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Temporäres Kraftwerk Reservekraftwerk Birr doch nicht so laut wie befürchtet

  • Das temporäre Reservekraftwerk in Birr, das bei Schweizer Stromengpässen aushelfen würde, war bei ersten Tests nicht so laut wie befürchtet.
  • Die 20 Meter hohe Lärmschutzwand helfe bei der Lärmreduktion, bestätigen Bund, Kanton Aargau und die Gemeinde Birr.
  • Bis im Herbst werden jetzt die Auspuffe der Gasturbinen mit Schalldämpfern ausgestattet.
Reservekraftwerk
Legende: Das Reservekraftwerk auf dem GE-Gelände in Birr. Die Firma GE Gas Power hat die mobilen Turbinen aufgebaut und installiert. SRF/Stefan Ulrich

Als im Sommer 2022 klar wurde, dass im Winter Strom und Gas knapp werden könnten, hat der Bund gehandelt. Er liess in Birr, neben der Firma General Electric, acht mobile Turbinen aufbauen, die mit Diesel oder Gas betrieben werden können. Der Kanton Aargau bot Hand für die Lösung, entscheiden konnte er aber nicht, Bauherr ist der Bund. Die Bevölkerung vor Ort war skeptisch, auch wegen des Lärms.

Lärmschutzwand und Schalldämpfer

Die Aargauer Regierung und der Gemeinderat Birr forderten Massnahmen, damit die lautstarken Turbinen das Dorf nicht übermässig treffen. In der Nähe des Standorts befinden sich ein Wohnquartier und eine Schule. Der Bund willigte ein und liess eine 20 Meter hohe Lärmschutzwand bauen.

Bau der Lärmschutzwände
Legende: 20 Meter hohe Lärmschutzwand – das funktioniere, sagen Bund, Kanton und Gemeinde über die Massnahmen beim Reservekraftwerk in Birr. SRF/Alex Moser

Das mobile Notkraftwerk ist seit Ende Februar fertig und am Stromnetz. Die Testläufe des Kraftwerks sind durch. «Sie haben gezeigt, dass dank der Lärmschutzwand die Lärmbelastung während des Betriebs deutlich geringer ist als erwartet», teilt der Bund mit.

Bisher wurde der Betrieb mit Diesel getestet, es folgen noch die Tests per Gasbetrieb. Bis im Herbst werden die Auspuffe der mobilen Turbinen noch Schalldämpfer erhalten, versichert der Bund.

Beim Standortkanton Aargau bestätigt man, dass die Turbinen leiser seien als gedacht, sagt Heiko Loretan, Leiter der kantonalen Sektion für Luft und Lärm. «Jede Maschine einzeln ist leiser als gedacht. Zudem haben wir die hohe Lärmschutzwand», so der kantonale Fachmann.

Wenn das Kraftwerk auf Volllast läuft, ist es schon lauter als nur eine Turbine.
Autor: Heiko Loretan Zuständiger Lärm und Luft beim Kanton Aargau

Gemäss Messungen von CH Media war eine Turbine bei Tests in Birr zwischen 74 und 77 Dezibel laut, etwa so laut wie ein Triebwerk eines Flugzeugs. Ein startendes Flugzeug oder eine laute Disco sind beide mit über 100 Dezibel noch lauter.

Eine Art Flugzeugturbinen für Notfälle

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Turbine
Legende: Eien Turbine wird hier in Birr angeliefert. Total acht Stück stehen auf eine Parkplatz bei General Electric (GE) in Birr. Keystone/Christian Beutler

Das Notkraftwerk in Birr besteht aus acht Anlagen des Typs TM2500 von General Electric GE. Rund 300 stehen momentan weltweit im Einsatz, sagt GE. Die Turbinen sind eine Art Flugzeugtriebwerk. Durch die Verbrennung des Treibstoffs wird eine Welle angetrieben, die über einen Generator Strom erzeugt.

Die Turbinen befinden sich auf Anhängern. Als «power plant on wheels» – Kraftwerk auf Rädern, bewirbt Hersteller GE sein Produkt. Zum Einsatz kommen sie laut GE in Notsituationen. Sie liefern Strom nach Naturkatastrophen, Kraftwerksausfällen oder Netzunterbrüchen.

Wenn anstelle einer Maschine alle acht Turbinen laufen, müsse man mit rund neun zusätzlichen Dezibel Lärm rechnen, so Loretan: «Wenn das Kraftwerk auf Volllast läuft, ist es schon lauter als nur eine Turbine.»

Wenig Lärmklagen in Birr

Die Hoffnungen ruhen auch auf den Schalldämpfern der Turbinen, dort, wo die Abgase mit hohem Tempo ausgestossen werden. Diese Dämpfer sollen nochmals 10 bis 15 Dezibel Lärm einsparen, heisst es beim Kanton weiter. Bei den Häusern darf der Lärm 59 Dezibel nicht überschreiten, schreibt der Bund in seinem Faktenblatt zum Kraftwerk.

Bei der Gemeinde Birr ist man positiv überrascht. «Wir hatten bisher keine übermässigen Lärmemissionen», sagt René Grütter, Gemeindeammann in Birr. Es habe während der Bauarbeiten einzelne Beschwerden gegeben, aber im Grossen und Ganzen sei es bisher ruhig geblieben. Birr habe allerdings bisher noch keinen Dauerbetrieb des Kraftwerks erlebt, gehe aber davon aus, dass die Lärmschutzmassnahmen genügen würden, so Grütter weiter.

Diesen Frühling wird das Reservekraftwerk mit den insgesamt acht mobilen Turbinen kaum mehr zum Einsatz kommen. Aufgrund der derzeit stabilen Versorgungslage sei das nicht nötig, schreibt der Bund.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 27.03.2023, 17:30 Uhr ; 

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