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Suchtbericht 2022 Die Schweizer Jugend pafft und snust immer häufiger

Alkohol und Cannabis sind in etwa gleich beliebt wie 2018. E-Zigaretten, Snus und Mischkonsum sind auf dem Vormarsch.

Darum geht es: Seit 1986 führt Sucht Schweiz alle vier Jahre eine national repräsentative Befragung zum Thema Drogenkonsum unter Jugendlichen durch. In der Schweiz nahmen bei der jüngsten Befragung rund drei Viertel der 857 zufällig ausgewählten Schulklassen an der Befragung teil. Rund 9300 Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren gaben Auskunft.

Zur Studie

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Die internationale Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) wird alle vier Jahre unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Europa) durchgeführt. Aktuell nehmen mehr als 50 Länder daran teil. Die HBSC-Studie ist eine national repräsentative Monitoring- Studie zur Gesundheit und zum Gesundheitsverhalten von Jugendlichen.

Auf der Grundlage einer Cluster-Stichprobe wurden 857 Klassen im 5. bis 9. Schuljahr zufällig ausgewählt, von welchen 636 an der Erhebung im Jahr 2022 teilnahmen (9345 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 15 Jahren). Dies entspricht einer Teilnahmequote von 74.2 Prozent.

Die Studie basiert auf einem standardisierten Papierfragebogen, der zwischen März und Juni 2022 von den Schülerinnen und Schülern im Klassenverband ausgefüllt wurde. Die Teilnahme war freiwillig (mit passiver Zustimmung der Eltern) und die Antworten wurden streng vertraulich behandelt. Aus ethischen Gründen wurden die meisten Fragen – mit Ausnahme des Konsums von Alkohol, herkömmlichen Zigaretten und E-Zigaretten – nur den 14- und 15-Jährigen gestellt.

(Quelle: Sucht-Schweiz)

Stabiler Zigarettenkonsum – ausser bei den Jüngeren: Der Konsum herkömmlicher Zigaretten hält sich im Vergleich zur letzten Befragung 2018 auf einem ähnlichen Niveau. Rund sieben Prozent der befragten 15-Jährigen rauchten an mindestens zehn Tagen im Monat. Bei den jüngeren Befragten lässt sich allerdings ein deutliches Wachstum feststellen. Die Zahl der 13-Jährigen, die regelmässig rauchen, hat sich nämlich fast verdoppelt (von rund 3.3 auf 6.1 Prozent).

Beliebte Alternativen: Immer öfter kursieren unter Jugendlichen E-Zigaretten, etwa Puff Bars und Nachahmerprodukte. Von den 15-Jährigen hat 2022 rund jeder und jede Dritte innerhalb von einem Monat mindestens ein Tabak- oder Nikotinprodukt konsumiert. Sieben Prozent der 15-jährigen Knaben und acht Prozent der Mädchen nutzten an mindestens zehn Tagen innerhalb eines Monats ein solches Produkt. Gegenüber 2018 griffen vor allem Mädchen häufiger zur E-Zigarette. Auch Tabakerhitzer werden unter 15-Jährigen beliebter. Vier Prozent der Knaben und drei Prozent der Mädchen benutzten innerhalb von 30 Tagen mindestens ein Mal einen Tabakerhitzer.

Mischkonsum und Snus auf dem Vormarsch: Fünf Prozent der 15-jährigen Jugendlichen und neun Prozent der gleichaltrigen Mädchen haben mindestens einmal in ihrem Leben Medikamente mit Alkohol gemischt – das gilt laut Sucht Schweiz als besonders gefährlich. Mixgetränke mit Hustensirup konsumierten sechs Prozent der Knaben respektive zwei Prozent der Mädchen schon einmal. Snus konsumierte rund jeder achte 15-jährige Knabe innerhalb von 30 Tagen mindestens ein Mal, doppelt so viele wie 2018. Bei den 15-jährigen Mädchen war Snus zwar weniger beliebt, aber der Anteil der Konsumentinnen stieg in vier Jahren von einem auf sechs Prozent.

Alkohol und Cannabis: Beim Alkoholkonsum verharren die Zahlen im Vergleich zu 2018 auf konstant hohem Niveau: 43 Prozent aller 15-Jährigen hatten in den 30 Tagen vor der Befragung mindestens ein Mal Alkohol getrunken. Rund jeder und jede Vierte nahm innerhalb von 30 Tagen bei einer Gelegenheit mindestens fünf oder mehr alkoholhaltige Getränke zu sich. Zwölf Prozent der 15-jährigen Knaben und 8 Prozent der Mädchen dieser Altersgruppe konsumierten im Monat vor der Befragung mindestens ein Mal illegales Cannabis.

Politik im Fokus: Für Snus und E-Zigaretten gibt es weder griffige Werbeeinschränkungen noch ein Abgabe-Mindestalter. Es brauche Massnahmen beim Zugang, bei der Werbung, beim Preis, der Verpackung und den Aromen, erklärt Sucht Schweiz. Als Grund für den Griff zur E-Zigarette wurde am häufigsten «Neugier» genannt. Nur eine Minderheit wollte mit der E-Zigarette herkömmliche Zigaretten ersetzen oder sich mit deren Hilfe das Rauchen abgewöhnen.

Tagesschau, 27.03.23, 12:45 Uhr ; 

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