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SVP-Wahlkampfstrategie in der Romandie
Aus Rendez-vous vom 01.03.2019. Bild: Keystone
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SVP und die Krux Romandie Jetzt soll's Freysinger richten

Die SVP kommt in der Westschweiz nicht auf Touren. Das Problem: Die Romandie ist staatsgläubiger als die Deutschschweiz.

Eine Handorgelkappelle sorgt für warme, heimelige Stimmung am traditionellen Fondue zur Ausrufung der Republik im neuenburgischen La Brévine. Der Gemeindesaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt – doch der Schein trügt: Politisch weht der SVP im Sibirien der Schweiz ein eisiger Wind entgegen.

Falls jemand da sei, der sich für die eidgenössischen Wahlen zur Verfügung stellen möchte, solle er sich bitte melden, ruft Kantonalpräsident Walter Willener in den Saal. Die Frist sei verlängert worden. Bislang haben sich nur drei Kandidaten gemeldet. Niels Rosselet-Christ, SVP-Fraktionschef im Neuenburger Kantonsparlament, ist einer davon.

Dünne Personaldecke in der Romandie

Die SVP kämpfe in Neuenburg nach wie vor damit, salonfähig zu sein, sagt Rosselet-Christ. «Geschäftsleute haben zum Teil immer noch Angst, dass ihre Unternehmen darunter leiden könnten, dass sie SVP-Mitglieder sind.»

Als Zugpferd ist Yvan Perrin als Kandidat zurückgeholt worden. Der ehemalige Regierungsrat trat einst aus gesundheitlichen Gründen zurück. Seine Gesundheit ist nach wie vor fragil und jünger ist er auch nicht geworden.

Überalterung, eine dünne Personaldecke und fehlender Nachwuchs machen der SVP besonders in Neuenburg, aber auch in den meisten anderen Westschweizer Kantonen zu schaffen.

Der Westschweizer ist staatsgläubiger.
Autor: Oskar FreysingerSVP-Kampagnenleiter für die Romandie

Das Wählerpotenzial sei zwar da, ist der neue Kampagnenleiter Oskar Freysinger überzeugt. Doch die Westschweiz sei linker als die Deutschschweiz. «Der Westschweizer ist staatsgläubiger.» Deshalb müsse seine Partei mehr Überzeugungsarbeit leisten.

Kernargumente der SVP wie Volkssouveränität oder direkte Demokratie ziehen in der Romandie weniger. Auch Europa gegenüber ist die Westschweiz tendenziell offener eingestellt als die Deutschschweiz.

Abgeänderte SVP-Kampagne für die Romandie

Freysinger will mit denselben Inhalten, aber mit einer anderen Rhetorik als in der Deutschschweiz überzeugen. «Man muss hier eher durch die Blume sprechen.» Deshalb fahre man in der Romandie eine leicht abgeänderte Kampagne. Dies soll auch dazu beitragen, das nach wie vor verbreitete Vorurteil abzubauen, die SVP sei eine Importpartei aus der Deutschschweiz.

Freysinger auf einer Bühne, hinter ihm eine grosse Schweizerfahne.
Legende: Oskar Freysinger spricht den SVP-Anhängern in La Brévine ins Gewissen. SRF/Barbara Colpi

Gradmesser für die Westschweizer SVP ist die Waadt: Bei der anstehenden Ersatzwahl von Pierre-Yves Maillard im grössten Kanton der Romandie will die SVP der SP diesen Sitz streitig machen und wieder in die Kantonsregierung einziehen.

Zur Zeit ist die SVP in keinem Westschweizer Kanton mehr im Staatsrat vertreten. Auf den Schub, der die Wahl des Waadtländer SVP-Bundesrats Guy Parmelin hätte bringen sollen hoffte man bis jetzt vergebens. Oskar Freysinger relativiert: «Wenn jemand für eine Partei in den Bundesrat einzieht, bringt das keine Stimmen.»

Interne Querelen bremsen die SVP

Sicher nicht förderlich sind auch die hausgemachten Probleme, mit denen die SVP im letzten Jahr gleich in mehreren Kantonen Schlagzeilen gemacht hat. Es geht dabei um interne Querelen und Rücktritte.

Die Romandie ist und bleibt ein hartes Pflaster für die SVP. Kampagnenleiter Freysinger kennt die Gegebenheiten und auch die subtilen kantonalen Unterschiede.

Sein Geheimrezept heisst Humor – so hat er denn auch in La Brévine zahlreiche Lacher auf seiner Seite. Es liegt jetzt an ihm, nicht nur eine unterhaltsame Show zu bieten, sondern auch zu überzeugen. Schliesslich will nach den eidgenössischen Wahlen auch die SVP zu den Lachenden gehören.

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40 Kommentare

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  • Kommentar von Janusz Kaltenbacher  (anti_sozialist)
    Die SP und die Grünen sind mit ihren vielfach linksextremen Ansichten unwählbar, die FDP politisiert gerne für die den eigenen Geldbeutel und die Scheichs, während die CVP in der Romandie mit Ausnahme des Wallis keine grosse Rolle spielt.
  • Kommentar von Hanspeter Müller  (HPMüller)
    Die Welschen konnten schon im 1. WK nichts mit der Reichskriegsflagge anfangen, geschweige denn im 2. WK. Warum sollten Sie jetzt jemanden wählen, der solche aufhängt.
    1. Antwort von Janusz Kaltenbacher  (anti_sozialist)
      stimmt, die Welschen waren damals eher auf Seiten der Franzosen, die damals noch viele Kolonien hatten. Ich kenne aber niemanden der derzeit für etwas kandidiert und eine Reichskriegsflagge aufhängt, aber dafür solche in der autonomen Szene, die eine Flagge von Che Guevara aufhängen.
    2. Antwort von Rolf Bolliger  (jolanda)
      Weil gegen den "verhassten ehemaligen SVP-Politiker" keine negativen Politfehler vorliegen, kommt halt immer wieder seine verstaubte "Reichsfahne" im Keller als einziges Argument aus der linken Ecke auf die Leier der Verunglimpfungen, Herr Kaltenbacher. Nach der damaligen Wahl in die Walliser Regierung suchten die Medien nach irgend etwas "Negativem", um am nächsten Tag den gewählten SVP'ler zu verteufeln! Genau diese "Reichsfahne" blieb als einziges Argument bei seinen Gegnern und SVP-Hassern!
  • Kommentar von Alex Schneider  (Alex Schneider)
    Die SVP-Wahlkämpfer/-innen müssen wie jene anderer Parteien persönlich von Haus zu Haus gehen oder mindestens telefonisch Kontakt aufnehmen mit ihren Sympathisanten, um Erfolg zu haben.
    1. Antwort von Marlies Artho  (marlies artho)
      A.Sch. ob einen von Haus zu Haus Besuch wirklich etwas bringt, z.B. mich würde einen solchen Besuch irritieren,da ich selber beobachte wie die Politiker sich verhalten unter einander.Meine Feststellung In den letzten Jahren: es ging leider nur noch um Parteienkampf,um so möglichst viel zu verhindern.Die Parteien nehmen sich vielleicht zu wichtig,um so mehr Machteinfluss zu bekommen, diese Haltung dient leider oft der Sache nicht,so hat das Verständnis zur Sache letztendlich darunter geliten.