Vor einem Monat regnete es stark im Bergell. So stark, dass in einem Seitental bei Vicosoprano (GR) ein Murgang niederging. Geröll und Schlamm wurden via Valun dal Largh, einem Zufluss der Maira, bis in den Talfluss gespült. Mit gravierenden Folgen für die Fische.
Das Bündner Amt für Jagd und Fischerei meldet am Vormittag, der Murgang habe zu einer massiven Trübstoffbelastung der Maira geführt. Kontrollfischungen ergaben ein «unerwartet hohes Schadenmass»: Gerade einmal drei Fische fanden die Amtsmitarbeitenden im Fluss. Man geht davon aus, dass ein Teil der Fische verstarb, ein anderer flussabwärts floh.
Von alleine kann der Fisch nicht zurück
Marcel Michel, der Fischereibiologe des Kantons Graubünden, erklärt: «Einerseits bringt das Geröll eine Umwälzung der Bachsohle, was gefährlich ist für die Fische. Andererseits gibt es eine erhöhte Trübung. Das führt zu einer Konzentration, die für die Fische sehr gefährlich wird. Der Fisch kann sterben oder ergreift die Flucht.» Dass praktisch keine Fische mehr übrig sind, ist für den Biologen doch sehr überraschend.
Von alleine könne der Fisch jetzt nicht mehr zurück in die Maira, sagt Michel. Dafür ist der Fluss zu stark verbaut, zum Beispiel durch ein Kraftwerk auf der italienischen Seite oder Schwellen auf der Schweizer Seite. Man müsste also wieder Forellen aussetzen. Die Frage sei aber: Lohnt es sich? Mit dem Klimawandel gibt es mehr solche Murgänge.
Michel sagt: «Wie oft muss man wieder mit solchen Ereignissen rechnen, die alles auslöschen? Dann wäre es vergebene Mühe. Wir sind allerdings zuversichtlich, dass wir hier einen Weg finden, den Fischbestand wieder aufzubauen.» Das brauche jetzt aber seine Zeit. Gut möglich, dass das Fischen in der Bergeller Maira in den nächsten Jahren verboten wird.