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US-Firma steigt ein Sawiris verkauft Teil seines Skigebiets in Andermatt

  • Vail Resorts kauft sich für 149 Millionen Franken in Andermatt ein.
  • Der US-Skiriese übernimmt 55 Prozent der Aktienanteile an der Andermatt-Sedrun Sport AG, der Betreiberfirma des Skigebiets.
  • Samih Sawiris Firma Andermatt Swiss Alps (ASA) behält 40 Prozent der Aktien, inklusive der Immobilien.

Die schnelle Entwicklung im Urner Bergdorf Andermatt geht weiter - wird sogar noch schneller. An einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz informierte die Andermatt Swiss Alps (ASA) heute über das Engagement des neuen amerikanischen Partners Vail Resorts. Diese investieren 149 Millionen Franken in zwei Teilen: 110 Millionen Franken sollen verwendet werden, um das Gästeerlebnis auf dem Berg zu verbessern. 39 Millionen Franken erhält die ASA, welche das Geld in ihre Immobilienprojekte investiert. Mit dem neuen Partner wolle Andermatt «die Nummer 1 in den Alpen» werden, so Raphael Krucker, CEO Andermatt Swiss Alps.

Mit den Investitionen soll «die Entwicklung am Berg noch rascher vorwärtsgehen», sagt Raphael Krucker an der Medienorientierung. Konkret fliesst das Geld in die Infrastruktur, so Krucker. «Wir vergrössern die Kapazität der Seilbahnen und investieren in Hotels, Restaurants und auch in Beschneiungsanlagen».

Chedi bleibt bei Sawiris

Das Engagement des Vail Resort betrifft das Skigebiet. Das Prunkstück, das Hotel Chedi in Andermatt und auch die Appartmentshäuser und der Konzertsaal bleiben in den Händen der Andermatt Swiss Alps.

Samih Sawiris ist Mehrheitseigentümer und Verwaltungsratspräsident der ASA. Er sei schon länger offen gewesen für einen Teilverkauf des Skigebietes, so Sawiris vor den Medien. Bereits vor 10 Jahren stand man in Verhandlungen mit der schwedischen Firma Skistar. Am Schluss «habe man nur geflirtet, aber nicht geheiratet», so Sawiris. Das sei nun anders: «Vail Resorts als Partner passt ideal zum Ziel, Andermatt zur Prime Alpine Destination zu entwickeln.»

Experte: «Eine Riesenchance»

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Für den Luzerner Tourismus-Professor Urs Wagenseil kommt der Mehrheitsverkauf des Skigebiets nicht überraschend: «Es war nie ein Geheimnis, dass Sawiris eigentlich nicht Bergbahnbetreiber sein wollte.» Der Ägypter habe von Anfang an primär die Beherbergung im Fokus gehabt. Doch er habe erkennen müssen, dass das Skigebiet entwickelt werden musste, um überhaupt Touristen nach Andermatt zu holen.

Im Einstieg von Vail Resorts in Andermatt sieht Wagenseil «eine Riesenchance». Es handle sich um einen professionellen Betreiber, der das Bergtourismusgeschäft aus dem Effeff verstehe. Wagenseil rechnet aber jetzt nicht mit fundamentalen Veränderungen im Skigebiet von Andermatt-Sedrun. Vielmehr gehe es wohl um das Feintuning von allem, was schon da sei – und um das Marketing.

Mit der Investition in Andermatt-Sedrun tritt Vail Resorts in den europäischen Skimarkt ein. «Es handelt sich um eine langfristige strategische Priorität», sagt CEO Kirsten Lynch vor den Medien. «Wir sind stolz darauf, diese einzigartige Schweizer Destination zu unserem Netzwerk an Weltklasse-Resorts hinzuzufügen», so Lynch.

40 Skiresorts gehören dazu

Vail Resorts betreibt in den USA, Kanada und Australien insgesamt 40 Skiresorts. Zum Portfolio gehören unter anderem berühmte Skigebiete wie Vail und Bever Creek in Colorado, Park City in Utah sowie eine Mehrheitsbeteiligung an Whistler Mountain in Kanada. Ein Vertreter von Vail Resorts wird das Verwaltungsratspräsidium der Andermatt-Sedrun Sport AG übernehmen. Für die Mitarbeitenden gebe es keine Änderungen, der Winterbetrieb werde wie geplant weitergeführt.

Sawiris steht vor den Schneebergen. Im Hintergrund eine Gondelbahn.
Legende: Der ägyptische Investor Samih Sawiris auf dem Schneehühnerstock vor der neuen Gondelbahn. Mit dem Einstieg von Vail Resorts soll Andermatt mit den besten Destinationen mithalten können. keystone

«Mir stellt es die Haare auf»

Die Freude über den neuen Investor kann Pia Tresch von Pro Natura Uri nicht teilen. Die Umweltorganisation begleitet die Entwicklung in Andermatt seit Jahren kritisch. «Die Urner Berge sind für den Naturschutz ein sensibles Gebiet. Ich habe Bedenken, dass die amerikanischen Investoren in andern Dimensionen denken, als es bei uns üblich ist. Und das da die Umwelt nur an zweiter Stelle kommt – davon bin ich überzeugt.»

110 Millionen. Dafür gibt es nicht einfach neue Toilettenhäuschen oder Kissen für die Sitzbänke...
Autor: Pia Tresch Pro Natura Uri

Sorgen machen ihr insbesondere, dass nochmals 110 Millionen Franken ins Skigebiet investiert werden sollen. «Mir stellt es die Haare auf, wenn ich daran denke. 110 Millionen. Das sind riesige Dimensionen – dafür gibt es nicht einfach neue Toilettenhäuschen oder Kissen für die Sitzbänke...» Für Pia Tresch ist klar, dass sich Pro Natura gegen zusätzliche Skilifte, Seilbahnanlagen und auch Fun-Parks wehren würde. «Es gibt eine Vereinbarung mit Sawiris, was gebaut werden darf und was nicht. Nun kommt eine amerikanische Firma dazu. Ich glaube nicht, dass das einfacher wird.»

Beide Firmen versprechen CO2-Neutralität bis 2030

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Vail Resorts setzt mit der Initiative Commitment to Zero (bis 2030 netto Null CO2-Fussabdruck und Null Abfall in allen 40 Resorts) auf Nachhaltigkeit. Die ASA setzt sich über die Kampagne Andermatt Responsible für einen nachhaltigen und klimafreundlichen Tourismus in der Region Andermatt ein, mit dem Ziel, bis 2030 im Betrieb CO2-neutral zu sein.

SRF 4 News, 28.03.2022, 7:00 Uhr ; 

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