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Top-Diplomat nimmt Stellung «Ich bin noch nie solchen extremen Attacken ausgesetzt gewesen»

Der zurückgetretene Chef des UNO-Palästinenserhilfswerks, Pierre Krähenbühl, wehrt sich gegen Betrugs-Vorwürfe.

Die Vorwürfe gegen den Schweizer Top-Diplomaten Pierre Krähenbühl wiegen schwer: Dem Chef des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) werden Betrug und missbräuchliche Verwendung von Hilfsgeldern vorgeworden.

Zudem wird der Schweizer der Vetternwirtschaft beschuldigt. Demnach soll der ehemalige UNRWA-Chef eine Liebesbeziehung zu einer Mitarbeiterin unterhalten und diese deshalb beruflich bevorzugt haben.

Nach seinem Rücktritt nimmt Krähenbühl jetzt zu den Vorwürfen Stellung. Im Interview mit dem Westschweizer Fernsehen RTS weist er dabei sämtliche Beschuldigungen von sich und spricht vielmehr von einer politischen Kampagne gegen die Organisation und seine Person. «Wir befinden uns derzeit in einem Umfeld der Hyperpolitisierung», sagt Krähenbühl.

Ausserdem gebe es Betrug und Vetternwirtschaft unter seiner Führung nicht. «Ich habe diese Vorwürfe seit Beginn zurückgewiesen und werde es weiterhin tun.» Und weiter: «Es gibt keine Korruption, Betrug oder Zweckentfremdung von Hilfgeldern.» Auch von einer Liebesbeziehung will Krähenbühl nichts wissen.

«Extremen Attacken ausgesetzt gewesen»

Auf die Frage, ob er sich mittlerweile als Spielball und Opfer der Politik der Grossmächte im Nahost-Konflikt sehe, antwortet Krähenbühl derweil so: «In den 28 Jahren meiner humanitären Aktivitäten bin ich jedenfalls noch nie solchen extremen Attacken ausgesetzt gewesen.»

So sei er gemäss eigener Aussage beispielsweise während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates von einem Repräsentanten der USA direkt attackiert worden – und zwar auf eine Art und Weise, die dem Prinzip des Multinationalismus direkt widersprächen. «Gegen diese Art von Kritik habe ich mich stets gewehrt», fügt Krähenbühl im RTS-Interview an.

Politik der Deradikalisierung torpediert

Die UNO-Politik habe Krähenbühl nicht aus Selbstzweck verteidigt - im Gegenteil: «Ich tue das für die 5.5 Millionen palästinensischen Flüchtlinge, deren Zukunft fragil ist und die keinen Silberstreifen am Horizont erkennen».

In diesem Zusammenhang gibt der Schweizer Diplomat zu bedenken: «Was denken Sie: In welchen Institutionen landen die Kinder, wenn unsere Schulen schliessen müssen? In den Schulen der Hamas.» Diese Entwicklung würde die implementierte Strategie der Deradikalisierung von palästinensischen Jugendlichen letztlich hintertreiben.

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