Das Wichtigste in Kürze
- Eine neue Untersuchung zeigt: Obwohl das Tessin seit mehr als 18 Jahren nicht mehr in der Landesregierung vertreten ist, haben die Tessinerinnen und Tessiner genauso viel Vertrauen in den Bundesrat wie Deutschschweizer und Romands.
- Ein möglicher Bundesrat Ignazio Cassis würde sich laut Forschern nicht aufs Vertrauen auswirken. Denn offenbar gebe es keinen Zusammenhang zwischen Bundesratssitz und Regierungsvertrauen.
- Dass das Tessin häufig anders abstimme als der Rest der Schweiz sei kein Ausdruck von Misstrauen in den Bundesrat. Vielmehr habe dies mit konkreten Problemlagen des Tessins zu tun.
Die fehlende Vertretung im Bundesrat hat sich nicht negativ auf das Vertrauen in die Landesregierung ausgewirkt. Das ist die wichtigste Erkenntnis aus einer Studie der Universität Lausanne. Politikwissenschaftler Lukas Lauener untersuchte mit seinem Team für das Online-Magazin «de facto» die Stimmbürgerbefragung der letzten 30 Jahre, die so genannten «Vox-Analysen».
Zwar haben die Wissenschaftler festgestellt, dass 1999, nach dem Rücktritt des letzten Tessiner Bundesrats Flavio Cotti, das Vertrauen der Tessiner Bevölkerung in den Bundesrat kurzzeitig eingebrochen war. Schon im darauffolgenden Jahr stiegen die Werte laut Studie aber wieder an. Seither hätten die Tessinerinnen und Tessiner genauso viel Vertrauen in den Bundesrat wie Deutschschweizer und Westschweizer.
Bleibt die Frage, warum das Vertrauen in Bundesbern so gross ist, obwohl die Tessinerinnen und Tessiner häufig anders abstimmen als der Schweizer Durchschnitt, nämlich in der Ausländer- und Europapolitik weiter rechts und migrationskritischer, in der Rentenpolitik weiter links und sozialer.
Die Forscher kamen zum Schluss, dass das nicht grundsätzlich ein Ausdruck von Misstrauen sei, sondern vielmehr mit den konkreten Problemen des Tessins zu tun habe. Zum Beispiel Probleme mit Lohndumping oder mit Grenzgängern.