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20 Jahre Hochwasser «Heute liegen schweizweit Gefahrenkarten vor»

Als Nidwaldner Kantonsingenieur und Mitglied des Krisenstabs hat Josef Eberli 2005 die Hochwasserkatastrophe hautnah miterlebt. Diese Erfahrungen haben auch Einfluss auf seine heutige Arbeit als Leiter der Gefahrenprävention beim Bundesamt für Umwelt.

Josef Eberli

Abteilungsleiter Gefahrenprävention beim Bundesamt für Umwelt

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Josef Eberli war 10 Jahre lang Nidwaldner Kantonsingenieur, bevor er 2016 zum Bundesamt für Umwelt (BAFU) wechselte. Dort ist er Leiter der Abteilung Gefahrenprävention.

SRF News: Wenn Sie an das Hochwasser im August 2005 zurückdenken, was ist die Erinnerung, die am meisten haften geblieben ist?

Josef Eberli: Die dominanteste Erinnerung an diese Zeit ist, dass es damals viel zu intensiver Regen gab und er tagelang nicht aufhören wollte. Es war klar, dass der viele Regen das System überlasten - und es viele Schäden geben wird. Das hat sich dann bewahrheitet: Wir hatten rund 800 Rutschungen in Nidwalden.

Hochwasser 2005: Viele Orte der Schweiz waren betroffen

Wir in der Krisenorganisation bewältigten das Ereignis sehr motiviert. So konnte Schlimmeres verhindert werden. Das Schutzprojekt von der Engelberger Aa war damals noch im Bau – es hat inzwischen aber seine volle Wirkung entfaltet und bereits 130 Millionen Franken Schaden eingespart.

Das Hochwasser traf die Regionen damals unterschiedlich stark. Hat die Erfahrung in Nidwalden Ihr Bewusstsein für Naturgefahren geschärft – auch mit Blick auf Ihre heutige Arbeit in der schweizweiten Gefahrenprävention?

Das Ereignis 2005 war schon prägend. Allerdings zogen schon damals auch angrenzende Kantone, die weniger stark betroffen waren, ihre Lehren aus dem Hochwasser. Die Prävention wurde gestärkt – da ist in den letzten Jahren viel passiert.

Ich bin überzeugt, dass man heute wesentlich besser aufgestellt ist.

Heute liegen schweizweit Gefahrenkarten vor, das ist ein Ergebnis des Ereignisses von 2005. Damals hat man sich in Fachkreisen gesagt, dass man die Gefahrenkarte bis 2010 schweizweit haben will. Das haben wir erreicht.

Ist man heute denn besser vorbereitet für ein Ereignis dieser Grösse?

Ich bin überzeugt, dass man heute wesentlich besser aufgestellt ist. Man hat die ganze Ereignisbewältigung verbessert. Das Hochwasser von damals war der Auslöser, dass man heute schweizweit eine einheitliche Warnung vor Naturgefahren hat. Das ist eine wesentliche Verbesserung.

2005 wurde immer als Jahrhunderthochwasser bezeichnet. Mit dem Klimawandel und der steigenden Wahrscheinlichkeit für Unwetter ist das Bewusstsein bei der Bevölkerung gestiegen. Würde man heute noch von einem Jahrhunderthochwasser sprechen?

Es war schon damals eher ein unter 100-jährliches Ereignis. 1910 gab es ein fast gleiches und im 18. Jahrhundert sogar drei ähnliche Fälle. Wir wissen heute, dass wegen des Klimawandels vor allem kleinräumigere Ereignisse zwei bis dreimal häufiger auftreten. Das bedeutet: Ereignisse, die früher nur etwa alle 100 Jahre vorkamen, treten heute schon alle 30 bis 50 Jahre auf.

Welches sind für die Schweiz aus heutiger Sicht die wichtigsten Baustellen zum Schutz vor Umweltkatastrophen?

Durch den Klimawandel, aber auch durch die weiter anwachsende Infrastruktur und Siedlung, steigt bei uns das Risiko laufend. Diesen Risikoanstieg gilt es verstärkt zu begrenzen. Künftig sollte deshalb in allen Gefahrengebieten gefahrengerecht gebaut werden. Bisher ist dies für Grundeigentümer in Gebieten mit schwacher Gefahrenintensität freiwillig.

Das Gespräch führte Nik Rigert.

Regionaljournal Zentralschweiz, 22.8.2025, 17:30 Uhr ; 

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