Fragt man bei den 26 Kantonen nach, wie es um die Jobsuche von Ukrainerinnen und Ukrainern mit dem Schutzstatus S steht, gibt es – wie zu erwarten – 26 unterschiedliche Erklärungen.
Dabei lassen sich grob drei Faktoren herausschälen, die für die Integration in den Arbeitsmarkt entscheidend sein könnten: die Wirtschaft, die geografische Lage und die Strukturen im Kanton.
Wirtschaftliche Situation ist wichtig
Ersteres scheint einleuchtend: Je mehr verschiedene und niederschwellige Jobs im Kanton vorhanden sind, umso einfacher finden Personen mit Status S eine Stelle.
Es gibt im Thurgau viele Arbeitgeber, die Flüchtlinge ausbilden oder anstellen.
Oliver Lind von der Fachstelle Integration des Kantons Thurgau etwa sagt, man könne in seinem Kanton auf ein starkes wirtschaftliches Netzwerk bauen. «Es gibt hier vor allem auch Arbeitgeber, die Flüchtlinge ausbilden oder anstellen.»
Die Zahlen geben Lind recht: Der Thurgau spielt im vorderen Drittel der Kantone mit und hat bereits 41 Prozent der arbeitsfähigen Personen mit Status S in den Arbeitsmarkt integriert.
Geografische Lage spielt eine Rolle
Ebenfalls zu den Klassenbesten zählt der Kanton Aargau. Obwohl er absolut gesehen am viertmeisten Personen mit Status S aufnehmen muss, konnte er bereits für 43 Prozent einen Job finden.
Der zweite Faktor, die geografische Lage, sei im Aargau sicher günstig, analysiert Sibel Karadas, Leiterin Sektion Integration und Beratung. Denn fast jeder Dritte aus dem Kanton Aargau habe einen Job in einem Nachbarkanton gefunden, etwa in Zürich.
Im Basel Landschaft ist die Integrationsförderung stark dezentral organisiert.
Den Erfolg des Aargaus führt Karadas allerdings auf seine Integrationsstrukturen zurück. Der Kanton verfolge eine konsequente Fallführung, also Planung und Begleitung von der Ankunft im Kanton bis nachher in den Gemeinden. Die starken Strukturen hätten dem Aargau einen schnellen Start ermöglicht, so Karadas.
Organisationsstruktur hat einen Einfluss
Das wiederum gelang dem Nachbarkanton Basel-Landschaft nicht ganz. «Bei uns ist die Integrationsförderung stark dezentral organisiert», sagt Fabian Dinkel, Leiter des Kantonalen Sozialamts Basel-Landschaft. Das sei an sich gut, die Gemeinden seien nahe an den Personen und den Unternehmen dran. Aber es habe sich gezeigt, dass es dabei von Gemeinde zu Gemeinde grosse Unterschiede gegeben habe – was inzwischen besser geworden sei.
Bis aber alle auf demselben Stand waren und auch die kantonalen Programme anzogen, sei einige Zeit vergangen, so Dinkel. Das widerspiegelt sich auch in den Zahlen: Basel-Landschaft liegt knapp unter dem Durchschnitt der Kantone – bei 31 Prozent. Eine ähnliche Quote weist der Nachbarkanton Basel-Stadt auf.
Für beide Basel seien womöglich auch die hochspezialisierte Wirtschaft und die Lage an der Grenze in diesem Fall ein Nachteil, sagt Dinkel: «Die Personen mit Schutzstatus S sind hier vielleicht eher eine Konkurrenz zu Grenzgängern, die in ähnlichen Bereichen arbeiten.»
Zukunft des Schutzstatus S ist offen
Einig sind sich die Kantone, dass es vom Bund so schnell wie möglich Gewissheit zum Schutzstatus S brauche.
Denn dieser gilt für Ukrainerinnen und Ukrainer befristet, derzeit bis 2026. Man geht aber davon aus, dass der Bundesrat ihn noch einmal verlängern wird.
Trotzdem: Es ist unklar, was bei einer Aufhebung mit den Betroffenen passiert.