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Umfrage von Comparis Die Inflation macht Sorgen: zu recht?

Eine Umfrage des Online-Vergleichsdienstes Comparis zeigt: Vier von fünf Personen in der Schweiz bereitet die Teuerung Bauchschmerzen: Vor allem Haushalte mit einem Bruttoeinkommen von bis zu 4000 Franken pro Monat fürchten negative Auswirkungen auf ihre Finanzen.

Sind die Sorgen berechtigt? Jein, sagt SRF-Wirtschaftsredaktor Dario Pelosi und begründet: Bis jetzt war die Teuerung vor allem im Ausland ein Thema, zum Beispiel in der Eurozone oder in den USA. Besonders in den USA ist sie deutlich gestiegen – auf 5 bis 6 Prozent. In der Schweiz sei die Teuerung zwar auch gestiegen, «aber mit zuletzt etwa eineinhalb Prozent ist das mehr oder weniger im normalen Rahmen», erklärt Pelosi.

Allerdings: Wenn jemand einen Job hat, mit dem er schon jetzt nur knapp über die Runden komme, dann sei die Sorge natürlich nachvollziehbar. Es habe nämlich eine grosse Auswirkung, wenn Produkte teurer werden. Dies geschehe bereits jetzt: So habe der Bäcker- und Confiseur-Meisterverband unlängst seinen Mitgliedern vorgeschlagen, die Preise um 5 bis 15 Prozent zu erhöhen. «Dies wirkt sich merklich auf das Portemonnaie aus.»

Die Comparis-Umfrage

Warum machen sich so viele Leute Sorgen? Die Frage, ob die Inflation weiter steige oder bald sinke, interessiere die Schweizer Bevölkerung stark, erklärt der SRF-Wirtschaftredaktor. Das Thema sei deshalb oft Gesprächsstoff vieler Diskussionen. «Zieht man dazu noch in Betracht, dass wir uns momentan in einer allgemein unsicheren Lage aufgrund der Pandemie befinden und vielleicht auch um den eigenen Job fürchten, kann dies Sorgen bereiten.»

Was treibt die Preise in die Höhe? Am Beispiel der Bäckerinnen und Bäcker kann man sehen: Im Laden bezahle man auch für die Energiepreise sowie die Preise für Rohstoffe und Verpackungen. Da die Unternehmen grossen Aufwand durch Schutzmassnahmen hatten und die globale Krise auch zu Engpässen der Lieferketten führten, hatten diese Ereignisse einen Preisanstieg der Güter zur Folge. Nun geben die Unternehmen die Kosten vermehrt an die Konsumentinnen und Konsumenten weiter.

Dank dem starken Franken können wir uns jene Güter, die wir importieren und die teurer geworden sind, weiterhin leisten.
Autor: Dario Pelosi SRF-Wirtschaftsredaktor

Im Ausland ist die Inflationsrate deutlich stärker gestiegen als in der Schweiz. Weshalb? Das habe vor allem mit dem starken Franken zu tun. Dieser habe sich nämlich zu den wichtigsten Währungen aufgewertet. Das entschärfe das Problem. «Denn dadurch können wir uns jene Güter, die wir importieren und die eben teurer geworden sind, weiterhin leisten», erklärt Pelosi.

In den USA ist die Situation eine andere: Die Wirtschaft boomt, die Preise steigen, aber die Fachkräfte sind Mangelware, so die Begründung. In Fabriken wie bei John Deere gab es Streiks, was für die USA ungewöhnlich sei. Dort wollen die Leute jetzt mehr Lohn, da die Produkte teuer geworden sind. «Jetzt dreht sich diese Spirale zwischen Löhnen und Preisen als Folge dessen deutlich.»

Wie wird sich die Teuerung in der Schweiz im nächsten Jahr entwickeln? Die Schweizerische Nationalbank ging in ihrem Lagebericht Mitte Dezember von einer durchschnittlichen Jahresteuerung von einem Prozent fürs kommende Jahr aus, sagt Pelosi. Den Rahmen, den sie anstrebe, liege meistens zwischen null und zwei Prozent. «Allerdings haben die letzten beiden Pandemie-Jahre gezeigt, dass es alles andere als einfach ist, derzeit Prognosen zu machen», gibt der Wirtschaftsredaktor zu bedenken.

SRF 4 News, 27.12.21, 9 Uhr ; 

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