Vom Rheinknie ins Berner Oberland: Das Basler Schifffahrtsunternehmen United Rivers will die BLS Schifffahrt übernehmen, die auf dem Thuner- und Brienzersee verkehrt.
United Rivers betreibt laut eigenen Angaben 100 Passagierschiffe in ganz Europa und beschäftigt 3000 Mitarbeitende. Die BLS Schifffahrt ist seit Anfang Jahr eine eigene Aktiengesellschaft unter dem Dach der BLS und sucht Partnerunternehmen.
United Rivers macht Power-Play
Von einer Übernahme will die BLS jedoch nichts wissen: «Ein Verkauf steht nicht zur Diskussion. Wir sind aber weiter offen für strategische Partnerschaften», sagt BLS-Sprecherin Helene Soltermann zu Radio SRF.
Die ungewöhnlich forsche Kommunikation von United Rivers wirft Fragen auf. «Ich finde es umwelt- und steuerpolitisch falsch, ältere Schiffe einfach zu verschrotten und dann beim Kanton die hohle Hand zu machen», liess sich Geschäftsführer Robert Straubhaar in einem geharnischten Communiqué zitieren.
Der Berner Oberländer, der einst als Schiffsjunge auf dem Rhein arbeitete, attackiert den Kanton Bern und die BLS Schifffahrt. Dies obschon United Rivers und die BLS Schifffahrt Stillschweigen über die Verhandlungen vereinbart hatten - inklusive einer Konventionalstrafe.
Straubhaar wirft der BLS Schifffahrt weiter vor, zu wenig aus ihrem Betrieb herauszuholen. «Die Schiffe fahren einfach von A nach B. Da sind viel zu wenig Emotionen drin. Da könnte ich einen Beitrag leisten für die Region», sagt Straubhaar, der aus Brienz BE stammt.
Wir sind auf dem richtigen Weg. Der Seepass hat eingeschlagen wie eine Bombe.
BLS-Sprecherin Soltermann hingegen sagt, die BLS Schifffahrt sei auf dem richtigen Weg. «Wir haben heuer neue Angebote eingeführt. Der Seepass etwa hat eingeschlagen wie eine Bombe». Der Seepass ist eine Art GA für den Thuner- und Brienzersee.
Dass die BLS Schifffahrt auf Kurs sei, glaubt auch die Politik. Die Berner Regierung hat entschieden, 14.5 Millionen Franken für ein neues Schiff für 700 Passagiere auf dem Thunersee zu zahlen.
Wie reagiert die Politik auf Übernahmepläne?
Nun liegt der Entscheid beim Kantonsparlament. In der Dezembersession muss der Grosse Rat den Kredit sprechen. Nach der jüngsten Ankündigung dürfte die Debatte emotional ausfallen. Der Berner Regierungsrat Christoph Neuhaus will den Parlamentsmitgliedern jetzt zusätzliche Informationen zu United Rivers und zur Offerte schicken, wie er zu Radio SRF sagt. Damit hat Robert Straubhaar von United Rivers ein Zwischenziel erreicht.
«Die volle Transparenz ist wichtig. Es ist gibt eine Alternative, bevor man auf dem Portemonnaie der Bürger neue Ausgaben für ein Schiff spricht.» Denn, wenn sein Unternehmen die BLS Schifffahrt übernehmen würde, müssten der Kanton und die umliegenden Gemeinden nichts an das neue Schiff bezahlen.
Wer wem etwas zahlen muss, dürfte indes noch für Diskussion sorgen. «Die Firma hat das Stillschweigen offensichtlich gebrochen», sagt Soltermann weiter. Zum heutigen Zeitpunkt sei aber noch offen, ob die BLS rechtliche Schritte gegen United Rivers einleiten werde.