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Umfrage Schweizer Bevölkerung Bergpanorama und Zuverlässigkeit: Das macht die Schweiz aus

Die Schweiz steht für Natur, Stabilität und Demokratie. Die Neutralität fällt hingegen für die Schweizer Bevölkerung weniger ins Gewicht. Das zeigt die Sotomo-Umfrage.

Am 1. August feiert sich die Schweiz. Passend zum Anlass hat das Forschungsinstitut Sotomo die Schweizer Bevölkerung in einer repräsentativen Umfrage gefragt, was die Schweiz besonders macht und welche helvetischen Eigenheiten zusammenschweissen.

Mehr zum Barometer «Zusammenhalt in der Schweiz»

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Sotomo führt den Barometer im Auftrag von Feldschlösschen durch. Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage unter 2787 Personen ab 18 Jahren.

Die Daten wurden zwischen dem 6. November und dem 20. November 2024 erhoben. Die Studie untersucht nach eigenen Angaben den Zusammenhalt in der Schweiz und will Wege aufzeigen, wie Gräben überwunden werden können und wie sich der gesellschaftliche Kitt stärken lässt.

Der Barometer wurde im Februar 2025 publiziert. Die Daten zu den Fragen «Was ist für Sie das Ideal der Schweiz?» und «Was fördert den Zusammenhalt in der Schweiz?» sowie zur Identifikation wurden zuvor noch nicht veröffentlicht.

Demokratisch, zuverlässig und ein Land der Naturschönheiten

«Was ist für Sie das Ideal der Schweiz?» Die Antworten von knapp 2790 Menschen aus allen Sprachregionen zeigen einen klaren Platz 1: das politische System. Direkte Demokratie, Föderalismus und Milizsystem zeichnen für 54 Prozent die Schweiz aus. Auf dem Fuss folgt die Wirtschaft. Stabil, zuverlässig, einsatzbereit – viele der Befragten (46 Prozent) sind stolz auf das wirtschaftliche Erfolgsmodell. Dabei ist der Wirtschaftsmotor Schweiz vor allem bei Älteren hoch im Kurs – die 18- bis 35-Jährigen nennen ihn deutlich seltener (31 Prozent).

Nach den eher abstrakten Spitzenreitern kommt aber auch die Natur nicht zu kurz. Schweizer Naturschönheiten, Seen oder Berge inklusive, liegen auf Platz 3.

Lebendig ist insbesondere immer noch das, was Innenpolitik ausmacht.
Autor: Michael Hermann Politikwissenschaftler Leiter Forschungsinstitut Sotomo

Für den Politikwissenschaftler und Sotomo-Leiter Michael Herman ist ein zentraler Befund der Umfrage, dass nicht alle Teile des Schweizer Sonderfalls bei der Bevölkerung noch gleich lebendig sind. «Lebendig ist insbesondere immer noch das, was Innenpolitik ausmacht, die direkte Demokratie, der Föderalismus, das Milizsystem, aber auch der wirtschaftliche Erfolg.»

Vier Wanderer vor Alpenpanorama.
Legende: Unter den befragten Frauen wird die Schweizer Natur gar am zweithäufigsten als Ideal der Schweiz genannt. (Bild: Rigi) KEYSTONE / Alexandra Wey

International steht die Schweiz für Neutralität und ist bekannt als Vermittlerin dank ihrer Guten Dienste. Doch die Umfrage zeigt: Für das Selbstbild der Schweizerinnen und Schweizer sind diese Aspekte weniger wichtig. Die Neutralität und die Guten Dienste werden gar von den wenigsten als Ideal der Schweiz genannt (30 Prozent).

Neutralität wird eigentlich, so zeigen andere Studien, mehrheitlich begrüsst.
Autor: Michael Hermann Politikwissenschaftler Leiter Forschungsinstitut Sotomo

«Das hat mich tatsächlich überrascht,» sagt Hermann. Die Neutralität und auch die Souveränität werde von nicht einmal einem Drittel der Bevölkerung als zentrales Ideal der Schweiz angesehen. «Das ist sehr interessant, weil Neutralität wird eigentlich, so zeigen andere Studien, mehrheitlich begrüsst,» sagt der Studienleiter weiter.

Aber auch in der Umfrage zeigt sich die Schweizer Vielfalt – zum Beispiel in den Sprachregionen: Beim politischen Erfolgsmodell als Ideal schlechthin ist man sich noch einig, danach setzt die Deutschschweiz mehr auf die Wirtschaft (49 Prozent), die Romandie ist stolz auf die Naturschönheiten (47 Prozent). Und einzig bei Befragten in der italienischsprachigen Schweiz haben Neutralität und die Guten Dienste noch einen hohen Stellenwert (43 Prozent).

Die Parteiausrichtung beeinflusst die zentrale Idee der Schweiz

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Erwartungsgemäss prägen auch die Parteiausrichtungen das Ideal mit: Wer sich der Mitte zugehörig fühlt, setzt auf das politische Erfolgsmodell (61 Prozent), Für GLP- und FDP-Anhänger steht die Wirtschaft im Fokus (GLP 64 Prozent, FDP 72 Prozent). Die SVP-Basis sieht die Souveränität (59 Prozent) und die Neutralität (49 Prozent) als zentrale Idee der Schweiz. Wer sich der SP oder den Grünen zugehörig fühlt, betont wiederum die Solidarität und Vielfalt.

Die Demokratie hält zusammen

Die direkte Demokratie hält die Bevölkerung in der Schweiz zusammen. Über 70 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass die direkte Demokratie den Zusammenhalt fördert. Damit ist sie einsame Spitzenreiterin. Weitere Schweizer Spezialitäten wie das duale Bildungssystem, der Föderalismus oder auch der Militärdienst und Zivilschutz folgen mit deutlichem Abstand.

Die Abstimmungen bieten zwar Zündstoff für Streitgespräche und öffnen immer wieder einmal neue Gräben. Aber sie binden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger auch direkt in die Entscheidungen ein und verleihen ihnen Selbstermächtigung.

Neue geopolitische Lage beeinflusst Beziehung zur Neutralität

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Dass die Neutralität heute nicht mehr so hochgehalten wird, hängt laut Michael Hermann wahrscheinlich auch damit zusammen, dass wir mit dem Ukraine-Krieg in einer neuen geopolitischen Lage leben. Aber auch die Herausforderung der Handelskriege und -konflikte seien hier ausschlaggebend. «Da merkt man, dass man sich nicht einfach aus der Welt raushalten kann, auch wenn man neutral ist.»

Und: Die Souveränität werde in der politischen Arena immer noch ganz heiss diskutiert. Bei der Bevölkerung sei diese Frage etwas weniger zentral.

Damit ist die direkte Demokratie in der Umfrage die grosse Gewinnerin: Nicht nur als Ideal, zu dem man in der Schweiz hochschaut, sondern auch als Kitt, der die Bevölkerung verbindet.

SRF 4 News, 27.7.2025, 9 Uhr;liea

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