Fast 40 Jahre lang hatte Antonio Ruberto aus Bern auf dem Bau gearbeitet, bis er vor zwei Jahren frühpensioniert wurde. Gerade in den letzten Jahren habe sich vieles verändert, erzählt Ruberto. «Früher konnten wir ein Haus mit sechs bis sieben Personen bauen und hatten genügend Zeit dafür.»
Vorbei diese Zeiten. Heute laufe es anders: «Der Druck ist bereits morgens vorhanden. Bis am Nachmittag müssen gewisse Dinge fertig sein.»
«Todesfälle haben zugenommen»
Die Unia hat heute Dienstag dazu auch die Ergebnisse einer gross angelegten Umfrage präsentiert. Laut dieser machen sich die meisten Schweizer Bauarbeiter grosse Sorgen um ihre Sicherheit.
Dass alles schneller geschehen muss, hat mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun und nicht spezifisch mit dem Baugewerbe.
Es gehe hier um ein sehr ernstes Problem, unterstreicht Nico Lutz, Geschäftsleitungsmitglied der Unia und bei der Gewerkschaft zuständig für die Bau-Branche. Denn der gestiegene Stress und Termindruck gefährde all die Fortschritte im Sicherheitsbereich, die man im Laufe der Zeit gemeinsam mit den Baumeistern erzielt habe. «Insgesamt sind die Unfälle erfreulicherweise zurückgegangen. Die schweren Unfälle und die Todesfälle aber haben, gerade in den letzten zehn Jahren, zugenommen.»
Laut einer Umfrage, die die Unia bei 12'000 Bauarbeitern in der Schweiz durchgeführt hat, bestätigen über drei Viertel von ihnen, dass der Termindruck zugenommen hat. Und über die Hälfte der Befragten gibt an, dass ihre Gesundheit darunter leide.
Dass der Termindruck auf dem Bau grösser geworden ist – das sagt auch Matthias Engel vom Baumeisterverband. Er verweist auf einen generellen Trend. «Dass alles schneller geschehen muss, hat mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu tun und nicht spezifisch mit dem Baugewerbe. Für uns ist klar, dass eine Baustelle sicher sein muss, egal wie lange oder kurz eine Frist ist. Dafür setzen wir uns sein.»
Meinungen gehen weit auseinander
Doch wie soll man dem Termindruck am sinnvollsten begegnen? Während die Baumeister auf flexible Arbeitszeiten setzen, wollen die Gewerkschaften die Zahl der möglichen Überstunden reduzieren. Die Meinungen gehen also weit auseinander – und weitere Diskussionen werden folgen.
Die Gewerkschaft Unia will jetzt Mitgliederversammlungen in der ganzen Schweiz abhalten und danach weitere Forderungen erheben.
Info 3 Mittag, 25.2.2020, 12:00 Uhr; hosb