Tausende Menschen sind in den letzten Wochen auf den Berner Sternenmarkt auf der Kleinen Schanze gepilgert: ein Irish Coffee für 8.50, ein Glühwein mit Schuss für 9.90 oder ein Pitabrot für 15 Franken.
Wer dort einen Abend verbringt, greift nicht selten tief in die Tasche: «Eine 50er-Note lässt man schnell liegen» sagt eine Frau mit einem Glühwein in der Hand.
Das Geschäft mit Fastfood und Glühwein ist ein Millionengeschäft, auch wenn sich kein Berner Veranstalter in die Geschäftsbücher blicken lassen will. Laut Recherchen der Sendung «Schweiz aktuell» hat im Jahr vor der Eröffnung des Sternenmarktes ein Betreiber mit einem einzigen grossen Chalet in der Innenstadt über eine Million Franken Umsatz gemacht.
Bern verlangt trotz Millionengeschäft tiefe Miete
In krassem Gegensatz steht die Miete für den öffentlichen Boden, die für den Sternenmarkt fällig ist: Für 40 Tage Auf- und Abbau und 37 Tage Markt auf der Kleinen Schanze verlangt die Stadt Bern von Organisatorinnen und Organisatoren 45'500 Franken.
Stadträtin Lea Bill von den Grünen stösst die 77-tägige Exklusivnutzung des Stadtparks mit Alpenblick zum Tiefpreis sauer auf: «Das ist schon sehr, sehr wenig Geld». Der öffentliche Grund gehöre allen. Und wenn die Stadt ihn exklusiv vermiete, dann müsse der Preis deutlich höher sein.
Im Zürcher HB kostet Weihnachtsmarkt sechsmal so viel wie in Bern
Auch in anderen Schweizer Städten wie Basel oder Zürich bezahlen Organisatoren und Händler auf Weihnachtsmärkten einiges mehr. In der Zürcher Bahnhofshalle beispielsweise kosten vier Wochen Markt rund 132'000 Franken, umgerechnet ist das fast sechsmal so viel wie für die gleiche Zeitspanne in der Bundesstadt.
Die Stadt Bern ist traditionelle eine Marktstadt. Bei höheren Preisen könnten sich die Organisatoren zurückziehen.
Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause verteidigt die Tiefpreispolitik in der Bundesstadt: «Die Stadt Bern ist traditionelle eine Marktstadt. Bei höheren Preisen könnten sich die Organisatoren zurückziehen.»
Höhere Tarife beim Münsterplatz
Nicht alle Weihnachtsmärkte bezahlen gleich viel, wie die SRF-Recherchen zeigen. Für ein Verkaufschalet überweisen die Organisatoren und Organisatorinnen des Sternenmarktes der Stadt Bern rund 10 Franken Tagesmiete.
Die Handwerkerinnen und Handwerker auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Münster hingegen 18 Franken – und dies, obwohl sie seit 40 Jahren die Berner Innenstadt beleben.
Marc Heeb, Leiter des Polizeiinspektorats der Stadt, begründet den Preisunterschied mit zwei unterschiedlichen Reglementen. Beim Sternenmarkt miete ein Veranstalter ein ganzes Gelände, die Handwerker und Handwerkerinnen auf dem Münsterplatz würden gemäss Marktreglement einzeln «tarifiert».
Diese Ungleichbehandlung erstaunt Politiker von links bis rechts: Für SVP-Stadtrat Alexander Feuz ist es nicht nachvollziehbar, dass ein Weihnachtsmarkt, welcher schwergewichtig Alkohol und Essen verkaufe, gar noch weniger Bodenmiete bezahle, als ein Markt mit Handwerkskunst: «Es ist doch völlig klar, womit das grosse Geld gemacht wird».
Und auch ganz grundsätzlich pflichtet er Lea Bill von den Grünen bei: Die Stadt Bern soll dort, wo Private mit dem öffentlichen Boden viel Geld verdienen, auch etwas verlangen. «Schliesslich hat die Bundesstadt Finanzprobleme.»