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Tourismus im Mittelland Ferien in der Agglo? Spreitenbach führt Kurtaxe ein

Spreitenbach will eine Ortstaxe erheben. Auch andere tourismus-untypische Gemeinden im Mittelland kennen dies.

Kurtaxen oder Ortstaxen sind bekannt aus Ferienregionen oder Städten im In- und Ausland. Wer in einem Hotel oder einer Ferienwohnung übernachtet, bezahlt eine kleine Abgabe. Im Gegenzug gibt es Vergünstigungen im Schwimmbad oder einen kostenlosen Skibus. Doch: Nicht nur typische Feriendestinationen setzen auf die Abgabe, auch im Schweizer Mittelland werden Kur- oder Ortstaxen erhoben. In Gemeinden, die man im ersten Moment nicht mit Tourismus in Verbindung bringen würde.

Wie weiter mit den Kurtaxen im Aargau?

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Seit den 1960er-Jahren dürfen Aargauer Gemeinden Kurtaxen erheben. Bis jetzt machen dies allerdings nur wenige. Aargau Tourismus und Gemeinden mit einer Taxe sind sich einig, dass die Erträge nicht zum Füllen der Gemeindekasse verwendet werden dürfen. Das Ziel müsse genau definiert sein.

Aargau Tourismus überlegt sich aktuell, wie es im Kanton mit den Kurtaxen weitergehen soll. Der Aargau werde zwar nicht als Tourismuskanton wahrgenommen, die jährlich 800'000 Übernachtungen zeigten aber ein anderes Bild, meint Tourismus-Direktorin Andrea Portmann.

Weil in den Nachbarkantonen verbreitet Taxen erhoben und diese Mittel in die Tourismusförderung investiert würden, habe der Aargau einen Wettbewerbsnachteil.

Für Kurtaxen gibt es im Aargau bisher unterschiedliche Modelle. Bad Zurzach lässt alle Einnahmen in den Tourismus fliessen, Baden, Lenzburg oder Aarau haben freiwillige Abgaben, eine «City Tax».

Attraktiv für Geschäftsreisende

Aktuelles Beispiel ist die grosse Aargauer Agglomerationsgemeinde Spreitenbach, wo die Gemeindeversammlung am Dienstagabend im Grundsatz eine Ortstaxe beschlossen hat. Bei Spreitenbach denkt man nicht zuerst an Tourismus, sondern an Einkaufszentren, Hochhäuser und an die Autobahn. In den letzten Jahren sei die Nachfrage nach Übernachtungsmöglichkeiten aber stark angestiegen, sagt Gemeindepräsident Markus Mötteli. Das fünfte Hotel sei im Bau und es dürften weitere folgen.

Abendstimung, in der Ferne Hochhäuser, vorne Einfamilienhäuser.
Legende: Der moderne Teil von Spreitenbach. In der Gemeinde wohnen über 12'000 Personen. Keystone

Spreitenbach ist attraktiv für Geschäftsreisende: verkehrstechnisch günstig gelegen, nahe an der Stadt Zürich, dem Flughafen sowie der Industrie. «Wir sind der Meinung, dass auch die Hotelgäste als Benutzer unserer öffentlichen Anlagen zu deren Unterhalt beitragen sollen», so Mötteli. Noch ist nicht klar, wozu Spreitenbach die Einnahmen aus der Taxe konkret einsetzen will. Das entsprechende Reglement wird erst ausgearbeitet.

Ältere Häuser, im Hintergrund eine Kirche.
Legende: Der historische Dorfkern von Spreitenbach. Erst in den 1950er-Jahren setzte das grosse Wachstum der Gemeinde ein. Keystone

Neben Spreitenbach kennen im Aargau Rheinfelden und Bad Zurzach eine Kurtaxe. In Bad Zurzach mit seinem Thermalbad wird diese seit 1967 erhoben. Das Geld sei an die touristischen Einrichtungen gebunden, erklärt Gemeindeammann Bernhard Scheuber. Unterstützt würden aktuell etwa der Unterhalt von Wanderwegen, Führungen oder die Velovermietung. Der Nutzen dieses Angebots habe sich nun auch in Zeiten von Corona gezeigt, als vermehrt Gäste ins Zurzibiet kamen. «Da darf man auch das Selbstverständnis haben und sagen: Wir sind ein Kurort.»

Ein Sechstel übernachtet an der Autobahn

Bereits seit 2012 erhebt die Solothurner Gemeinde Egerkingen eine Kurtaxe. In den Hotels und Unterkünften an der Autobahnverzweigung steigen viele Geschäftsreisende ab. Pro Übernachtung zieht die Gemeinden zwei Franken ein, jährlich kommen rund 130'000 Franken zusammen.

Geiemnden an der Autobahn.
Legende: Egerkingen (im Hintergrund) ist für Geschäftsreisende gut über die Autobahn erreichbar. Keystone

Die Idee einer Kurtaxe habe sich aufgedrängt, so Gemeindepräsidentin Johanna Bartholdi. Egerkingen zähle seit Jahren einen Sechstel aller Übernachtungen im Kanton Solothurn – jedes Jahr bis etwa 70'000. Die Gäste benutzten die örtliche Infrastruktur und brächten vor allem Mehrverkehr. Egerkingen verwende 40 bis 50 Prozent der eingenommenen Taxen für Projekte der lokalen Hotellerie.

Brunnen an einer Strasse in einem Dorf.
Legende: Auch das ist Egerkingen. In der Nähe befindet sich die Kneipp-Anlage. Keystone

Das Geld wird laut Reglement «für die Finanzierung und den Unterhalt von touristischen Einrichtungen, kulturellen Anlässen und für Verschönerungsaktionen eingesetzt». Beträge gesprochen wurden laut der Gemeindepräsidentin unter anderem an Wanderwege und Grillplätze, eine Kneipp-Anlage oder die Weihnachtsbeleuchtung. In Planung sei ein Vita-Parcours, welcher die Hotels untereinander verbindet.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 23.06.2021, 06:32 Uhr ; 

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