Das 15-jährige Moschusochsenweibchen Maike aus dem Tierpark Dählhölzli in Bern lebt nicht mehr. «Das Tier lag am Morgen tot in der Anlage», sagt Dählhölzli-Tierarzt Stefan Hoby. «Wir hatten im Vorfeld keine Anzeichen, dass das Tier krank wäre.»
Umso grösser die Aufregung. Rasch sei klar gewesen, dass bei Maike kein Herzschlag und keine Atmung mehr vorhanden sind, sagt Hoby. «Darum haben wir das Tier sofort in die Tierpathologie der Uni Bern geschickt.»
Dort wurde festgestellt, dass das Moschusochsenweibchen an einer schweren Pansenübersäuerung und Darmentzündung gestorben ist – ausgelöst durch den Verzehr von zu vielen Eicheln. «Das ist eine sehr unglückliche Verkettung von Ereignissen», sagt Hoby.
Überangebot an Eicheln
Die Eicheln fielen von einer grossen Eiche in die Anlage. 2024 sei ein sogenanntes Mastjahr bei Eichen, Buchen und Ahornbäumen, erklärt Hoby. Dadurch und durch die regnerischen und teilweise windigen Wetterbedingungen habe sich den Moschusochsen in kurzer Zeit wiederholt ein Überangebot an Eicheln geboten.
Da die Tiere gewöhnlich in der kargen Tundra leben und alles fressen, was ihnen als Nahrung zur Verfügung steht, haben die Tiere immer wieder zu viele Eicheln gefressen. «Bei übermässiger Aufnahme können Giftstoffe in den Eicheln die Schleimhäute des Verdauungstrakts und auch die Nieren direkt schädigen», erklärt Tierarzt Stefan Hoby.
Moschusochsenmännchen hat überlebt
Hätte der Tierpark mit diesem Wissen nicht präventiv handeln müssen? «Im Nachhinein ist man immer schlauer», sagt Stefan Hoby, «natürlich machen wir uns grosse Vorwürfe, dass es so weit kam». Andererseits sei man im Tierpark auch stolz darauf, solche Eichenbäume zu haben. «Wir werden den Baum jetzt sicher nicht fällen.»
Um weitere Vorfälle zu vermeiden, will der Tierpark jedoch eine provisorische Abschrankung installieren. Auch eine dauerhafte Abschrankung sei geplant.
Das Gute an der tragischen Geschichte: Das fünfjährige Moschusochsenmännchen konnte gerettet werden. «Er ist noch besser im Saft als das Weibchen, aber auch er zeigte Anzeichen von starken Bauchschmerzen.» Durch mehrfache Infusionen konnte man die schwere Krankheit bekämpfen.
Der Tierpark Dählhölzli besitzt als einziger Zoo in der Schweiz Moschusochsen. Umso mehr sind die Verantwortlichen darum bemüht, dass es auch weiterhin solche Tiere geben wird.