Der Unwettersommer 2021 hat schon an vielen Orten in der Schweiz zu Schäden geführt. Bereits zum zweiten Mal hat es am Sonntag die Luzerner Gemeinde Wolhusen heftig getroffen. Schon Ende Juni verursachten Hagelkörner so gross wie Tennisbälle riesige Schäden an Tausenden Dächern und Autos. Die Gebäudeversicherung für die Region schätzt den Schaden auf eine Summe von rund 150 Millionen Franken. Das ist mehr als etwa beim Hochwasser 2005 oder beim Sturm Lothar.
Am Sonntag nun trafen die Gewitter Wolhusen wieder mit voller Wucht und führten zu Überschwemmungen mit Dreck und Schlamm. Der Gemeindepräsident ist erschüttert und hofft, dass die Feuerwehr nun eine Pause bekommt.
SRF News: Am Sonntag wurde Wolhusen erneut von starken Gewittern heimgesucht. Wie ist die Situation heute?
Bruno Duss: Am Sonntag gab es extrem viel Wasser in kurzer Zeit und kleine Hagelsteine in unglaublicher Menge. Das hat dazu geführt, dass Seitenbäche übergelaufen sind und Liegenschaften, Quartiere und Strassen massiv überschwemmt wurden.
Die Feuerwehr ist sich solche Monstereinsätze mit langen Tagen und Nächten leider schon gewohnt.
Mittlerweile sind die Strassen wieder befahrbar. Aber in den Häusern oder in der Sportanlage Blindei sind noch grosse Schäden zu sehen. Den Sportplatz kann man unmöglich brauchen momentan, alles ist gesperrt.
Wie belastend ist diese Häufung extremer Ereignisse für die Feuerwehr?
Die Feuerwehr ist sich solche Monstereinsätze mit langen Tagen und Nächten leider schon gewohnt. Auch dieses Mal haben die Einsatzkräfte bis nach Mitternacht gearbeitet, um Schäden zu beheben, Keller auszupumpen, Strassen putzen, um insbesondere die Durchfahrt wieder zu ermöglichen. Die Feuerwehr leistet einen grossartigen Einsatz in diesen Wochen und die Motivation zu helfen ist immer noch gross. Heute sind die Feuerwehrleute am Material putzen und wieder Instand stellen. Sodass sie für einen nächsten Einsatz bereit wären, was wir nicht gleich hoffen.
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Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Die Leute sind zum Teil schon sehr traurig und erschöpft und wir versuchen, den betroffenen Menschen zu helfen, wo wir können. Gleichzeitig ist die Solidarität gross. Man hilft einander.
Können Sie ein Beispiel für diese Solidarität machen?
Ja, wenn so ein Ereignis auftritt, müsste die Feuerwehr ja gleich überall sein. Das kann sie natürlich nicht. Sie muss einen Schadenfall nach dem andern aufsuchen und wir haben es mehrmals erlebt, dass ein Ort bereits recht gut aufgeräumt war. Die Leute haben uns dann mitgeteilt, dass Verwandte und Bekannte aus anderen Kantonen vorbeikamen, um zu helfen. Eine grossartige Hilfsbereitschaft, die man gut spürt.
Kann man die Sachschäden schon abschätzen?
Sie sind gross, aber ich kann noch keine Zahl nennen. Das ist dann Sache der Versicherungen.
Hat es die gleichen Häuser erwischt?
Zum Teil schon, obwohl es ein anderes Ereignis war. Ende Juni haben die grossen Hagelkörner vor allem Dächer und Autos zerschlagen. Jetzt ist insbesondere das Wasser das Problem. Es ist ein Unwetterereignis mit Überschwemmungen und Murgängen. Schlamm und Dreck verstopften die Schächte und das dreckige Wasser floss in die Häuser und Anlagen.
Die Wassermassen waren extrem – das habe ich selbst noch nie so gesehen.
Kam das viele Wasser überraschend?
Ja, es war sehr überraschend. Ich habe aus dem Fenster geschaut und gesehen, wie das Gewitter kommt. Der Wind hat die Wolken schnell gebracht und die Wassermengen waren gewaltig. Das war das Hauptproblem. Der Wind und das Wetter haben dann gedreht und die Gewitterzelle kam nochmals zurück. Die Wassermassen waren extrem – das habe ich selbst noch nie so gesehen.
Das Gespräch führte Evelyne Fischer.