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Überzählige Versuchstiere Umstrittene Tötungsmethode bei Labormäusen

Hunderttausende Labormäuse sind überzählig. Tierschützer kritisieren: Deren CO2-Tötung ist mit grossem Leid verbunden.

In kleinen Gruppen leben die Mäuse in den Laborboxen im Labortierzentrum der Universität Zürich in Schlieren.

Wenn die Mäuse wenige Tage alt sind, werde am Ohr eine Biopsie gemacht, erklärt Gregor Fischer, Direktor des Labortierzentrums: «Der Forschende analysiert dann, ob der Genotyp stimmt oder nicht.» Wenn sich die Nager nicht für einen Versuch oder die Zucht eignen, werden sie getötet.

Rund 400'000 Mäuse und Ratten wurden 2020 in der Schweiz für Tierversuche eingesetzt, zum Beispiel für Grundlagen- und Medikamentenforschung. Hunderttausende wurden geboren, konnten aber nicht verwendet werden. Betroffen sind vor allem Mäuse. Tierschützer schätzen: 680'000 solcher Nager sind überzählig. Der Grossteil davon wird getötet.

Umstrittene Tötungsmethode

Dazu kommt: die meisten überzähligen Mäuse werden in der Schweiz mit einer Methode getötet, die, wenn auch nur bedingt zwar erlaubt, aber umstritten ist: die Tötung mit CO2-Gas, sprich: Kohlendioxid.

Für Bea Roth vom Zürcher Tierschutz ist diese Tötungsmethode aus Tierschutzsicht nicht akzeptabel: «In der Forschung weiss man schon länger, dass die CO2-Tötung mit grossem Leiden verbunden ist. Die Tiere haben Angst, Stress und auch Schmerzen.» Zudem dauere es bis zu drei Minuten, bis sie ihr Bewusstsein verlieren. Bea Roth: «Vergleicht man das mit einem Bolzenschuss bei einem Nutztier, ist das ein sehr langer Erstickungstod.»

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Grosse Atemnot

Daniel Weary ist ein führender Forscher zum Thema CO2-Tötung an der kanadischen University of British Columbia. Gemäss Daniel Weary verursachen hohe CO2-Konzentrationen Empfindungen einer sogenannten Dyspnoe: «Stellen Sie sich vor, Sie sind im Schwimmbad und Ihr grosser Bruder drückt Sie zu lange unter Wasser, und Sie wollen unbedingt atmen.»

Sichere Anwendung

Die Tötung mit CO2 werde weltweit angewandt, erklärt der Tierschutzverantwortliche des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, Kaspar Jörger: «Sie ist günstig, sie ist für den Anwender sicher und man kann grosse Mengen von Tieren zur gleichen Zeit töten.»

Dass die CO2-Methode schmerzvoll sein kann, hat Kaspar Jörger bereits vor vier Jahren an einem Kongress als Thema lanciert: «Wir wollen versuchen, eine Methode zu finden, mit der man das verhindern kann.»

Betäubung als Alternative

Alternative Methoden, die weniger Leid verursachen, gäbe es bereits. Verschiedene Versuchslabore würden diese anwenden, so Daniel Weary. Er schlägt vor: «Eine Methode wäre, die Tiere vor ihrer Tötung mit Medikamenten zu betäuben, so dass man sie mit CO2 töten kann, wenn sie bereits bewusstlos sind.»

In Schweizer Versuchslaboren ist die CO2-Tötung ohne Betäubung noch immer die gängigste Methode. In einem vom Bund initiierten Projekt forscht die Universität Zürich an alternativen Tötungsmethoden mit verschiedenen Gasgemischen. Ergebnisse gebe es bisher aber noch keine.

Kassensturz, 08.03.22, 21:05 Uhr

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