Auf dem Urnersee, im Herzen des Binnenlands Schweiz, findet dieser Tage eine Segel-Weltmeisterschaft statt. Am Steg in Brunnen schaukeln die Boote im Wasser und ächzen im Takt des Wellenschlags. Die Mannschaften, deren Segler aus der ganzen Welt angereist sind, schleppen allerlei Ware an Bord: Winden, Blachen und Seile. Sie bereiten sich für den Wettkampf vor, der vom 21. bis am 25. August stattfindet.
Normierte Boote sorgen für spannenden Wettkampf
Einer von Ihnen ist Christian Zürrer, Besitzer und Steuermann einer Rennyacht der Klasse RC44. Alle Boote, die sich an der WM auf dem Urnsersee messen, sind von diesem Typ. Zürrer segelt an der WM mit und ist gleichzeitig Teil des Organisationskomitees. «Mit 14 Jahren habe ich mir statt eines Töfflis eine Segeljolle gekauft. Seither fahre ich an Wettkämpfen mit», sagt er.
Beim Segeln mit der Bootsklasse RC44 sind neun Leute an Bord und weitere sechs helfen vom Ufer aus. RC steht für Russel Coutts, den Mann, der das Boot vor gut 20 Jahren erfunden hat. Es ist derselbe Russel Coutts, der für die Schweiz mit der Alinghi im Jahr 2003 den America's Cup gewonnen hat. Und 44 steht für die Länge in Fuss. Die Boote sind so normiert, dass sie in einen Schiffscontainer passen und sich gut transportieren lassen.
Die Kämpfe sind hart, man segelt nahe aufeinander und ringt um Zentimeter.
«Weil alle Schiffe gleich gross sind, gewinnt das Team, das am besten zusammenspielt und dadurch schnell segelt», sagt Zürrer. Das Material spiele eine untergeordnete Rolle. «Die Kämpfe sind hart, man segelt nahe aufeinander und ringt um Zentimeter.» Deshalb eignet sich auch der enge Urnersee als Austragungsort – nebst der Karibik, Galizien, Schweden oder Lanzarote, wo die Wettkämpfe sonst stattfinden.
Auf Süsswasser segelt es sich anders
Trotzdem gebe es einen Unterschied zu den anderen Austragungsorten. «Im See kann der Wind schnell drehen, während er auf dem Meer konstant aus einer Richtung weht und erst im Verlauf des Tages mit der Sonne dreht», erklärt Christian Zürrer. «Zudem kannst du hier Böen erwischen, die aus den Bergtälern kommen. Dann bist du vorne und die anderen schauen zu.»
Der irische Wettkampfteilnehmer Grattan Roberts ergänzt, dass auch das Süsswasser einen Unterschied macht. Es hat weniger Auftrieb. «Im Gegensatz zum Salzwasser liegen die Boote hier etwas tiefer und sind deshalb langsamer.»
Typisch schweizerischer Preis
Eine weitere Herausforderung: Die Kursschiffe, die auch während der WM verkehren. «Auf die müssen wir Rücksicht nehmen, die haben Vortritt», sagt OK-Präsident Zürrer. Die Rennstrecke sei jedoch so ausgelegt, dass die Boote abseits der Kursschiffe segeln. «So sollten wir uns nicht in die Quere kommen.»
Alles in allem eigne sich der Urnersee jedoch wunderbar für einen Segelwettkampf. Das bestätigt auch Alfredo Gonzales vom spanischen Team. «Ich freue mich riesig, mich hier mit den anderen Seglern zu messen.» Dem Siegerteam winkt übrigens ein ausgesprochen schweizerischer Preis: Trycheln aus dem Muotathal.