«Wir verabschieden uns!», schreibt das Bündner Vokalensemble auf seiner Webseite. Schon länger habe der Chor Mühe, die Stimmen zu erneuern und ausgeglichen zu besetzen. Nun hätten die zusätzlichen Unsicherheiten rund um die Coronakrise dazu geführt, dass man sich entschieden habe, den Chor aufzulösen.
Das Problem, das die Sängerinnen und Sänger aus Chur beschreiben, sei bekannt, sagt Anna Fintelmann, Vizepräsidentin der Schweizer Chorvereinigung: «Wir haben durchaus bemerkt, dass Chöre, welche schon seit längerer Zeit über einen Mitgliederschwund klagen, nun einen Schlussstrich ziehen.» Man gehe derzeit aber von Einzelfällen aus.
«Brandmarkung» der Gesangsvereine
Zu Beginn der Coronakrise führten Meldungen über Ansteckungen durch Sängerinnen und Sänger zu grossen Verunsicherungen. Diese «Brandmarkung» der Chöre sei vielen «sehr eingefahren», sagt Anna Fintelmann.
Gerade die Amateur-Chöre mit mehrheitlich älteren Mitgliedern seien auch jetzt noch sehr vorsichtig. Bei einigen Chören sei noch nicht klar, wann und in welcher Form der Probebetrieb wieder aufgenommen werde.
Anders schaue es derzeit bei den Kinder- und Jugendchören aus. «Da ist schon wieder viel los», sagt Fintelmann. Es gebe bereits Bestrebungen, die Konzertsaison wieder aktiv in die Hand zu nehmen. «Wir hoffen sehr, dass die Chöre wieder Mut fassen und sich sagen, dass Singen das Beste ist, was man in solch schwierigen Zeiten machen kann.»
Probebetrieb trotz Corona
Unter Auflagen sind gemeinsame Chorproben in der Schweiz seit dem 6. Juni wieder erlaubt. Einer der Chöre, welche auch während des Lockdowns Proben durchgeführt haben, ist der Bündner Jazz-Chor «Arcas Syncopics»; zuerst über Videokonferenzen, später in Kleingruppen.
Der aussergewöhnliche Probebetrieb sei sehr aufwendig gewesen, sagt der Chorleiter Heinz Girschweiler-Schaniel. Aber: «Wenn wir unseren Probebetrieb für ein halbes Jahr unterbrochen hätten, hätten wir unser Ziel, das gemeinsame Singen, in Gefahr gebracht.» Mittlerweile führt der Bündner Jazzchor wieder gemeinsame Proben durch – nach wie vor mit Schutzkonzept.