Arbeitskräften noch besser ausgeschöpft werden.

Tagesschau 10.09.2024, 12.45 Uhr ; 

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