«Die Leute haben Angst, dass sie im Winter frieren», sagt Mike Bischof. «Hausbesitzer möchten sich daher mit einer Holzfeuerung absichern», so der Kaminfegermeister. Der Inhaber einer Firma in Meilen (ZH) ist momentan ein gefragter Mann.
Viele Kundinnen kontaktieren ihn beispielsweise, damit er ihr Cheminée reinigt. «Und mehrmals pro Woche melden sich Hausbesitzer, die an eine Kaminanlage etwa einen Holzofen anschliessen möchten.»
Anfragen haben sich verdoppelt
Nicht nur ein möglicher Engpass bei den fossilen Energien beschäftigt die Hausbesitzerinnen. Auch die steigenden Kosten fürchten sie. «Der hohe Öl- und Gaspreis macht den Kunden Sorgen», sagt Michael Grau, Präsident des Luzerner Kaminfegermeister-Verbandes.
Im Mittelland und in ländlichen Gebieten werden wir fast überrannt.
Aus diesen Gründen haben Kaminfeger derzeit alle Hände voll zu tun, wie der Schweizer Dachverband bestätigt. «Im Mittelland und in ländlichen Gebieten werden wir fast überrannt», sagt Paul Grässli als Zentralpräsident des Verbandes Kaminfeger Schweiz.
«Aber auch Anfragen von Hausbesitzern aus den Agglomerationen nehmen zu.» Sie möchten häufig ein älteres Cheminée oder einen Ofen wieder in Betrieb nehmen. Üblicherweise melden sich 20 Prozent der Kunden um diese Jahreszeit mit solchen Anfragen. Nun sind es mit bis zu 40 Prozent doppelt so viele.
Da das Heizen mit Holz einen Aufschwung erlebt, ist auch Brennholz begehrt . Die Stadt Winterthur kann die sprunghafte Nachfrage nicht mehr bewältigen, wie der Landbote schreibt. Die waldreichste Stadt der Schweiz stoppt ihren Verkauf von Brennholz deshalb vorübergehend.
Bereitet diese Entwicklung den Kaminfegern Sorgen? Paul Grässli vom Verband Kaminfeger Schweiz winkt ab. «Unsere Schweizer Produzenten arbeiten unter Hochdruck daran, Holz zu liefern.» Bis im Herbst sei wieder genug vom Rohstoff vorhanden.
Achtung vor dem verstopften Kamin
Etwas anderes treibt Grässli aber momentan um. Er befürchtet tragische Unfälle, wenn Hausbesitzer ihre alten Anlagen selbst instand setzen. Wurde ein Ofen zehn oder fünfzehn Jahre lang nicht genutzt, könnte es beim Anfeuern gefährlich werden. «Wenn der Kamin verstopft ist und der Rauch nicht abzieht, kann es zu Vergiftungen kommen.» Deshalb sollen Hausbesitzer den Rat von Kaminfegern einholen.
Wenn der Kamin verstopft ist und der Rauch nicht abzieht, kann es zu Vergiftungen kommen.
Auch der Zürcher Kaminfegermeister Mike Bischof warnt vor Leichtsinnigkeit beim Heizen mit Holz. Wichtig sei beispielsweise, das richtige Brennholz zu wählen. «Wird eine Anlage falsch befeuert, beeinträchtigt dies die Verbrennungsqualität», sagt Bischof. Unverbrannter Kohlenstoff bleibt zurück und die Gefahr eines Kaminbrandes entsteht.
Bei Holzfeuerungen braucht es also viel Fachwissen. Laut Grässli lohnt es sich für Hausbesitzerinnen, sich darüber hinaus mit ihrem Energieverbrauch zu beschäftigen. «Wir sehen immer wieder Fenster, die im Winter den ganzen Tag lang gekippt sind.» Viel Energie gehe dadurch verloren, Stosslüften sei wesentlich besser.
Auch die Heizung um ein oder zwei Grad kühler einzustellen, entlaste Portemonnaie und Umwelt. «Denn die ökologischste Energie ist immer noch jene, die wir sparen können.»