Anhaltende Trockenheit hat auch Auswirkungen auf die Äcker: Bauernverbandspräsident Markus Ritter macht sich Sorgen um den Mais und die diesjährige Kartoffelernte.
SRF News: Markus Ritter, im Moment stöhnt alles über die Hitze. Wie schlimm ist es für die Bauern?
Markus Ritter: Grundsätzlich haben wir Freude an schönem Wetter. Das Problem ist die extreme Trockenheit. In der Ostschweiz hatten wir seit 150 Jahren nicht mehr so wenig Niederschlag. Und das wächst jetzt nicht nur zu einer schwierigen Situation heran, sondern könnte zu einer Katastrophe werden. Und hier machen wir uns erhebliche Sorgen.
Sie bauern im Rheintal in der Ostschweiz. Was bedeuten die hohen Temperaturen und die lange Trockenperiode für Ihren Hof?
Auf sämtlichen Flächen am Berg wächst praktisch kein Futter mehr. Am Tag liegen sämtliche Pflanzen, die noch grün sind, am Boden, und ich erwarte hier die nächsten Wochen keinen Futterertrag mehr. Überall, wo es ein wenig steil ist, sind die Freiflächen braun. Da wird bis im Herbst nicht mehr viel wachsen .
Der Schaden hält sich also im Moment in Grenzen, aber wird es schlimmer, wenn es noch lange nicht regnet?
Das ist unsere Befürchtung. Wir hatten grosse Hoffnungen, dass über das Wochenende flächendeckend Regen fällt. Bei uns hat es drei Millimeter, also praktisch nichts geregnet. Wenn es nicht zu regnen beginnt und es weiterhin so heiss bleibt, werden die Schäden sehr schnell zunehmen. Neben den Naturwiesen wird auch auf den Kunstwiesen nichts mehr wachsen.
Wenn es im Boden so heiss und trocken ist, besteht bei den Kartoffeln die Gefahr, dass sie bereits die nächste Generation bilden.
Ich mache mir Sorgen um den Mais, auf den trockenen und sandigen Böden kann es sogar zu dorren beginnen. Bei den Kartoffeln besteht die Gefahr, dass sie bereits die nächste Generation bilden, wenn es im Boden so heiss und trocken ist. Dass wir kein Wasser zur Bewässerung mehr haben, weil die Gewässer weiter zurückgehen und die Wasserentnahme verboten wird, stellt gerade für die heiklen Spezialkulturen ein Risiko dar. Und dann steigen die Schäden sehr schnell an.
Ernte-Einbussen sind möglich. Aber wird dafür gerade bei Obst und Gemüse die Qualität nicht ausgezeichnet sein?
Reben beispielsweise wurzeln sehr tief, haben teilweise auch sehr alte Stöcke und können mit Trockenheiten gut umgehen. Beim Obstbau kann es aber schwierig werden, wenn es zu trocken wird. Ein vorzeitiger Fruchtfall oder Notreife ist denkbar, wenn die Bäume kein Wasser mehr haben. Bei den Reben kann man sich auf einen guten Jahrgang freuen, aber mit den meisten Kulturen haben wir nur Probleme, wenn kein Wasser mehr oder viel zu wenig zur Verfügung steht.
Das Gespräch führte Max Akermann.