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«Ein Jugendlicher pro Klasse hat es schon probiert»
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 10.09.2020. Bild: Keystone
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Tod von Zürcher Jugendlichen Suchtmittel-Experte: «Mischkonsum bei Jugendlichen nimmt zu»

Am 16. August wurden in einer Wohnung im Zollikerberg zwei Jugendliche tot aufgefunden. Wie ein Gutachten des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich zeigt, sind die beiden infolge einer Überdosis von Medikamenten gestorben. Die 15-Jährigen sollen verschiedene Medikamente gemischt haben, was zu einer Atemlähmung geführt hat.

Suchtmittel-Experte Domenic Schnoz warnt davor, dass der Mischkonsum von betäubenden und schmerzstillenden Medikamenten unter Jugendlichen zunimmt.

Domenic Schnoz

Domenic Schnoz

Suchtmittel-Experte

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Domenic Schnoz ist Leiter der Zürcher Fachstelle zur Prävention des Suchtmittelmissbrauchs.

SRF News: Ist das, was im Zollikerberg passiert ist, ein tragischer Einzelfall oder nehmen Fälle von Medikamenten-Missbrauch zu?

Dominic Schnoz: Abschliessend kann ich diese Frage nicht beantworten. Die Forschung dazu fehlt derzeit. Es gibt aber Hinweise darauf, dass solche Fälle zunehmen. Gemäss einer Studie ist die Quote von 2,8 Prozent auf 4,5 Prozent im Jahr 2018 angestiegen. Ich muss aber festhalten: Zum Thema Mischkonsum von Jugendlichen müsste dringend mehr geforscht werden.

Also weiss niemand so genau, wie verbreitet dieses Phänomen genau ist?

Wenn man den Prozentsatz von 4,5 hochrechnet, kommt man auf einen Jugendlichen pro Schulklasse, der schon einmal mit Medikamenten als Droge experimentiert hat. Diese Studie hat 15-Jährige untersucht, also sehr junge Menschen. Ausserdem dürfte die Dunkelziffer gross sein. Das ist doch beunruhigend.

Was können Sie in der Prävention bewirken, damit es möglichst wenig solche Fälle gibt?

Was uns auffällt: Viele Jugendliche denken, Medikamente seien weniger gefährlich als andere Drogen. Wenn wir mit Jugendlichen sprechen, hören wir heraus, dass die Hemmschwelle niedriger ist. Sie schlucken schneller eine Beruhigungspille als Kokain zu konsumieren. Die Jungen kennen die Risiken rund um den Mischkonsum nicht und sie wissen nicht, wie mit den Stoffen umgehen. Da braucht es sehr viel Aufklärungsarbeit.

Aber nicht nur die Jugendlichen wissen zu wenig, offenbar haben auch die Fachstellen zu wenig Informationen?

Das stimmt und es erschwert die Präventionsarbeit. Wir sollten dringend den Mischkonsum erforschen: Wer nimmt solche Medikamente als Rauschmittel, wieso machen sie das, wo machen sie es und so weiter. Zu diesem Zweck haben wir gemeinsam mit dem Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung einen Antrag gestellt beim Bundesamt für Gesundheit und Geld beantragt für eine Studie rund um den Mischkonsum von Jugendlichen.

Das Gespräch führte Dominik Steiner.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 10.09.2020, 17.30 Uhr;

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11 Kommentare

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  • Kommentar von Patrik Müller  (P.Müller)
    Meine Theorie: Der Menschfunktioniert grundsätzlich wie eh und jeh nach wenigen Prinzipien und Strickmuster. Label: Konservativ oder Bünzlig. Das sogenannt "moderne, durchgestylte und ideale Leben" trifft die ersehnte Realität einfach nicht. Diese Diskrepanz auszuhalten und einzuorden gelingt nicht allen, Hilfe versprechen scheinbar Drogen aller Art.
    Das Bier am Abend - genau genommen ein Belohnung wegen dem ausgehaltenen Stress unter tags.
  • Kommentar von Hans-Ulrich Rechsteiner  (Rechi)
    Vielleicht liegt’s ja daran, dass Jugendliche kein „zu Hause“ mehr haben. Die ersten 10-12 Jahre werden sie and die Kita abgeschoben und nachher sich selbst überlassen weil Mami und Papi Karriere machen wollen oder eben arbeiten müssen. Die sogenannt moderne Gesellschaft hat halt viele Nachteile.
    1. Antwort von Lukas Gubser  (Mastplast)
      Die Wirtschaft will ja dass möglichst alle Kinder in Kitas aufwachsen damit die Familie auch noch verindustrialisiert werden kann.
  • Kommentar von Angela Nussbaumer  (Angela N.)
    Für mich sind einfach die Langzeitfolgen von Rauschmittelkonsum besorgniserregend. Langfristig hat das Nachwirkungen, welche sich dann in den Praxen der Psychiater zeigen werden. Es kann mir doch niemand erzählen, man könne sich reinziehen was das Zeugs hält, und dann gebe es keine nachteiligen Wirkungen davon.
    Die Frage ist für mich auch, was wir in dieser Gesellschaft falsch machen, dass Jugendliche, ja selbst Kinder zu Rauschmitteln greifen. Da liegt doch etliches im Argen.
    1. Antwort von Mariette Schelker  (Grosi)
      ...ist schwer auszuhalten miterleben zu müssen, wie eine "lebensfrohe Persönlichkeit" mit Ecken und Kanten langsam durch eines oder mehrere Rauschmittel zerfällt... Den "Point of no return" gibt es tatsächlich. Das zu Spät, um wieder ins Leben zurück zu finden.
      Dieser Bericht ist für mich wie Spott und Hohn unseren Jungen gegenüber wegen dem "Pilotprojekt", welches der Ständerat vor zwei Tagen genehmigte.
      Das BAG gehörte dem EJPD für 5 - 7 Jahre unterstellt um auszumisten.