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Im Tessin ist es so trocken, dass für Regen gebetet wird
Aus News Plus vom 23.03.2022. Bild: SRF
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Trockenheit im Schweizer Süden Zu schön, zu sonnig, zu trocken: Das Tessin leidet

In den Bündner Südtälern und im Tessin ist die Trockenheit gravierend. Das hat Folgen für Flora, Fauna und die Menschen.

Im Tessin und in den Bündner Südtälern ist es so trocken, dass absolutes Feuerverbot im Trockenen gilt. Diese Trockenheit bemerke man an den trockenen Böden, dem gelben Gras über der Baumgrenze, dem Dunst und der entsprechend latent schlechten Luftqualität, sagt SRF-Tessinkorrespondentin Karoline Thürkauf.

«Wer zum Beispiel auf die Hügel von Lugano steigt, sieht täglich auf die Dunstglocke, unter der die Stadt und auch das Mendrisiotto liegen.» Seit über drei Monaten hat es im Tessin kaum mehr geregnet. So trocken war es kaum je seit Beginn der Aufzeichnungen.

Schweizer Überblick zur Trockenheit

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Roman Brogli von SRF Meteo erklärt die Situation: «Auf der Alpennordseite ist vor allem der März sehr trocken. Da sind wir auf Rekordkurs für einen der trockensten Märze seit Regen gemessen wird. Über den gesamten Winter gesehen jedoch ist es bisher im Norden eher noch im Rahmen. Wir haben 80 bis 90 Prozent des normalen Regens und Schnees gehabt.

Ganz anders ist es auf der Alpensüdseite. Dort war es den ganzen Winter sehr trocken. Der Grund ist, dass wir sehr lange eine Nordanströmung zu den Alpen gehabt haben. Die Luft, die über die Alpen strömt, sinkt ab und trocknet aus. Deswegen hat es dort sehr wenig geregnet. Jetzt haben wir auch dort schon länger Hochdruckeinfluss.»

Auch die Schneeschmelze könnte theoretisch für Wasser sorgen. Doch auch da sieht es laut dem Meteorologen und Klimawissenschaftler Roman Brogli von SRF Meteo nicht rosig aus. «Gerade im Tessin hat es keinen Schnee. Der schmilzt dann im Frühling auch nicht und kann nicht zusätzlich wieder für vollere Seen und Flüsse sorgen.»

Die Waldbrandgefahr in der Schweiz.
Legende: Die Karte zeigt die Waldbrandgefahr in der Schweiz. Schwarz steht für «Absolutes Feuerverbot im Freien». waldbrandgefahr.ch

Diese Trockenheit hat Auswirkungen auf die Natur. «Langsam sinken die Bodenfeuchtigkeit und das Grundwasser», sagt Roman Brogli. Momentan seien die Pegel zwar noch ausreichend hoch, doch auch bei den Seen und Flüssen sehe man, dass die Pegel mehr und mehr sinken würden. «Noch hat es auf die Vegetation nicht so grosse Auswirkungen, weil sie noch nicht so aktiv ist.» Anders würde es dann im Frühling oder Sommer aussehen.

Waldbrand im Centovalli

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Legende: Keystone

Am Mittwoch war im Centovalli im Tessin ein Feuer ausgebrochen. Am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag weitete sich der Brand stark aus. Allein am Donnerstag wuchs die Brandfläche nach Angaben der Feuerwehr Locarno um das Fünffache an. Am Freitagmorgen war die dichte Rauchwolke über dem Tal bis nach Locarno zu sehen.

Die Löscharbeiten nahmen mehrere Tage in Anspruch. Die Lage scheint mittlerweile unter Kontrolle.

Zwei Personen wurden aus Sicherheitsgründen evakuiert. Zwei Ferienhäuser ob Verdasio fielen den Flammen zum Opfer.

Hält die Trockenheit noch lange an, könnte das auch Folgen für die Ernten haben. «Noch ist nicht klar, was dieser staubtrockene Boden für die Setzlinge und auch die Weinreben bedeutet», sagt Karoline Thürkauf.

Zwei Frösche treffen sich in einem Teich für die Paarung und die Ablegung der Laiche.
Legende: Karoline Thürkauf beobachtet, dass Amphibien unter der Trockenheit leiden: «Frösche haben zu wenig Wasser in den Weihern und in den Teichen, um zu laichen.» Keystone/Regina Kuehne

Eine weitere Befürchtung ist laut der Tessinkorrespondentin, dass der Boden den Regen nicht aufnehmen könnte, wenn es dann wieder einmal richtig regnet. Das wiederum könnte zu Erdrutschen führen. «Kleine Erdrutsche sind immer häufiger, wenn es nach starker Trockenheit sehr, sehr häufig stark regnet.» 

Zusammenhang mit dem Klimawandel?

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«Mit dem Klimawandel wird vor allem eine vermehrte Sommertrockenheit erwartet. Das kann man auch bereits messen in der Schweiz. Im Winter ist es eher das Gegenteil. Da sollte es mit dem Klimawandel tendenziell mehr Niederschlag geben, wenn es wärmer wird. Im Frühling wäre man im Übergang. Da kann man weniger Aussagen dazu machen. Aber generell zeigen solche Klimaprojektionen eher mehr Sommertrockenheit und nässere Winter», erklärt der Klimawissenschaftler Roman Brogli.

Hält die Trockenheit an, würden wir laut dem Meteorologen Brogli ein Wasserdefizit in den Sommer schleppen. «Man müsste mehr und mehr bewässern und damit die Speicher der Grundwasser leeren. Und auch für die Pflanzen wäre das Stress. Die Waldbrandgefahr würde steigen. Trockene Böden im Sommer könnten für Hitzewellen sorgen, weil die Verdunstung des Bodens in der Luft fehlt und dann die Temperatur mehr ansteigt als sonst.»

Grossflächig sehe es bis Ende März nicht nach viel Regen aus, so Brogli. «Aber gerade der April ist nicht für stabiles Hochdruckwetter, sondern eher für wechselhafte Bedingungen bekannt. Darum kann man sicher hoffen, dass vor dem Frühling wieder grössere Regenmengen kommen. Genau sagen kann man das natürlich nicht.»

SRF 4 News, News Plus, 23.03.2022, 16 Uhr;

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