Die Trauer im Zoo Zürich war gross: Mit Umesh, Omysha und Ruwani sind diesen Sommer gleich drei Elefanten an einem für die Tiere tödlichen Herpes-Virus gestorben. «Dass wir in so kurzer Zeit drei junge Elefanten im besonders gefährdeten Alter von zwei bis acht Jahren an das Virus verlieren, das ist für uns einfach nur schockierend», sagte Zoo-Direktor Severin Dressen nach dem dritten Todesfall und fügte an, dass der Zoo Zürich die Suche nach einem Impfstoff nach Kräften unterstützen wolle.
Weltweit widmen sich Forscherinnen und Forscher der Suche nach einem Impfstoff gegen das Herpes-Virus, das nicht nur für Elefanten in Tierparks, sondern auch für Tiere in freier Natur eine Gefahr darstellt. Die Forschung erfolgt zu einem grossen Teil freiwillig und mit geringer finanzieller Unterstützung. In Zürich nimmt sich Mathias Ackermann dieser Aufgabe an. Er ist Veterinär und forscht an der Universität Zürich.
SRF News: Mathias Ackermann, Sie kommen gerade von einer Reise nach Hawaii zurück. Wie war es?
Mathias Ackermann: Viele dachten, ich wäre in die Ferien verreist. In Tat und Wahrheit war die Reise allerdings eine Herzensangelegenheit. Ich bin Spezialist für Herpes-Viren mit veterinärmedizinischem Hintergrund und es gibt ein Herpes-Virus, das Meeres-Schildkröten befällt und für sie tödlich endet. Das hat mich nach Hawaii gebracht.
Und weshalb haben sie sich nun den Elefanten verschrieben?
Elefanten sind einfach grossartige Tiere. Jeder, der einen Elefant sieht, ist beeindruckt. Elefanten haben auch extrem interessante Persönlichkeiten. Man sagt, sie vergessen nie. Sie lernen gerne und sind amüsant.
Wenn ein Elefant stirbt, dann ist das immer eine Katastrophe.
Deshalb bin auch ich fasziniert von ihnen. Wenn ein Elefant stirbt, dann ist das immer eine Katastrophe – sei es hier oder in der Wildnis. Es ist ein Trauerfall.
Etwas böse gefragt: Hat ihre Forschung profitiert von den Todesfällen im Zoo Zürich diesen Sommer?
Ich mache meine Forschung sicher nicht, um mich selber zu profilieren. Mein Anliegen ist es, den Tieren zu helfen. Ich möchte, dass ihr Leben möglichst gut verläuft. Meine Forschung zielt darauf ab, Möglichkeiten zu finden, um die Krankheit zu mildern, um die Krankheit aufzuhalten und um Tier und Virus möglichst im Gleichgewicht zu belassen. Alles andere würde die Natur noch viel mehr stören.
Bislang gibt es noch keinen Impfschutz, der Elefanten vor einem tödlichen Verlauf mit dem Herpes-Virus schützt. Ist so ein Impfstoff überhaupt möglich?
Die Möglichkeit der Forschung besteht auf jeden Fall – und der Bedarf ist auch sehr gross. Es sind aktuell verschiedene Gruppen bereits daran, einen Ansatz zu entwickeln. Ich glaube, dass gerade die Corona-Pandemie mit der Entwicklung der MRNA-Impfstoffe ein Meilenstein darstellen kann auch für die Entwicklung von Impfstoffen gegen das Elefanten-Herpes-Virus. Das ist auch der Weg, den ich mir persönlich vorgenommen habe, um die Impfstoff-Entwicklung voranzutreiben.
Wie lange geht es noch, bis ein solcher Impfstoff tatsächlich Elefantenleben rettet?
Meine Hoffnung ist gross, dass die Entwicklung gelingen wird. Aus Antikörper-Untersuchungen gibt es Hinweise darauf, welche Proteine beim Elefanten-Herpes-Virus wichtig sind, um den Schutz zu vermitteln. Darum glaube ich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dort Fortschritte erzielt werden.