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Forschende untersuchen 600-jährigen Wald
Aus Regionaljournal Graubünden vom 06.02.2023. Bild: WSL / Susan Lock
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Uralter Forst Rarität im Avers: Dieser Wald ist 600 Jahre alt

Im bündnerischen Avers stehen Hunderte bis zu 600 Jahre alte Arven und Lärchen. Die Geschichte des Waldes gibt Aufschluss über die Lebensweise der damaligen Bevölkerung.

Im Avers im Kanton Graubünden stehen monumentale Raritäten: Arven und Lärchen, die 500 bis 600 Jahre alt sind. Es sind nicht einzelne «Methusalems», wie sie genannt werden, sondern Hunderte.

«Die Dichte und Häufigkeit solch grosser, alter Bäume ist einzigartig in der Schweiz», sagt der Umwelt- und Naturwissenschaftler Matthias Bürgi. Er und sein Team der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL untersuchten den Wald im Averser Obertal. Sie werteten Archivmaterial aus und führten Gespräche mit Einheimischen.

Der Wald sei auch aus einem anderen Grund sehr speziell. «Es ist ungewöhnlich, dass sich auf der einen Talseite baumlose Wiesen befinden und auf der anderen Seite ein Wald mit solch uralten Bäumen», sagt Bürgi weiter.

Bäume erzählen Geschichte über die Menschen

Die Averser Methusalems befinden sich auf einer Höhe von fast 2000 Metern über Meer. Die Gegend ist karg und die Wintermonate kalt. Für die Bevölkerung im Avers wäre es ein Leichtes gewesen, die Bäume zu schlagen und als Brennholz zu verwenden. Warum taten sie dies nicht?

«Das Waldgebiet war Weideland. Die Bäume boten dem Vieh bei schlechtem Wetter Schutz», erklärt Matthias Bürgi. Die Bäume hätten den Menschen zudem zahlreiche andere Nutzungsmöglichkeiten gebracht. «Sie verwendeten Harz und Stücke der Baumrinde als Lichtquelle oder assen die Nüsse der Arven.»

Initialen und Jahreszahlen sind in eine Arve geschnitzt. Es ist das Jahr 1869 zu lesen. Hirten haben sich so verewigt.
Legende: Diverse Schnitzereien an Arven zeigen Initialen und Jahreszahlen. Aufgrund Interviews mit Einheimischen vermuten die Forschenden, dass die Schnitzereien von Hirten stammen. WSL / Susan Lock

Brennholz bezog die Averser Bevölkerung weiter unten im Tal, im zehn Kilometer entfernten Innerferrera. Gemäss einer Vereinbarung aus dem Jahr 1622 durften sie aus dem dortigen Wald Holz beziehen und unterhielten dafür den Weg nach Innerferrera. Ein anstrengender und beschwerlicher Transport, der oft 20 Stunden dauerte, zeigen historische Dokumente.

Zudem nutzte die Bevölkerung Schafmist zum Heizen. Eine lokale Besonderheit, sagt Umwelt- und Naturforscher Matthias Bürgi. «Schafmist zu trocknen und Briketts daraus zu pressen, gab es sonst nur selten in der Schweiz.»

Heute dichter denn je

Die uralten Wälder im Avers haben sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts verändert. Sie sind dichter geworden. «Wo die Nutzung – vor allem die Beweidung – stark zurückging, konnten Bäume nachwachsen.»

Es ist ein Bildvergleich von 1950 zu 2022 zu sehen. Der Capettawald ist dichter geworden.
Legende: Seit kein Vieh mehr am Capettawald weidet, ist er dichter geworden. Das obere Bild stammt aus dem Jahr 1950, das untere aus dem Jahr 2022. Der Fotovergleich zeigt zudem, dass die Waldgrenze angestiegen ist. WSL Bildarchiv / Werner Nägeli , WSL / Susan Lock (Montage SRF)

Die Methusalem-Wälder im Avers sind in ihrer Grösse und Dichte eine Rarität. Bestände von solch alten Bäumen gibt es aber auch im Gebiet Tamangur im Unterengadin. Matthias Bürgi und sein Team möchten auch die Geschichte dieser Wälder ergründen. Die Untersuchungen haben im Januar begonnen.

Die Forschungen im Avers

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Das Team der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft beschäftigte sich von Dezember 2020 bis Mai 2022 mit den Wäldern im Avers. Die Ergebnisse wurden in einer Publikation zusammengetragen.

SRF1 Regionaljournal Graubünden, 06.02.2023, 17:30 Uhr;

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