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Uniformierte Polizisten stehen vor einem Wasserwerfer.
Legende: Die physische und verbale Gewalt gegen Polizisten hat zugenommen, wie zwei Sonntagszeitungen berichten. Keystone

Verbale und physische Gewalt Angriffe auf die Polizei nehmen zu

Das Gesetz habe durch milde Strafen seine abschreckende Wirkung verloren, sagt ein ehemaliger Polizeikommandant.

Nach den Schüssen auf zwei Polizisten in Rehetobel AR berichten mehrere Sonntagszeitungen über zunehmende Gewalt gegen die Polizei.

Nicht nur mehr körperlicher Gewalt sind Polizisten ausgesetzt, sie werden auch verbal immer mehr angegangen. Das legt eine Studie nahe, über die der «SonntagsBlick» berichtete. Eine Befragung von 900 Polizisten ergab demnach, dass 88 Prozent der Polizisten eine Zunahme an Ehrverletzungs-Delikten in den vergangenen drei Jahren feststellten. 67 Prozent aller Beamten wurden laut der Umfrage bereits Opfer von Verleumdung, übler Nachrede oder Beschimpfung.

Eine qualitative Verschlimmerung der Gewalt gegen die Polizei stellt auch der ehemalige Basler Polizeikommandant Markus Mohler fest: Immer mehr werden Polizisten ihm zufolge mit Pyros oder Flaschen angegangen.

Nur jeder vierte erstattet Anzeige

Studienautor Daniel Kindlimann, selbst Polizist in Winterthur, kritisiert, dass solche Delikte kaum geahndet würden. Nur jeder vierte Polizist erstattet laut der Umfrage Anzeige.

Markus Mohler konstatiert eine Relativierung der gesamten Rechtsordnung durch verschiedene Kreise in der Schweiz.

Das Gesetz hat durch ausgesprochen milde Strafen seine abschreckende Wirkung verloren.
Autor: Markus Mohler Ehemaliger Basler Polizeikommandant

Auch die Verbandspräsidentin Johanna Bundi Ryser sagte gegenüber der «SonntagsZeitung», die Staatsanwälte und die Richter seien in den Verfahren zu lasch.

Gewisse Staatsanwälte und Richter zeigen wenig Interesse, bei diesen Anzeigen durchzugreifen.
Autor: Johanna Bundi Ryser Präsidentin Verband Schweizerischer Polizeibeamter

Auf Patrouille begleiten als Lösung

Die zu grosse Milde bei Urteilen hängt nach Mohler damit zusammen, dass den Staatsanwälten und Richtern oft die konkrete Vorstellung fehle, was im Alltag der Polizisten abgehe. Er sieht die Lösung dieses Problems darin, dass Staatsanwälte und Strafgerichtspräsidenten nachts die Polizisten auf Patrouille begleiten sollten. So bekämen sie einen besseren Eindruck, was vor Ort geschehe. Das sei sicher weit davon entfernt, das komplizierte gesellschaftliche Problem zu lösen. Aber zumindest ein konkreter Ansatz zu einer Verbesserung der Situation im Alltag von vielen Polizeibeamten.

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