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Unfallstatistik Axa: SUV-Fahrer verursachen mehr Unfälle als jene normaler Autos

Laut der Versicherung Axa sollen SUV zehn Prozent mehr Unfälle verursachen. Grosse Modelle gar noch mehr.

Ein E-Trottinett-Fahrer biegt links ab und übersieht den von hinten kommenden SUV. Während der Fahrer des Autos mit dem Schrecken davon kommt, prallt der Trottinett-Fahrer auf die Windschutz-Scheibe, wird in die Luft geschleudert und landet unsanft auf der Strasse. Zum Glück ist dieser Unfall nur gestellt und Teil eines Crashtests der Axa-Versicherung. Im Fokus dabei die wuchtigen Autos.

Vertiefte Analysen der Schadenstatistik der Axa hätten gezeigt, dass SUV-Fahrer zehn Prozent mehr Unfälle verursachten als die anderen Autos. Bettina Zahnd, Leiterin der Axa-Unfallforschung: «Wir haben die SUV in drei Kategorien eingeteilt: in kleine, mittlere und grosse. Grosse SUV wie der BMW X5 verursachen sogar knapp dreissig Prozent mehr Unfälle als normale Autos.» Aber auch in Unfällen mit Verletzten seien SUV häufiger verwickelt: «Ein SUV verursacht aufgrund seiner Grösse und seines Gewichts grössere Schäden als zum Beispiel ein Kleinwagen», so Zahnd weiter.

Die Erkenntnisse der Axa sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen. «Espresso» hat drei weitere Autoversicherungen angefragt. Bei diesen tönt es anders: SUV seien nicht häufiger in Unfälle verwickelt als andere Autos, so der Tenor.

SUV fallen auf und machen Angst

Dass die grossen, bulligen und teuren SUV auf der Strasse auffallen, das sei von gewissen Besitzern durchaus gewünscht, sagt die Berner Verkehrspsychologin Simone Aeschbach: «Leute, die sich kein solches Auto leisten können, können neidisch werden.» Allerdings gebe es auch Verkehrsteilnehmer, die sich von den überdimensionierten Autos bedroht fühlten.

Diese Angst sei durchaus berechtigt, sagt Mike Egle, Medienverantwortlicher von Road-Cross Schweiz: «Einerseits ist der Aufprall wegen des höheren Gewichts heftiger. Für Kinder können SUV besonders gefährlich sein, weil sie bei einem Zusammenstoss auf Kopfhöhe getroffen werden.»

Assistenzsysteme helfen Unfälle verhindern

Allerdings gebe es zwischen den verschiedenen Fahrzeugen grosse Unterschiede in der Bauweise, was die Gefahr für Fussgänger reduzieren könne, sagt Mario Cavegn. Er ist bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung (Bfu) für den Strassenverkehr zuständig. «Viel wichtiger als das Fahrzeug ist jedoch der Lenker», so Cavegn.

Die Beratungsstelle propagiert darum auch sogenannte Assistenzsysteme wie Notbrems-Assistent, Spuren- oder Geschwindigkeit-Assistent. «Wenn diese Fahrhilfen den Lenker unterstützen, dann kommt es schon gar nicht zu Unfällen.» In der EU sind diese Assistenzsysteme ab 2024 in jedem Neuwagen vorgeschrieben. Ob sich die Schweiz anschliesst, ist noch offen.

Espresso, 21.08.2020, 08:13 Uhr

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