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Überlasteter Kindernotfall Spitäler und Eltern gerieten über Festtage an Belastungsgrenze

Notfälle von Spitälern sind chronisch überlastet. Über die Weihnachtstage war die Situation in Kinderspitälern prekär. Zum Beispiel auf dem Notfall des Kinderspitals Basel.

Kinder, die in den Notfall des Universitätskinderspitals beider Basel (UKBB) kommen, werden in Kategorien von eins bis fünf eingeteilt. Zur Kategorie eins gehören Fälle, wo es um Leben und Tod geht, zur Kategorie fünf die am wenigsten schlimmen Fälle: Husten oder Fieber beispielsweise.

Über die Festtage sei von erhöhter Temperatur bis zu Brüchen alles dabei gewesen, sagt Svetlana Beglinger, leitende Ärztin auf der Notfallstation des Kinderspitals Basel: «Wir hatten viele Kinder mit Ohrenschmerzen, Fieber, Husten und Schnupfen – das waren sicher die häufigsten Symptome.» Daneben mussten aber auch stärker erkrankte Kinder mit RSV-Infektionen behandelt werden. «Dazu kamen Skiunfälle, chirurgische Patienten und allergische Reaktionen», so Beglinger.

Die meisten Fälle fielen in die Kategorie fünf, mit den leichtesten Erkrankungen oder Verletzungen. Der Andrang sei gross gewesen: 170 bis 200 Kinder seien pro 24 Stunden behandelt worden. Das seien 50 bis 70 Kinder mehr als normalerweise, sagt Beglinger.

Sicherheitsdienst muss Lage beruhigen

Für Kategorie fünf betrug die Wartezeit zwei bis drei Stunden, was zu Frust führen kann. Deswegen gibt es im UKBB einen Sicherheitsdienst, erklärt Beglinger. «Weil es an einem Abend sehr unruhig wurde, mussten wir diesen auch rufen. Als der Sicherheitsdienst kam, hat sich die Situation auch wieder beruhigt.»

Universitätskinderspital beider Basel UKBB
Legende: Weil der Andrang über die Festtage so gross war, mussten Eltern mit ihren Kindern teilweise stundelange Wartezeiten in Kauf nehmen. So auch auf dem Notfall des Kinderspitals Basel. Keystone/Georgios Kefalas

Viele Eltern verstünden nicht, weshalb andere Kinder vorgezogen werden – eben solche mit schlimmeren Erkrankungen oder Verletzungen. Ein weiteres Problem: Auch das Personal ist am Anschlag, auch da sind viele krank. Zudem müssten viele Kinder stationär aufgenommen werden. Das für Kleinkinder gefährliche RS-Virus zirkuliere stark, sagt Beglinger: «Die Abteilungen sind voll mit RSV-Kindern. Die kleinen ‹Buschis› sind am stärksten betroffen und brauchen eine stationäre Behandlung.» Täglich würden sich auch Spitäler aus anderen Kantonen melden, die überfüllt seien – und anfragen, ob eine stationäre Unterbringung der kleinen Patienten am UKKB möglich sei.

Auch Hausärzte können oft helfen

In den beiden Basel läuft seit Dezember eine Informationskampagne. Der Titel: Mein Kind ist krank – was tun? Die Idee dahinter ist, die Notfallstationen und die Kinderarztpraxen zu entlasten, indem Eltern wissen, wann sie wohin sollen. Ein weiteres Problem ist nämlich, dass viele Kinderarztpraxen keine neuen Kinder mehr aufnehmen können und Eltern direkt ins Spital gehen.

Beglinger stellt klar: «Mit dem Kind kann man auch zum Hausarzt gehen, wenn ein Kinderarzt nicht zur Verfügung steht. Auch sie können die einfachen pädiatrischen Fälle gut behandeln.» Hausärztinnen und Hausärzte würden bei Bedarf dann eine Überweisung machen. Und so wären alle entlastet – auch der Notfall des Kinderspitals Basel.

Rendez-vous, 4.01.2024, 12:30 Uhr

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