Wer heute zum Arzt geht, bekommt danach eine komplizierte Rechnung nach Hause geschickt, auf der jeder einzelne Behandlungsschritt aufgelistet ist. So schreibt es das Tarifsystem Tarmed vor, bei dem die Ärzte ambulante Behandlungen – also Behandlungen, bei denen die Patienten am gleichen Tag wieder nach Hause gehen – anhand von 4700 einzelnen Tarifen abrechnen.
Für dieses Tarifsystem gilt ab dem 1. Januar ein ganzer Katalog von neuen Regeln. Das hat Gesundheitsminister Alain Berset entschieden. Lange wird dieser Katalog aber nicht gelten: Die Anpassungen sind eine Übergangslösung, bis sich die Tarifpartner auf eine Gesamtrevision einigen können. Sowohl die Ärztegesellschaft FMH als auch der Nationalrat schlagen Änderungen vor.
Der FMH-Vorschlag: nur noch 2000 Tarife
FMH-Vorstandsmitglied Urs Stoffel setzt auf Reduktion. «Wir haben sehr viele Positionen eliminiert und zusammengefasst und wir haben versucht, eine Vereinfachung in den Tarif zu bringen», sagt er. In Zukunft soll es nur noch 2000 Einzeltarife statt wie bisher 4700 geben. Diese Tarife sollen einfacher zu Pauschalen zusammengenommen werden können. Das entspricht in groben Zügen auch dem, was die Krankenkassen wollen.
Die Forderung aus dem Nationalrat: Stundenlohn für Ärzte
Gleichzeitig diskutiert die Politik eine noch radikalere Variante. Die Mehrheit des Nationalrats will den Tarmed-Tarif nicht nur anpassen, sondern gleich ganz abschaffen.
Das Parlament hat den Bundesrat deshalb beauftragt, zu prüfen ob Ärzte mit einem Stundenlohn bezahlt werden können. Den entsprechenden Vorstoss eingereicht hat SVP-Nationalrat Thomas de Courten.
So wie ein Anwalt oder ein Handwerker im Stundenlohn bezahlt werde, könne es auch bei den Ärzten funktionieren, sagt er: «Es ist ein ganz simples und weit verbreitetes System. Vor allem ist für den Endkunden, den Patienten, auch nachvollziehbar, was er verrechnet bekommt.»
Ob Stundenansätze, Pauschalen, Einzelleistungen oder einer Mischform von alledem – den perfekten Tarif gibt es wohl nicht. Darum dauert das Seilziehen der Tarifpartner schon so lange an. Einig sind sich die verschiedenen Akteure zumindest darin, dass der jetzige Tarif angepasst werden muss.