Die Durchfahrtskontrollen in Birsfelden BL zeigen Wirkung: «Der Verkehr auf den Quartierstrassen hat sich im Durchschnitt um 25 Prozent reduziert», sagt Gemeinderätin Desirée Jaun. Sie nennt damit erstmals Zahlen, wie stark sich der Verkehr verringert hat. «Das System wirkt», bilanziert sie.
Derzeit verteilt die Gemeinde etwa 70 Durchfahrtsbussen pro Tag. Es gibt also weiterhin Autofahrerinnen und Autofahrer, die sich nicht an die neuen Verkehrsregeln halten.
Zu Beginn des neuen Regimes im September waren es allerdings deutlich mehr: etwa 1000 täglich, manchmal auch doppelt so viele. Die Gemeinde machte schweizweit Schlagzeilen. Zum einen, weil sie mit den Durchfahrtsbussen nicht nur den Verkehr reduzierte, sondern auch viele Einnahmen generierte. Zum andern, weil sich weitere Gemeinden für das neue System in Birsfelden interessierten.
Das Geld sei nie der Grund für die Durchgangskontrollen gewesen, betont Jaun. Viel mehr habe man die Quartiere vom Verkehr befreien wollen. Und das sei gelungen, auch wenn noch mehr möglich sei. «Es sind immer noch zu viele Bussen.»
Es herrschte das nackte Chaos auf der Verwaltung.
Von dieser medialen Präsenz, den vielen Bussen sowie deren Folgen ist die Gemeinde überrumpelt worden. «Es herrschte das nackte Chaos auf der Verwaltung», erzählt Gemeindeverwalter Martin Schürmann. «Wir mussten Zusatzpersonal anstellen.»
Birsfelden habe mit 20 bis 25 Bussen pro Tag gerechnet. «In den schlimmsten Zeiten» habe man aber bis zu 2000 Bussen pro Tag ausgestellt.
Gebüsste seien zudem zahlreich auf der Gemeindeverwaltung erschienen. Sie hätten Ausreden und Erklärungen vorgebracht, um die Busse nicht bezahlen zu müssen. In den meisten Fällen zog Birsfelden die Bussen aber nicht zurück.
Justiz muss sich drum kümmern
Zehn Gebüsste wollen die Busse jedoch partout nicht akzeptieren. Nun sind die Fälle bei der Staatsanwaltschaft. Desirée Jaun schaut dieser Situation gelassen entgegen. «Wir haben das umfassend rechtlich prüfen lassen, bevor wir das neue Regime eingeführt haben.»
Wer in Birsfelden wohnt, ist von den Regelungen übrigens nicht betroffen. Auch solche, die beruflich in die Quartierstrassen müssen, dürfen diese weiterhin passieren – auch wenn sie weniger als 15 Minuten im Quartier verweilen.