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Unerwünschte Telefon-Werbung Ausländisches Callcenter kapert Schweizer Privatnummer

Ein Callcenter ruft unter falscher Nummer an. Deren ahnungslose Besitzerin wird dann von den Belästigten beschimpft.

Angefangen hat es damit, dass die Frau selber von einem englischsprachigen Callcenter angerufen wurde. Kaum hatte sie aufgelegt, begann ihr Telefon im Minutentakt zu klingeln: «Da war eine Privatperson oder ein Geschäft dran und sagte, ich hätte versucht sie zu erreichen. Was ich denn wolle», erzählt die Frau im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Ein weiterer Hörer erhielt vermeintlich einen Anruf von dieser Privatnummer. Weil der Anrufer Englisch sprach, vermutete er schnell, dass hier etwas nicht stimmen konnte: «Ich habe angenommen, dass das irgendeine Trickserei ist. Dass die eine Privatnummer gekapert haben.»

Internet-Telefone können Nummern vortäuschen

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Richtig! Mit dem sogenanntem Spoofing lassen ausländische Callcenter dem Angerufenen eine unverdächtige Schweizer Privatnummer anzeigen. Dies ist bei modernen Internettelefonen technisch ein Kinderspiel. Zunächst waren dies Phantasienummern.

Immer häufiger sind es inzwischen aber geklaute Nummern von Privatpersonen. So nehmen auch Leute den Hörer ab, die Anrufe mit unterdrückten oder ausländischen Nummern abweisen. Zudem wollen die Callcenter mit dem Spoofing die Werbeanruf-Blocker der Telefonanbieter umgehen. An den Sterneintrag im Telefonbuch halten sich solche ausländischen Callcenter sowieso nicht.

Die «Espresso»-Hörerin erlebte als Spoofing-Opfer den vollen Telefonterror. Sie wurde mit Anrufen auf ihre gekaperte Nummer eingedeckt. Teilweise wurde sie von Unbekannten beschimpft. Ihre Leitung war durch Anrufe blockiert. Auch auf Facebook und auf dem Handy ihres Mannes meldeten sich Leute.

Am Schluss eine neue Nummer

Die Frau wusste sich nicht anders zu helfen, als keine Anrufe mehr anzunehmen und das Telefon auszustecken. Doch auch als sie es Stunden später wieder anschloss, ging der Telefonterror weiter. Sie erkundigte sich bei ihrem Telefonanbieter, welcher sagte, dass er bei Spoofing machtlos sei. Der Tipp abzuwarten, bis die Anrufe aufhörten, brachte nichts. Sie hörten nicht auf!

Am Schluss blieb der Hörerin nichts anderes übrig, als die Telefonnummer zu wechseln. Als erstes habe sie den Eintrag im Telefonverzeichnis sperren lassen, erzählt sie: «Ich hatte Angst, dass plötzlich jemand wütend vor der Haustür steht.» Dann habe sie eine neue Nummer beantragt. Auf einen Eintrag im Telefonverzeichnis werde sie in Zukunft verzichten. Natürlich musste sie ihr ganzes Umfeld – Freunde, den Arzt und so weiter – informieren, dass sie nun eine neue Nummer habe. Ein Riesenaufwand und -ärger!

Was machen die Behörden?

Der Bundesrat will das Gesetz ändern, um Spoofing zu unterbinden. Das Fernmeldegesetz und das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb sollen entsprechend geändert werden. Vorgesehen ist ein Artikel, dass unlauter handle, wer: «Werbeanrufe tätigt, ohne dass eine Rufnummer angezeigt wird, die im Telefonverzeichnis eingetragen ist und zu deren Nutzung er berechtigt ist.» Die Vorlage kommt nun ins Parlament.

Für Konsumentenorganisationen ist die Gesetzesänderung ein Schritt in die richtige Richtung. Ihr Nutzen ist jedoch umstritten. Denn die vorgeschlagene Regelung hat einen Haken: Im Kampf gegen ausländische Callcenter sitzen die Schweizer Behörden häufig am kürzeren Hebel. Sie kommen schon gar nicht an diese Telefonzentralen heran, die sich im Internet gut zu tarnen und verstecken wissen.

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