Ein Notkraftwerk, bestehend aus acht mobilen Turbinen, lässt der Bund von der Firma GE Gas Power in Birr AG bauen. Die Anlage soll aushelfen, falls im Winter 2023 der Strom knapp wird. Betrieben werden kann sie mit Gas oder Öl, vermutlich kommt Öl zum Zug. Die Gesamtleistung liegt bei 250 Megawatt, rund einem Viertel der Leistung des AKW Gösgen.
Die üblichen Genehmigungsprozesse sind ausgehebelt. Der Bundesrat hat gestützt auf das Gesetz über die wirtschaftliche Landesversorgung entschieden, dass die Anlage gebaut wird, befristet auf vier Jahre. Die Gesamtkosten betragen rund 470 Millionen Franken.
Nach dem Bundesratsentscheid Anfang September wurde am Dienstagabend die Bevölkerung von Birr erstmals informiert, wie das Kraftwerk konkret aussieht. Auskunft gaben Vertreter von Gemeinde und Kanton, dem Bundesamt für Energie (BFE) und weiteren Ämtern sowie der Betreiberfirma General Electric. Rund 250 Personen waren bei der Veranstaltung dabei.
Sehr laut und nahe an Wohnhäusern
Bei der Informationsveranstaltung wurde bekannt:
- Die Turbinen werden auf dem Parkplatz der Firma GE aufgestellt, relativ nahe am Siedlungsgebiet.
- Nicht alle der Turbinen verfügen über Schalldämpfer und sind daher sehr laut. Es soll aber eine Lärmschutzwand aufgestellt werden.
- Es ist unklar, wie gross die Emissionen von CO2 und Lärm sein werden. Auch unklar ist, ob und wie lange die Turbinen laufen müssen.
- Laut dem BFE handelt es sich letztlich um ein grosses Notstromaggregat. Wenn alle acht Aggregate laufen, verbrauchen sie zusammen pro Stunde etwa 70'000 Liter Öl.
- Am Montag wird die Bewilligung im Bundesblatt publiziert. Einsprachen sind möglich, schieben den Bau aber nicht auf.
- Der Baustart ist Anfang Oktober.
- Der Gemeinderat von Birr hat mit dem Bund eine Entschädigung ausgehandelt (Pauschale plus Beitrag pro Stunde, in der die Turbinen laufen). Die Höhe der Entschädigung gibt er im November bekannt.
Solche Anlagen kommen nach Birr
Wie laut und dreckig wird es wirklich?
Die Informationen wurden an der Veranstaltung meistens ruhig aufgenommen. Ein Reporter von SRF beschreibt die Reaktion als fatalistisch. Als Notlösung werde das Kraftwerk durch die lokale Bevölkerung akzeptiert. Es sei gut, dass der Bund nun überhaupt etwas mache. Fragen hätten aber meist nicht beantwortet werden können. Man habe sich mehr konkrete Informationen gewünscht, sagten mehrere Personen nach der Information.
Der Bund will den CO2-Ausstoss mittels Zertifikaten kompensieren. Die Luft in Birr stinke deswegen aber genau gleich, meinte ein Mann aus dem Publikum. Viele Teilnehmende hofften, dass die Anlagen gar nicht laufen müssten und es dadurch keine Abgas- und Lärmbelastung geben werde. Beim BFE heisst es, man könne viele Fragen einfach noch nicht beantworten, weil alles sehr schnell gehe. Das Projekt entwickle sich weiter, jeden Tag gebe es neue Erkenntnisse.
Stellen streichen und kassieren
Für Unmut sorgte allerdings die Tatsache, dass GE für den Betrieb des Notkraftwerks viel Geld erhält. Die Firma hat in Birr und der Region in der Vergangenheit immer wieder Hunderte Stellen abgebaut. Der US-Konzern hat auch Niederlassungen geschlossen. GE ist aber weiterhin ein grosser Arbeitgeber in der Region Aarau-Baden.