Ende Jahr gibt Christian Amsler (FDP) sein Amt als Schaffhauser Erziehungsdirektor ab. Unfreiwillig. Die Schaffhauser Stimmberechtigten wählten ihn nicht mehr. Bei der Affäre rund um die Schulzahnklinik hatte Amsler keine gute Figur gemacht. Auch hatten die Schaffhauser seine Gelüste nach einem Amt in Bundesbern wohl nicht goutiert.
Die Abwahl stellte einen schweren Schlag dar für den ehrgeizigen Vollblut-Politiker. Interviews gab er keine – bis jetzt. Im «Regionaljournal Zürich Schaffhausen» nimmt Christian Amsler nun zum ersten Mal Stellung zu seinem Abschied aus der Politik.
SRF: Ihr Abschied aus dem Regierungsrat rückt näher. Wie ist Ihnen zumute?
Christian Amsler: Es ist eine sehr spezielle Zeit. Die Adventszeit ist eigentlich sehr besinnlich und schön aber im Amt ist man voll eingespannt. In verschiedenen Kommissionen und wichtigen Gremien finden jetzt die letzten Sitzungen statt. Da ist das Thema Abschied präsent, wenn auch unter Corona-Bedingungen. Alle Abschieds-Apéros fallen ins Wasser, sie finden nur digital statt. Aber es ist unmissverständlich klar: Das Jahresende rückt näher.
Ich wollte nicht im Moment der Niederlage mein Inneres in der Öffentlichkeit nach aussen kehren.
Sie machen einen munteren Eindruck. Der Anlass, weshalb sie gehen, ist jedoch ein trauriger für Sie: die Abwahl im August. Sie mochten danach keine Interviews geben. Warum eigentlich nicht?
Ja, das ist natürlich schon ein Schlag und ein Schock für einen «Homo Politicus». Ich brauchte ein paar Tage, das ist so. Ich möchte aber klar festhalten, dass ich kurz danach wieder voll eingestiegen bin. Und gesagt habe, dass ich mein Amt staatsmännisch bis am 31. Dezember voll erfüllen will. Aber ich fand, dass ich im Moment der Niederlage nicht mein Inneres in der Öffentlichkeit nach aussen kehren möchte.
Es passierte schon verschiedenen Kollegen - und übrigens auch dem amerikanischen Präsidenten.
Aber man spürte, es hatte Sie ziemlich aus der Bahn geworfen?
Natürlich, es war ein Riesenschlag. Man denkt oder wünscht es sich nicht. Aber es gehört zur Politik, es passierte verschiedenen Kolleginnen und Kollegen von mir auch schon - und übrigens auch dem amerikanischen Präsidenten (lacht). Das muss man aushalten können. Aber Sie haben völlig recht: Das wirft auch einen grossen, starken Mann wie mich mit breiten Schultern vorübergehend aus den Schienen. Aber ich würde sagen - und das attestiert auch mein Umfeld - ich habe sehr schnell wieder zurück in die Schienen gefunden.
Das heisst, Sie haben den Schlag verdaut oder gehen Sie jetzt verbittert?
Ginge ich verbittert, würde ich meine Tätigkeit, die über 30 Jahre in der Politik in Schaffhausen, absolut klein machen. Natürlich, im Innersten wurmt es einen. Ich bin auch ein Mensch und sensibel. Manchmal auch dünnhäutig. Wenn das nicht so wäre, wäre ich ein Roboter oder eine Maschine und das wäre nicht gut.
Ganz sicher werde ich mit 57 nicht zum Frührentner.
Was alles zur Abwahl führte, wollen wir hier nicht mehr aufarbeiten, darüber wurde ausführlich berichtet. Die zwei letzten Jahre waren schwierig. Stellt man sich nicht hundertmal die Frage, was man hätte anders machen können?
Ja, natürlich. Es ist wichtig, dass man Geschehenes analysiert, kurz zurückschaut und auch verarbeitet. Aber zu viel hadern und zu viel die Frage «wenn» und «hätte ich»zu stellen, ist auch nicht gut. Man muss die Energie nach vorne richten.
Was machen Sie in Zukunft?
Ich bin dermassen eingebunden, ich bin noch nicht dazu gekommen, mir vertieft Gedanken zu machen. Es ist aber völlig klar, dass ich nach über 30 Jahren das «Buch» Politik zumache. Bildung ist meine Kernkompetenz, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten in diese Richtung. Ganz sicher werde ich mit 57 nicht Frührentner.
Das Gespräch führte Roger Steinemann.
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