Zum Inhalt springen

Studie zu Föderalismus Bund macht Kantonen immer mehr Vorgaben

Am Montag endet die Vernehmlassung zum Sparpaket des Bundesrats. Die Kantonsregierungen monierten bereits, sie wären bei der Entwicklung der Massnahmen aussen vor gelassen worden.

Besonders im Fokus des Sparpakets: die Bildungspolitik – eigentlich ein Kernbereich der Kantone. Doch dort, wo die Verantwortung liegt, sollen nun auch Einsparungen umgesetzt werden.

Als Folge müssten die Kantone Leistungen abbauen oder selbst für die Kosten aufkommen. In beiden Fällen würde der Kanton die Last tragen, während der Bund die Vorgaben macht.

Forschung bestätigt das Ungleichgewicht

Mit der Kritik treffen die Kantonsregierungen einen Nerv, wie es die aktuelle Föderalismusforschung unterstreicht. Ein Forschungsteam der Universitäten Lausanne und Kent hat in einer umfassenden Studie 22 Politikfelder zwischen 1848 und 2020 untersucht.

Das Ergebnis: Der Bund greift zunehmend steuernd ein. Die Umsetzung jedoch verbleibt in vielen Fällen noch immer bei den Kantonen.

Verschiedene Flaggen an einem Gebäude.
Legende: Der Föderalismus gehört zu den Säulen des politischen Systems in der Schweiz. Keystone/ LUKAS LEHMANN

Rahel Freiburghaus von der Universität Bern sieht in der Bildungsfrage ein Beispiel für ein strukturelles Problem. «Aus Sicht der Kantone, der Kantonsregierungen, haben die heutigen Mitwirkungskanäle zwei Probleme», erklärt sie. «Die Vernehmlassung kommt eigentlich zu spät. Wer in Bundesbern erfolgreich sein will, muss früher Einfluss nehmen.»

Mehr Mitsprache statt Referenden

Hinzu komme, dass der Ständerat eben keine direkte Vertretung der Kantonsregierungen sei, sondern von den Bürgern direkt gewählt werde, so Freiburghaus.

Ideal wäre ein Gefäss, in dem Bund, Kantone und auch Gemeinden an einem Tisch sitzen, gemeinsam regieren, die Entscheidungen gemeinsam vorbereiten.
Autor: Rahel Freiburghaus Föderalismusforscherin Universität Bern

Zwar könnten die Kantone gegen unliebsame Entscheide von National- und Ständerat das Kantonsreferendum ergreifen. Doch in der Praxis geschehe das kaum. Der Aufwand sei schlicht zu gross. Gefragt seien neue Wege der Mitsprache und Zusammenarbeit.

«Ideal wäre ein Gefäss, in dem Bund, Kantone und auch Gemeinden an einem Tisch sitzen, gemeinsam regieren, die Entscheidungen gemeinsam vorbereiten», sagt Freiburghaus. Erfolgsbeispiele gebe es bereits – etwa in der Digitalisierung oder in der Sicherheitspolitik.

Vorbild Sicherheitspolitik

Im Sicherheitsverbund Schweiz sind Bund und Kantone gleichwertig vertreten. Gemeinsam erarbeiten sie Lösungen und entwickeln Strategien, etwa zur Extremismusbekämpfung oder in Notlagen. So wie zuletzt bei Überschwemmungen im Wallis, wo Armee und kantonale Feuerwehren Hand in Hand arbeiteten.

Ein solches Miteinander könnte gemäss Freiburghaus auch in anderen Bereichen Schule machen und zielführend sein.

Der Schweizerische Föderalismus

Box aufklappen Box zuklappen

Die Schweiz ist ein föderalistischer Staat. Das bedeutet, dass die Macht zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden aufgeteilt ist und jede Ebene ihre eigenen Kompetenzen hat.

Dieser Föderalismus garantiert die Verschiedenartigkeit der Schweiz. Kantone und Gemeinden können ihre Eigenheiten, ihre diversen Identitäten, behalten und leben.

Tagesschau, 3.5.2025, 19:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel