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Ungewisse Zukunft für FC Sion Christian Constantin: «2024 ist Schluss»

Christian Constantin ist der dienstälteste Club-Präsident im Schweizer Profifussball. Nun will er zurücktreten. Sitten wird sich von Constantin emanzipieren müssen. 

Christian Constantin sitzt auf der Westtribüne des Sittener Tourbillon. Es ist Sonntagnachmittag. Der Präsident des FC Sion verfolgt im Stadion das Spiel und was er sieht, trägt nicht dazu bei, die präsidiale Miene aufzuhellen.

Christian Constantin streckt den Pokal in die Luft, er ist umgeben von jubelnden Menschen.
Legende: Bereits eine Weile her: 2015 wurde der FC Sion zum letzten Mal Cupsieger. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Auf dem Rasen kämpfen die Fussballer der Vereine FC Sion und FC Zürich um Punkte. Beide Teams siechen sich am unteren Tabellenende durch die Super League. «Wir durchleben derzeit eine schwierige Phase. Das muss sich ändern», sagt Constantin. Er ist überzeugt: «Wir sind besser, als wir das im Moment zeigen.»

Genug ist genug

Lange wird er sich das nicht mehr antun. 2024 trete er als Präsident zurück. Das hatte CC, wie man ihn im Wallis nennt, kürzlich verlauten lassen. Wieder einmal. In den letzten Jahren hatten sich die Rücktrittsdrohungen gehäuft. Doch diesmal scheint es ernst zu sein.

94'478'500 Franken: So viel habe ich in den letzten zwanzig Jahren in den Klub investiert.
Autor: Christian Constatin Präsident FC Sion

Er sei nicht fussballmüde, so Constantin. «Aber ich habe mir 2024 als Datum gesetzt. Es bringt nichts, das Ende immer weiter hinauszuschieben.» Es sei nun an der Zeit, den Stier bei den Hörnern zu packen.

«CC» und der FC Sion

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Das Schicksal des FC Sitten ist eng mit jenem seines Mäzens verbunden. 1992 wird Christian Constantin erstmals zum Präsidenten des Klubs gewählt.

In seiner ersten Amtszeit feiert er mit Sion beachtliche Erfolge: drei Cupsiege in Folge, 1997 das Double mit dem Meistertitel.

Bei den Finanzen läuft es allerdings weniger rund: Der Klub ist überschuldet und muss nach Constantins Abgang gerettet werden.

Nach fünfjähriger Abwesenheit kehrt Constantin 2003 zurück zum FC Sion. Er gründet eine AG, die fortan die Profiabteilung des Klubs leitet. Inhaber und einzige Person im Verwaltungsrat von «Olympique des Alpes SA»: Christian Constantin.

Seit 20 Jahren ist Christian Constantin an der Spitze des FC Sion, hat viel investiert. «Es sind exakt 94'478'500 Franken.» Constantin nennt die Zahl mit einem breiten Grinsen. Wohlwissend, dass seine Angaben kaum zu kontrollieren sind.

Constantin singt, umgeben von drei Tänzerinnen
Legende: CC liebt den grossen Auftritt: An der jährlichen Sauerkraut-Gala des FC Sion greift Constantin gerne auch zum Mikrofon. Keystone/THOMAS DELLEY

Nun also will der Mäzen aufhören, im nächsten Jahr will er keine Lizenz mehr beantragen für die Super League. Die Konsequenz: der FC Sitten wird sich vom Profifussball verabschieden.

Absturz in die Amateurliga

«Doch warum sollte das so schlimm sein?», fragt der Sportchef des «Walliser Boten». Hans-Peter Berchtold verfolgt den FC Sion seit über dreissig Jahren. Mit dem Wallis habe der Klub heutzutage nicht mehr viel zu tun, sagt er.

«Vielleicht wäre ein Neuanfang in der Amateurliga eine Chance», sagt Berchtold. «Sitten wäre dann vielleicht wieder einmal ein Verein, in dem die Walliser eine grössere Rolle spielen.» Berchtold denkt da an die Nachwuchsförderung und Ausbildung eigener Spieler.

Sitten wäre dann wieder ein Verein, in dem die Walliser eine grössere Rolle spielen.
Autor: Hans-Peter Berchtold Sportjournalist

«Der Verein könnte vielleicht irgendwann wieder in der Challenge League spielen.» Der Sportjournalist ist überzeugt: «Es wäre dann ein Verein, der die bedeutend grössere Identifikation hätte als der heutige FC Sitten.»

Hoffen auf Constantin, hoffen auf den Cup

Viele Fans hoffen derweil, dass Christian Constantin weitermacht. «Er darf nicht aufhören», sagt ein Fan, «ich bin sicher, dass er bleiben wird.» Einen FC Sion ohne CC? «Das kann ich mir nicht vorstellen», meint eine Sion-Anhängerin, «aber wir werden die Farben Rot-Weiss unterstützen, egal in welcher Liga.»

Übrigens: das Meisterschafts-Spiel gegen den FC Zürich verliert Sion am Sonntagnachmittag mit null zu eins. Doch was im Wallis wirklich zählt, ist der Cup und den möchte Christian Constantin vor seinem Rücktritt unbedingt nochmals gewinnen.

Christian Constantin auf der Zuschauertribüne, blickt konzentriert auf das Spielfeld.
Legende: Christian Constantin wünscht sich zum Abschied noch einen Cupsieg. Es wäre der 14. in der Geschichte des Klubs. SRF

Es wäre ein würdiges Abschiedsgeschenk für den Präsidenten, die Fans und das Wallis und vielleicht liesse sich in der Euphorie dann doch noch eine Lösung finden, damit in Sitten auch künftig Profifussball gespielt werden kann.

Schweiz aktuell, 06.02.2023, 19.00 Uhr

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