425 Millionen Franken investieren der Bund, die Kantone und Gemeinden alleine im laufenden Jahr in den Hochwasserschutz. Die Investitionen in diesem Bereich seien aktuell wieder hoch, sagt Adrian Schertenleib, Leiter Hochwasserschutz beim Bundesamt für Umwelt. Das wegen einiger Projekte, die jetzt starten.
Weitere Investitionen sind in Planung. So stimmt der Kanton Solothurn am 28. September über ein 200-Millionen-Projekt zum Hochwasserschutz entlang der Dünnern ab.
Diese hohe Summe sei gerechtfertigt, findet Adrian Schertenleib. Denn: «Ein Hochwasser an der Dünnern würde Schäden in der Höhe von 680 Millionen Franken verursachen.»
Das Hochwasserschutzprojekt an der Dünnern ist ausserordentlich.
Auf einer Strecke von über 19 Kilometern sollen entlang der Dünnern Massnahmen getroffen werden. Die geschätzte Bauzeit beträgt 20 Jahre. «Diese Kernwerte des Projekt sind ausserordentlich», betont Schertenleib.
Mehrere Grossprojekte in der Schweiz
Solothurn ist nicht der einzige Kanton, in dem gerade einiges in Sachen Hochwasserschutz geplant ist. So soll ein riesiger Entlastungsstollen die Stadt Zürich vor einem möglichen Hochwasser der Sihl schützen.
Auch in Bern beginnen demnächst Bauarbeiten an der Aare. Nach den Hochwassern 1999 und 2005 startete die Planung. In den nächsten acht Jahren werden verschiedene Massnahmen wie Ufersanierungen, Schutzdämme oder eine verbesserte Siedlungsentwässerung umgesetzt.
Grösstes Hochwasserschutzprojekt der Schweiz
Die Zahlen zum Hochwasserschutzprojekt der Rohne in den Kantonen Wallis und Waadt sind noch eindrücklicher: Auf einer Länge von 162 Kilometern werden 3.6 Milliarden Franken investiert. Die Umsetzung soll mehrere Jahrzehnte dauern.
Seit 20 Jahren wird die sogenannte Dritte Rohnekorrektion geplant. Einzelne dringliche Massnahmen wurden bereits umgesetzt.
In Siders im Kanton Wallis gerieten die geplanten Massnahmen jedoch ins Stocken. Nach dem Hochwasser im Juni 2024 soll eine Untersuchungskommission nun die Ursachen der Katastrophe und die Verantwortlichkeiten klären.
Länderübergreifende Projekt am Alpenrhein
Beim Gebirgsfluss Alpenrhein arbeiten die Schweiz und der Kanton St. Gallen mit Österreich zusammen. Das aktuelle Projekt soll 300'000 Menschen im Rheintal besser vor einem Hochwasser schützen.
Die Kennzahlen: Kosten von über 2 Milliarden Franken und eine Bauzeit von 20 Jahren. Der Rhein soll in dieser Zeit aufgeweitet und streckenweise renaturiert werden. Um die Dämme besser zu schützen, sind Entlastungsstellen geplant, an denen das Wasser aus dem Rhein abgeleitet werden kann.
Aktuell werde viel an Hochwasserschutzprojekten gebaut, sagt Adrian Schertenleib vom Bundesamt für Umwelt. «Die Schweiz hat in diesem Bereich sehr grosse Fortschritte gemacht seit den Hochwassern 1999 und 2005.» Nicht nur bei Schutzmassnahmen, sondern auch die Alarmierung funktioniere heute viel besser.
Hochwasser 2005: Viele Orte der Schweiz waren betroffen
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Bild 1 von 6. Die Strasse und die Bahn nach Engelberg waren unterbrochen und schnitten das Dorf von der Umwelt ab. Bildquelle: Keystone/ Sigi Tischler.
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Bild 2 von 6. Feuerwehrleute in Aktion im alten Dorfkern von Weesen am Walensee. Bildquelle: Keystone/Eddy Risch.
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Bild 3 von 6. Zivilschützer und Helfer versuchten in Klosters ein Wohnzimmer von Schlamm und Geröll zu befreien. Bildquelle: Keystone/Arno Balzarini.
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Bild 4 von 6. In Bern führte die Aare Hochwasser. Das viele Schwemmholz wurde zum Problem. Bildquelle: Keystone/Lukas Lehmann.
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Bild 5 von 6. Industriegebäude und Wohnhäuser in Schattdorf im Kanton Uri standen unter Wasser. Bildquelle: Keystone/Sigi Tischler.
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Bild 6 von 6. Über schmale Holzstege erreichten die Fussgängerinnen und Fussgänger die Altstadt von Luzern. Bildquelle: Keystone/ Sigi Tischler.
Schertenleib betont aber auch: «Den absoluten Schutz vor Hochwasser gibt es nicht.» Man könne nur ein angemessenes Niveau erreichen und dieses mit laufenden Investitionen halten. «Aber irgendwann wird es ein noch grösseres Hochwasser geben. Die Frage ist nur, wann.»