Es ist die Geschichte für einen Hollywoodfilm, die im Aargau begann. Ein Metzger aus der Aargauer Provinz, aufgewachsen bei der Grossmutter, bringt es durch harte Arbeit zum Kampfsport-Superstar. Kein Wunder, wird der Lebenslauf von Andy Hug aus dem aargauischen Wohlen mit jenem von «Rocky» verglichen: Ein Boxer aus armen Verhältnissen, der den Aufstieg an die Weltspitze schafft.
Vor 25 Jahren endet die Geschichte von Andy Hug allerdings jäh. Wenige Tage nach dem Bekanntwerden seiner Leukämie-Erkrankung, stirbt der Kampfsportler am 24. August 2000 im Alter von nur 35 Jahren. In Japan ein Superstar, wird er in einem Schrein in Kyoto neben Samurais bestattet. In der Schweiz wird die Trauerfeier im Zürcher Grossmünster live im Fernsehen übertragen.
Alles wartet auf den «Andy-Kick»
Der Blick ein paar Jahre zurück: Als Jugendlicher beginnt Andy Hug mit Kampfsport. Seine Grossmutter schickt ihn ins Karate, damit er sich nicht mehr mit anderen Buben prügelt. Schnell schafft er es in die Nationalmannschaft.
Nach mehreren nationalen und internationalen Karate-Titeln und -Kämpfen in Japan, bestreitet Hug Kämpfe in der K1-Liga, eine Vollkontakt-Kampfsportart mit Techniken aus verschiedenen Kampfkünsten.
Schnell wird er in Japan zum Star – fast unbemerkt in der Schweiz. Auf der Strasse kann sich Andy Hug kaum bewegen, ohne eine Hand schütteln zu müssen.
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Bild 1 von 2. In Japan ein Star: Auf der Strasse wurde Andy Hug oft erkannt. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Hugs Geschichte wurde als Manga veröffentlicht. Der Comic zeigt den Weg des sich prügelnden Buben an die Weltspitze. Bildquelle: SRF.
K1 wird stark gepusht und ist bald weltweit populär – dank der Erfolge von Andy Hug auch in der Schweiz. Das Hallenstadion ist ausverkauft, wenn der Aargauer kämpft. Und die Masse tobt, wenn er zum «Andy-Kick» ansetzt. Das Bein durchgestreckt, der Fuss über dem Kopf, um damit auf den Hals oder den Kopf des Gegners herunterzukrachen.
«Wenn du nichts hast, dann hast du Biss»
Die Geschichte von «Rocky» habe ihn inspiriert, sagte Andy Hug gegenüber SRF. Er habe zeigen wollen, dass man den Aufstieg durch harte Arbeit schaffen könne, aus der Unter- in die Oberschicht. «Wenn du nichts hast, dann hast du Biss. Es ist die einzige Chance, mit dem Sport etwas zu erreichen und zu verdienen.»
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Bild 1 von 5. Wie Sylvester Stallone in Rocky: Andy Hug frühmorgens beim Joggen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Einzug in die Arena: Der Schweizer war ein gefeierter Kämpfer. Das Medieninteresse in der Schweiz und Japan war gross. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Zu Hause am Frühstückstisch. Andy Hug lebte meistens in Japan, getrennt von Frau Ilona und Sohn Seya (Bild). Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Grosse Trauer bei der Feier in Zürich für Andy Hug nach seinem Tod. Bildquelle: SRF.
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Bild 5 von 5. Vier Jahre nach seinem Tod wurde in Wohlen eine Gedenkstätte für Andy Hug eingeweiht. Gestaltet hat die Anlage seine Frau Ilona. Bildquelle: SRF.
In Japan nannten sie ihn den «Samurai mit den blauen Augen». Zu seiner Beliebtheit dort meinte Hug: «Es ist sicher mein Wille, dass ich nicht aufgegeben habe. Aber manchmal weiss ich selber nicht, warum ich ihnen ans Herz gewachsen bin.»
Zu seiner Karriere gehörte auch, dass er die meiste Zeit in Japan wohnte, um sich auf das Training zu konzentrieren – ohne Ehefrau Ilona und Sohn Seya. Dies tat seiner Popularität keinen Abbruch. Einmal daheim, war das Paar oft in den Schweizer Boulevardmedien zu sehen.
Mitte August 2000 wurde bei Andy Hug Leukämie diagnostiziert. Aus dem Spital meldete er sich mit einem Brief bei den Fans. Den Kampf gegen den «schlimmsten Gegner seiner Karriere», wie er die Krankheit beschrieb, verlor Hug allerdings, nur zwei Tage später.