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Mikroplastik in Kosmetika: Verbot oder freiwilliger Verzicht?
Aus Espresso vom 22.02.2018. Bild: Stephan Glinka / BUND
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Umweltbelastung Mikroplastik in Kosmetika: Verbieten oder freiwilliger Verzicht?

Das Wichtigste in Kürze:

  • Viele kosmetische Produkte wie Duschmittel oder Cremen enthalten Mikroplastik, mikroskopisch kleine Plastikteile, die über das Abwasser in unseren Gewässern landen.
  • Grossbritannien, Neuseeland, Schweden und andere Ländern haben Kosmetika mit Mikroplastik unterdessen verboten. In der Schweiz sind solche Produkte weiterhin erlaubt.
  • Die Branche setzt hierzulande auf einen freiwilligen Verzicht, während Umweltorganisationen ebenfalls ein Verbot fordern.

Nun also auch Schweden: Das skandinavische Land hat in Sachen Mikroplastik in Kosmetika die Handbremse gezogen. Ab Juli 2018 dürfen keine solchen Produkte mehr nach Schweden importiert werden. Ähnliche Verbote waren zuvor etwa schon in Grossbritannien oder in Neuseeland erlassen worden.

Schweden als Land mit sehr viel Küste sieht die Folgen der Plastikverschmutzung quasi vor der Haustür: «Hier wollten Regierung und Parlament mit gutem Beispiel vorangehen und haben sich daher für ein Verbot von Kosmetika mit Mikroplastik ausgesprochen», sagt SRF-Skandinavien-Korrespondent Bruno Kaufmann. Das Verbot sei Teil einer gross angelegten Aktion gegen die Plastikverschmutzung der Küste: «Die schwedischen Gemeinden erhalten neu Beiträge für Reinigungsaktionen. Es geht also nicht nur darum, kein neues Plastik in die Umwelt zu bringen, sondern auch darum, die bereits bestehende Verschmutzung zu beseitigen.»

Schweizer Verband will freiwilligen Verzicht

In der Schweiz setzen die Kosmetikhersteller auf einen europaweiten, freiwilligen Verzicht auf Mikroplastik in Kosmetika wie Duschgels, Lippenstiften oder Peeling-Crèmen. Bis 2020 sollen sie ganz verschwunden sein, sagt Bernard Cloëtta, Geschäftsführer des Schweizerischen Kosmetik- und Waschmittelverbandes gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Man sei schon auf gutem Weg: Schon in 82 Prozent der Produkte seien die Plastik-Teilchen durch umweltfreundlichere Stoffe ersetzt worden.

Mikroplastik auf dem Teller

Die mikroskopisch kleinen Plastikteile gelangen über das Abwasser in die Natur – vor allem natürlich in Flüsse und Seen und von dort schliesslich ins Meer. Über den Nahrungskreislauf können sie via Trinkwasser, Fisch oder auch Honig in den Magen des Menschen kommen. Ob das der Gesundheit schadet oder nicht, ist umstritten. Unappetitlich ist es auf jeden Fall.

Daher sehen Umweltschutzorganisationen wie der WWF oder der Verein «Stoppp» (Stop Plastic Pollution) im Mikroplastik auch eine Gefahr für die Umwelt: «Diese Teile sind vor allem im Wasser ein Problem, weil sie wie ein Magnet wirken und andere Stoffe anziehen», sagt Gabriele Kull von «Stoppp». Das ergebe einen giftigen Mix.

Neuer Anlauf für Verbot

Umweltschützer und Politiker fordern auch für die Schweiz ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika – und zwar in fester und in flüssiger Form (polymere Kunststoffe). Der Grüne Nationalrat Balthasar Glättli will in der Frühlingssession einen Vorstoss einreichen. Es ist bereits sein dritter Anlauf. Die bisherigen Versuche sind gescheitert. Dass Länder wie Schweden und Grossbritannien jetzt vorpreschen, stimmt ihn aber optimistisch, dass es diesmal klappen könnte.

Für Kosmetikvertreter Cloëtta ist die ganze Mikroplastik-Diskussion vor allem ein politischer Hype. Es gebe nichts Harmloseres als diese Plastikteilchen: «Die können Sie schlucken, und sie gehen problemlos durch», so Cloëtta. Für Umweltschützerin Kull ist dies «übelste Propaganda für Plastik».

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