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Totalsperre Bern-Freiburg Härtetest: Wie meistern die Pendler die Totalsperre?

Bus statt Zug heisst es in den nächsten zwei Monaten zwischen Bern und Freiburg, der wichtigsten Verbindung zwischen Deutsch- und Westschweiz. Mühsam, aber machbar, finden viele.

Montagmorgen vor dem Bahnhof Bern. Ein doppelstöckiger Reisecar mit getönten Scheiben hält an. Er ist einer von vielen Ersatzbussen, der in den nächsten Wochen hier vorfährt.

Es ist alles gut signalisiert. Aber es ist trotzdem mühsam, den Bus nehmen zu müssen.
Autor: Pendler

Pendlerinnen, Lernende und Ausflügler steigen aus dem Reisecar aus. Weil die wichtigste Bahnachse zwischen Deutsch- und Westschweiz gesperrt ist, sind sie nun mit dem Bus von Freiburg nach Bern gekommen.

Wie war die Fahrt? Der Ersatzverkehr sei gut organisiert, sagt etwa ein Kita-Mitarbeiter, der jeden Tagt nach Bern pendelt. «Es ist alles signalisiert. Aber es ist trotzdem mühsam, den Bus nehmen zu müssen.» Kein Luxus, meint ein anderer Pendler: «Der Bus war voll, jeder Platz besetzt. Mal schauen, wie es in den nächsten Wochen ist.

Härtetest bestanden – sagen die SBB

Rund dreissig Minuten länger dauert nun die Reise zwischen Bern und Freiburg. Zwar ist die Strecke bereits seit Freitagabend gesperrt. Der Härtetest, ob der Ersatzverkehr funktioniert, war aber erst am Montag: Denn an normalen Arbeitstagen pendeln rund 33'000 Menschen auf dieser Strecke, im Sommer sind es etwas weniger.

Die SBB zeigen sich zufrieden mit dem ersten Pendlertag. «Es ist gut gelaufen am Montag», sagt Michel Berchtold, Leiter Region Mitte. «Zwei Dinge sind bei einer Totalsperre wichtig: Genügend Kapazitäten und eine gute Information der Kunden.» Beides habe man vorbereitet und beides habe soweit geklappt.

Bauarbeiten auf dem Bahnhof Schmitten
Legende: Die Arbeiten kosten rund 90 Millionen Franken und beschäftigen etwa 200 Personen. Auf dem Bahnhof Schmitten FR laufen die Arbeiten bereits auf Hochtouren. Keystone/Alessandro della Valle

Zurück an den Bahnhof Bern zum Ersatzbus Richtung Freiburg. Ein älteres Paar mit drei grossen Reisekoffern steht an der provisorischen Haltestelle. Sie seien unterwegs an den Flughafen Genf, erzählen sie. «Wir haben uns auf den Bahnersatz vorbereitet.»

Totalsperre für zwei Monate gibt es nicht oft

Nicht vorbereitet hat sich hingegen eine junge Frau: «Ich musste die Haltestelle suchen.» Nun komme sie halt zu spät zur Schule, sagt sie und steigt in den Ersatzbus ein, der sogleich losfährt.

Dass so eine wichtige Zugverbindung für zwei Monate komplett gesperrt sei, gebe es nicht oft, sagt SBB-Gesamtprojektleiter Michael Müller. Grund für die Totalsperrung ist ein Grossprojekt der SBB: Auf einer Länge von acht Kilometern werden Gleise, Unterbau und Fahrleitungsanlagen erneuert. Gleichzeitig werden zwei Bahnhöfe barrierefrei umgebaut.

«Wir sind uns bewusst, dass die Totalsperre eine grosse Einschränkung ist.» Aber eine einfachere Lösung gäbe es nicht: «Wenn wir herkömmlich gebaut hätten, würde das ganze Projekt etwa drei Jahre dauern.»

Via Autobahn geht es im Ersatzbus Richtung Westen, ohne Halt bis Freiburg. «Normalerweise arbeite ich auf der Fahrt, aber im Bus ist das schwierig», sagt ein Pendler bei der Ankunft im Busbahnhof. Und es sei heiss gewesen im Bus. «Es war schön und ein bisschen wie ein Ausflug», sagen zwei ältere Frauen. «Wir haben die Fahrt genossen.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 30.06.2025, 17:30 Uhr ; 

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