56 Quadratmeter – so gross oder besser gesagt so klein ist die Wohnung, in der Raquel Amigo hier in Zollikon oberhalb des Zürichsees lebt. Wobei klein findet Raquel Amigo ihre Wohnung keinesfalls: «Wir sind verwöhnt. Ich kann mir auch gut vorstellen, hier zu zweit zu leben.»
Aber es brauche eine effiziente Einrichtung und man müsse sich beschränken. So steht in ihrer Wohnung nirgends ein Kleiderschrank. Stattdessen hängen ihre Kleider an einer Stange im Schlafzimmer. Raquel Amigo wechselt sie aus, je nach Jahreszeit. Und was sie gerade nicht braucht, lagert sie im Keller.
Sich auf das Wesentliche beschränken – das ist es, was Raquel Amigo an dieser Wohnform fasziniert. «Man merkt, dass man eigentlich sehr wenig braucht. Und man muss auch sehr wenig putzen», scherzt sie.
Dem stimmt ihr Nachbar Fabrice Würsten zu. Auch er ist seit ein paar Monaten in einem dieser Tiny Homes zu Hause und musste sich zuerst an diese neue Wohnform gewöhnen. Zuvor wohnte er in einer grösseren Wohnung. «Ich musste mich von meinem zwei Meter breiten Bett trennen. Das hat hier keinen Platz mehr.»
Leben auf wenig Raum, nicht aber für wenig Geld
Seit ein paar Jahren entstehen in der Schweiz immer mehr sogenannte Tiny Homes. Und das in vielen verschiedenen Formen: So gibt es zum Beispiel Mikro-Apartments, Mini-Häuser, Zirkuswagen oder Jurten. Das Angebot richtet sich längst nicht mehr nur an gesellschaftskritische Menschen, die sich bewusst einschränken, um ökologisch zu leben. Es gibt auch Kleinwohnformen für die gehobene Klientel.
Aus Spargründen sind auch Raquel Amigo und Fabrice Würsten nicht in ein Tiny Home gezogen. Sie bezahlen fast 2'500 Franken pro Monat für ihre nicht einmal 60 Quadratmeter. Ein stolzer Preis.
Auf die Frage, ob er sich nicht eine tiefere Miete wünschen würde, wenn er sich schon freiwillig einschränkt beim Platzbedarf, meint Tiny Homes-Bewohner Fabrice Würsten: «Natürlich. Aber es ist ein Neubau und auch die Lage macht viel aus.»
Die Siedlung hier im Zollikerberg besteht aus 39 Kleinwohnungen, verteilt auf vier Häuser. Vermarktet werden die Tiny Homes von der Firma Utorem. Yves Rogger, Projektentwickler bei Utorem sagt, es sei legitim, mit einem innovativen Ansatz Geld zu verdienen: «Unser Fokus liegt darauf, nachhaltige und zukunftsorientierte Wohnformen zu entwickeln. Wenn diese auch noch wirtschaftlich erfolgreich sind, bestätigt das unsere Strategie.»
Der Erfolg gibt ihnen recht. Diese vier Häuser im Zollikerberg bilden eine der ersten Tiny-Homes-Siedlungen in der Region Zürich. Aber wohl nicht die Letzte. «Für die Wohnungen meldeten sich über 800 Interessenten», sagt Yves Rogger. Das zeige, dass die Preise noch weit unter der Zahlungsbereitschaft der Interessenten liegen.