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Umstrittener Fifa-Deal Schafft sich die Fifa selber ab?

Fifa-Präsident Infantino will die TV-, Digital und Marketingrechte verkaufen. Für Experte Pieth ein heikles Vorhaben.

Die Pläne von Gianni Infantino lassen aufhorchen. Der Fifa-Präsident hat nämlich vor, alle Fernsehrechte, Digitalrechte und Marketingrechte zu verkaufen – inklusive der Rechte für die nächsten Weltmeisterschaften.

Details zu diesen Plänen hat die «Süddeutsche Zeitung» am Freitag erstmals veröffentlicht. 25 Milliarden Dollar soll dieser Ausverkauf bringen. Die Recherchen zeigen: Sollte der Deal im Sinne Infantinos über die Bühne gehen, bliebe die Fifa einzig als Hülle zurück.

Die Medienberichte basieren auf zwei internen Fifa-Dokumenten: Zum einen ein Arbeitspapier, das die wichtigsten Eckpunkte des geplanten Vertrags beinhaltet. Und zum anderen auf einer Einschätzung der Fifa-Rechtsabteilung.

Gianni Infantino
Legende: Das Vorhaben von Fifa-Präsident Gianni Infantino soll 25 Milliarden Dollar bringen. Keystone

Etliche kritische Punkte

Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth hat ebenfalls beide Dokumente zu Gesicht bekommen. Pieth war von 2011 bis 2013 Vorsitzender der unabhängigen Kommission für Governance bei der Fifa. Gianni Infantino habe wohl tatsächlich vor, alle Fifa-Rechte zu verkaufen, sagt Pieth. Denn die Rechtsabteilung habe sich auf 20 Seiten sehr detailliert mit dem Vorhaben auseinandergesetzt – und schliesslich davon abgeraten.

Mark Pieth

Rechtswissenschaftler

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Mark Pieth ist Antikorruptionsexperte und Strafrechtsprofessor an der Universität Basel.

Für Pieth ist klar: «Es hat etliche kritische Punkte drin. Und man liest auch zwischen den Zeilen, dass die Rechtsabteilung das ganze Unternehmen ablehnt. Das hat dann auch dazu geführt, dass die beiden Autoren kurz darauf die Fifa verlassen mussten.»

Ausverkauf der Fifa?

Was die Juristen hellhörig machte, waren Hinweise im Vertragsentwurf, wonach die Rechte für immer verkauft werden sollen. Das käme einem eigentlichen Ausverkauf bei der FIFA gleich. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass der Fifa-Council Infantinos Pläne schon zweimal abgelehnt hat.

Das hat auch damit zu tun, wie diese Rechte künftig verwaltet werden sollen. Infantino will sie an eine neue Firma namens Fifa Digital Corporation übertragen, an der die Fifa mit einem Anteil von 51 Prozent zwar die Mehrheit behalten würde. Die privaten Investoren kämen auf 49 Prozent. Der zehnköpfige Verwaltungsrat hingegen wäre ausgeglichen besetzt.

Riskante Umlagerung

Als besonders fragwürdig erachtet Mark Pieth, dass sich Gianni Infantino gleich selber als Verwaltungsratspräsident dieser Fifa Digital Corporation einsetzen will: «Es besteht das Risiko, dass er als Geschäftsleiter eines Unternehmens, die Werte des Unternehmens auslagert, um selber dann die Kontrolle zu behalten. Man müsste sich zumindest fragen, ob das nicht gar strafrechtlich relevant ist. Es gibt den Tatbestand der ungetreuen Geschäftsbesorgung.»

Die Kontrolle über die Rechte behalten, aber ausserhalb der Strukturen der Fifa. Das wäre laut Pieth also ein mögliches Motiv für Infantinos Pläne. Sportliche oder betriebswirtschaftliche Gründe für den unbeschränkten Rechteverkauf lassen sich nämlich schwer finden.

Zwar ist bekannt, dass die Fifa finanziell nicht mehr so auf Rosen gebeten ist, wie noch zu Zeiten von Sepp Blatter. Allerdings nimmt der Weltfussballverband vor allem dank der Weltmeisterschaft nach wie vor gut fünf Milliarden Franken innerhalb von vier Jahren ein. Die 25 Milliarden aus einem Rechteverkauf wären deshalb nur auf kurze Sicht lukrativ.

Noch ist der Vertrag mit den Investoren allerdings nicht unterschrieben. Und noch haben sich die Fifa-Mitgliederverbände nicht zu Wort gemeldet. Allen voran dürfte sich die Uefa gegen einen Ausverkauf der Fifa-Rechte sperren.

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