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Tödlicher Unfall auf Schulweg Schnell wachsende Städte: Verkehrsproblem in Wohnquartieren?

Nach tragischem Verkehrsunfall mit einem Zürcher Schüler auf Schulweg: Werden sich rasch wandelnde Quartiere ein Problem für die Verkehrssicherheit? Was heisst das für die Städteplanung?

Dieser Unfall hat die Debatte ausgelöst: Ein 5-jähriger Junge wurde am Mittwoch auf dem Weg in den Kindergarten in der Stadt Zürich tödlich verletzt. Passanten haben das tote Kind beim Escher-Wyss-Platz aufgefunden. Die Stadtpolizei geht von einem Verkehrsunfall aus.

Fahrerflucht mit Todesfolge?

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Zum genauen Unfallhergang lägen bisher noch keine gesicherten Beweise vor, sagt die Polizei zum Unfall am Escher-Wyss-Platz. Die Polizei hat mittlerweile drei Lenker befragt. Wer wie am Unfall beteiligt war, ist aber noch offen. Bei den drei Personen handelt es sich um die Lenker von zwei Autos und eines Lastwagens. Zum genauen Unfallhergang lägen bisher noch keine gesicherten Beweise vor.

Da der Junge aber von Passantinnen und Passanten gefunden worden ist, drängt sich die Frage nach Fahrerflucht auf.

Welche Strafe kann bei Fahrerflucht mit Todesfolge verhängt werden?

Sollte sich der Unfall tatsächlich als Fahrerflucht mit Todesfolge entpuppen, dürfte dies schwerwiegende Folgen für den oder die Lenkerin haben: Dafür gibt es in der Schweiz bis zu drei Jahre Gefängnis. Fahrerflucht ist keine Seltenheit in der Schweiz: Im Jahr 2020 gab 162 Verurteilungen deswegen.

Darum sorgt der Unfall für Empörung bei den Eltern: Der Escher-Wyss-Platz ist mit seiner Verkehrsführung ein gefährlicher Verkehrsknotenpunkt im ehemaligen Industriequartier, das sich zum trendigen Wohnquartier gewandelt hat. Insbesondere für Eltern von Kindern, die den Platz auf ihrem Schulweg kreuzen müssen, ist er ein Dorn im Auge. Viele Eltern seien deshalb schon bei der Stadt vorstellig geworden, so Gemeinderätin Sandra Bienek (GLP).

Passanten stehen vor Kerzen
Legende: An der Unfallstelle in Zürich beim Escher-Wyss-Platz haben Trauernde Kerzen und Blumen platziert. (23.12.2022) SRF

Die Schulwege im Kreis 5 seien aber generell nicht gefährlicher als andernorts, meint Kathrin Wüthrich, Präsidentin der Kreisschulbehörde Limmattal, zu SRF. Dies zeige der Schulwegplaner der Stadtpolizei Zürich.

Schulwege in Zürich sind eine Herausforderung.
Autor: Kathrin Wüthrich Präsidentin der Kreisschulbehörde Limmattal

Die meisten Strecken seien im Quartier als grün oder orange eingestuft (siehe Box). «Aber Schulwege in der Stadt Zürich sind stets eine Herausforderung. Im Schulkreis Limmattal gibt es viele Schulhäuser neben befahrenen Strassen.»

Wie sicher sind Zürcher Schulwege?

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Wie sicher sind Zürcher Schulwege tatsächlich? «Eine schwierige Frage», meint Kathrin Wüthrich, Präsidentin der Kreisschulbehörde Limmattal, zu SRF. Grundsätzlich seien die Schulwege sicher. Aber: «In der Stadt Zürich fahren grosse Autos und Lastwagen. Das ist eine Gefahr, die besteht.» Die Verkehrsabteilung der Stadtpolizei habe ein Tool, den sogenannten Schulwegplaner , erstellt. Damit könne man die Schulwege und ihr Gefahrenpotenzial anschauen und abschätzen. Diese werden je nach Gefahr in roten, orangen und grünen Zonen angezeigt.

Wichtig in der Beurteilung der Schulwegsicherheit seien Fragen wie: Wie breit ist das Trottoir, wie sicher ist der Übergang? Orange seien beispielsweise Stellen, an denen es bei einem Tramübergang kein Lichtsignal gebe.

Wisse man, wie sicher ein Übergang ist, sei es wichtig, dies mit den Kindern zu üben. «Hier sind die Eltern sehr wichtig. Aber auch die Schule übernimmt mit der Verkehrspolizei eine wichtige Rolle, indem sie Verkehrssicherheit mit den Kindern seit dem Kindergarten üben», sagt Wüthrich.

Nicht nur in Zürich entstehen rasch neue Quartiere. Fördert die Durchmischung von Wohnen, Arbeit und Industrie Gefahrenstellen? «Ja, sobald die Funktionen durchmischt werden, steigen die Gefahren», meint Deborah Arnold, Co-Leiterin Stadtplanung Luzern. Der Stadt Luzern sei es daher auch ein Anliegen, reine Gewerbegebiete halten zu können.

Wie wandelt sich ein Quartier?

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«Transformationsprozesse beginnen, wenn reine Gewerbe- oder Industriezonen zu Mischzonen umgezont werden», führt Deborah Arnold aus. «Dies ist ein bewusster Prozess.» Das heisst, in der Regel würden zuvor umfassende Entwicklungsstudien gemacht. Im Dialog mit der Bevölkerung würden verschiedene Entwicklungsszenarien geprüft. «Da kommen Sicherheitsthemen immer zur Sprache.»

«Es muss nicht zwingend mit der Durchmischung von Industrie und Wohnen zu tun haben», sagt wiederum Martin Sandtner, Abteilungsleiter Raumplanung Basel-Stadt. Aus Raumplanungssicht könne die Durchmischung längerfristig gar für eine Entschärfung sorgen, da durch kurze Arbeitswege weniger Verkehr entstehe und diese zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegt werden könnten.

Die Stadt sicherer zu machen, ist ein laufender Prozess.
Autor: Martin Sandtner Raumplanung Basel-Stadt

Man kenne aber auch in der Stadt Basel gefährliche Situationen – hervorstächen vor allem viel befahrene Strassen, die Haupteinfallachsen des Verkehrs. Das sehe man in der Auswertung zur Verkehrssicherheit. «Wenn über solche Knotenpunkte Schulwege führen, werden beispielsweise Ampeln gebaut.» Die Stadt sicherer zu machen sei ein laufender Prozess.

Welche Herausforderung stellt sich in der Städteplanung neuer Wohngebiete? «Wichtig ist bei der Transformation, dass die sozialräumliche Betrachtung – wo sind wohnungsnahe Freiräume, übergeordnete Treffpunkte, Wegführungen und damit einhergehend Sicherheit sowie Sicherheitsempfinden – von Beginn an mitberücksichtigt wird», sagt Deborah Arnold.

Strassen beim Escher-Wyss-Platz
Legende: Der Escher-Wyss-Platz in Zürich gilt als gefährlicher Verkehrsknotenpunkt: Die Autos kommen oft zu schnell und aus verschiedenen Richtungen über die Kreuzung, zudem sorgen eine Vielzahl an Trams für weitere Unübersichtlichkeit. Keystone / Christian Beutler

«Temporeduktion für die Autos ist für die Verkehrssicherheit neben einem übersichtlich gestalteten Strassenraum das A und O», sagt Martin Sandtner aus Basel. Dem pflichtet auch Milena Scherrer, Co-Leiterin Mobilität Luzern, bei: «Wo es Sinn macht, führen wir Tempo 20 ein und setzen uns für Tempo 30 primär auf Hauptachsen in bewohnten Gebieten ein.» Dies wurde im Vorfeld von Luzern Nord – einem klassischen Transformationsgebiet – bereits in der Planung so einbezogen.

Wird dem Verkehr bei der Planung neuer Wohngebiete genügend Rechnung getragen? In der Stadt Luzern laufe ab 2023 ein Projekt Schulwegsicherheit, sagt Scherrer und fügt an: «Die Verkehrssicherheit hat hohe Priorität.» Das sieht auch der Raumplanungsexperte Sandtner so. «Beim neuen Güterbahnhof in Basel konnte man zum Beispiel ein ehemals gefährliches Quartier sicherer machen, da man die Chance hatte, etwas ganz Neues zu planen: mit neuer Schule, kurzen Wegen und Verkehrsberuhigung.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 22.12.2022, 17:30 Uhr

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