Alte Klassiker, Mundartliteratur, Krimis, Fantasy, Sachbücher, Heimatkunde – die Auswahl an Büchern im «Poete-Näscht» in Liestal im Kanton Baselland ist gross: Sie umfasst etwa 100'000 Bücher, dazu kommen Onlineangebote. Viele dieser Bücher sind in der Buchhandlung und im Antiquariat, andere lagern bei Peter Graf zu Hause in der kleinen Baselbieter Gemeinde Lupsingen.
Der 75-Jährige gründete das «Poete-Näscht» 2001 und weiss über fast jedes Buch Bescheid. Oft ruft man ihn aus der Buchhandlung an, fragt nach einem Buch und Graf zieht es binnen weniger Minuten aus dem Regal in seiner Wohnung.
Brockenstube höre ich nicht gerne. Bei mir ist alles fein säuberlich sortiert.
Trotz des Reichtums und der Vielfalt gebrauchter und neuer Bücher, verstaut an verschiedenen Orten, sei sein «Poete-Näscht» keine Brockenstube. «Brockenstube höre ich nicht gerne», sagt Graf und ergänzt: «Bei mir ist alles fein säuberlich sortiert.»
Mehr als «nur» eine Buchhandlung
Nun will Graf sein Reich weitergeben; er überführt die Buchhandlung in eine Genossenschaft und beschränkt sich auf das Antiquariat. 250 Franken kostet ein Anteilsschein der Genossenschaft, preist das «Poete-Näscht» auf seiner Webseite stolz und regt zu weiteren Spenden und Darlehen an.
Dass Peter Graf sich auf das Antiquariat beschränkt, ist in gewisser Weise eine Rückkehr zu den Anfängen. Graf hatte vor mehr als 20 Jahren auf dem Markt in Lupsingen begonnen, alte Bücher zu verkaufen. Das kam an und vermehrt kauften Leute nicht nur Bücher, sondern brachten ihm auch Literatur, die sie nicht mehr brauchten. Damit legte der Psychiater, der auch heute noch Teilzeit auf seinem angestammten Beruf arbeitet, den Grundstein für den Bücherverkauf, für das «Poete-Näscht».
Buchhandlungen haben es aber ganz abgesehen vom Alter von Graf, welches den Ausschlag für die Überführung der Einzelfirma in eine Genossenschaft gab, nicht einfach. Allerdings zeichnet sich ab, dass die grosse Durststrecke, während der viele Verkäufe via Onlinehandel ins Ausland abgewandert sind, vorbei sein könnte.
Trotz Normalisierung sind die Umsätze auch heute noch über dem Vor-Pandemie-Niveau.
Der Buchhandel in der Schweiz hat nämlich von der Pandemie profitiert. Im Report für das Jahr 2022 des Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verbands (SBVV) heisst es: «Die Covid-19-Pandemie hatte dem Buch 2020 und 2021 viel Auftrieb verschafft; in den Lockdowns hatten die Menschen Zeit zum Lesen gehabt. Dieser Treiber fiel 2022 weg.» In Zahlen ausgedrückt: Die Buchverkäufe gingen im Jahr 2022 um vier Prozent zurück in der Deutschschweiz.
«Den Schwung aus der Shutdown-Phase konnten wir nutzen», sagt die SBVV-Geschäftsführerin Tanja Messerli. Auch Homeoffice und Inlandsferien hätten dazu beigetragen, dass die Leute vermehrt in lokalen Büchereien eingekauft oder bestellt hätten. «Trotz Normalisierung sind die Umsätze auch heute noch über dem Vor-Pandemie-Niveau», so Messerli.
Krise als Chance nutzen
Der Buchhandel, der während vielen Jahren mit Rückgängen kämpfte, steht also besser da als noch vor wenigen Jahren – trotz des Rückgangs im 2022.
«Über dem Berg» sei man aber trotzdem nicht, sagt Messerli, zumal auch der Buchhandel mit einer «Mehrfachkrise» zu kämpfen hätte, die Vertrieb, Produktion und Verbreitung des Buches betreffe. «Dass es gelingt, auch diese Krise für das Buch zur Chance zu machen, ist möglich, aber keineswegs sicher», sagt Messerli. Die Anzahl an Buchhandlungen sei in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht rückgängig gewesen, sondern in etwa gleich geblieben.