Kurtaxen oder Ortstaxen sind bekannt aus Ferienregionen oder Städten im In- und Ausland. Wer in einem Hotel oder einer Ferienwohnung übernachtet, bezahlt eine kleine Abgabe. Im Gegenzug gibt es Vergünstigungen im Schwimmbad oder einen kostenlosen Skibus. Doch: Nicht nur typische Feriendestinationen setzen auf die Abgabe, auch im Schweizer Mittelland werden Kur- oder Ortstaxen erhoben. In Gemeinden, die man im ersten Moment nicht mit Tourismus in Verbindung bringen würde.
Attraktiv für Geschäftsreisende
Aktuelles Beispiel ist die grosse Aargauer Agglomerationsgemeinde Spreitenbach, wo die Gemeindeversammlung am Dienstagabend im Grundsatz eine Ortstaxe beschlossen hat. Bei Spreitenbach denkt man nicht zuerst an Tourismus, sondern an Einkaufszentren, Hochhäuser und an die Autobahn. In den letzten Jahren sei die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten aber stark angestiegen, sagt Gemeindepräsident Markus Mötteli. Das fünfte Hotel sei im Bau und es dürften weitere folgen.
Spreitenbach ist attraktiv für Geschäftsreisende: verkehrstechnisch günstig gelegen, nahe an der Stadt Zürich, dem Flughafen sowie der Industrie. «Wir sind der Meinung, dass auch die Hotelgäste als Benutzer unserer öffentlichen Anlagen zu deren Unterhalt beitragen sollen», so Mötteli. Noch ist nicht klar, wozu Spreitenbach die Einnahmen aus der Taxe konkret einsetzen will. Das entsprechende Reglement wird erst ausgearbeitet.
Neben Spreitenbach kennen im Aargau Rheinfelden und Bad Zurzach eine Kurtaxe. In Bad Zurzach mit seinem Thermalbad wird diese seit 1967 erhoben. Das Geld sei an die touristischen Einrichtungen gebunden, erklärt Gemeindeammann Bernhard Scheuber. Unterstützt würden aktuell etwa der Unterhalt von Wanderwegen, Führungen oder die Velovermietung. Der Nutzen dieses Angebots habe sich nun auch in Zeiten von Corona gezeigt, als vermehrt Gäste ins Zurzibiet kamen. «Da darf man auch das Selbstverständnis haben und sagen: Wir sind ein Kurort.»
Ein Sechstel übernachtet an der Autobahn
Bereits seit 2012 erhebt die Solothurner Gemeinde Egerkingen eine Kurtaxe. In den Hotels und Unterkünften an der Autobahnverzweigung steigen viele Geschäftsreisende ab. Pro Übernachtung zieht die Gemeinden zwei Franken ein, jährlich kommen rund 130'000 Franken zusammen.
Die Idee einer Kurtaxe habe sich aufgedrängt, so Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi. Egerkingen zähle seit Jahren einen Sechstel aller Übernachtungen im Kanton Solothurn – jedes Jahr bis etwa 70'000. Die Gäste benutzten die örtliche Infrastruktur und brächten vor allem Mehrverkehr. Egerkingen verwende 40 bis 50 Prozent der eingenommenen Taxen für Projekte der lokalen Hotellerie.
Das Geld wird laut Reglement «für die Finanzierung und den Unterhalt von touristischen Einrichtungen, kulturellen Anlässen und für Verschönerungsaktionen eingesetzt». Beträge gesprochen wurden laut der Gemeindepräsidentin unter anderem an Wanderwege und Grillplätze, eine Kneipp-Anlage oder die Weihnachtsbeleuchtung. In Planung sei ein Vita-Parcours, welcher die Hotels untereinander verbindet.