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Alle Schweizer Gardisten dürfen nach fünf Jahren heiraten
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.05.2019. Bild: keystone
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Vereidigung der Schweizergarde «Es ist nicht einfach, junge Männer für den Dienst zu finden»

Heute werden im Vatikan traditionell die neuen Gardisten der Schweizergarde vereidigt – schon seit über 500 Jahren. Dieses Jahr leisten 23 Gardisten den Eid – das sind vergleichsweise wenig. Schon seit Jahren hat die Schweizergarde Mühe, neue Rekruten anzuwerben.

Alt-CVP-Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold ist Präsidentin der Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde, die die Gardisten finanziell unterstützt und ihre Lebensumstände verbessern will.

Ruth Metzler-Arnold

Ruth Metzler-Arnold

Präsidentin der Stiftung für die Päpstliche Schweizergarde

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Ruth Metzler-Arnold (CVP) war von 1999 bis 2003 Mitglied des Bundesrats und führte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement. 2003 war sie zudem Vizepräsidentin des Bundesrates. 1996 wurde sie als erste Frau in die Kantonsregierung von Appenzell Innerrhoden gewählt, wo sie bis zu ihrer Wahl in den Bundesrat dem Finanzdepartement vorstand.

Sie ist als Präsidentin und Mitglied mehrerer Verwaltungsräte sowie von Aufsichts-, Stiftungs-und Beratungsgremien tätig. Seit Juli 2018 präsidiert sie die Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan.

SRF: Frau Metzler-Arnold, warum hat die Schweizergarde ein Nachwuchsproblem?

Ruth Metzler-Arnold: Die Schweizergarde hat nach wie vor ein ausgezeichnetes Image – nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland. Es ist aber nicht einfach, junge qualifizierte Männer zu finden, die bereit sind, mehrere Jahre in den Dienst des Heiligen Vaters zu treten. Das hat mit dem guten wirtschaftlichen Umfeld in der Schweiz zu tun, aber auch damit, dass jetzt aus geburtenschwächeren Jahrgängen rekrutiert wird.

Eine ganz entscheidende Massnahme des Papstes war, Gardisten die Heirat zu erlauben.

Die Zahlen möchte ich etwas relativieren: Es ist richtig, dass diese in den letzten drei Jahren rückläufig sind. Aber in den Vorjahren sind sie auch angestiegen.

Das Image der Kirche ist durch das Thema sexueller Missbrauch derzeit angeschlagen. Färbt das negativ auf die Schweizergarde ab?

Sowohl die positiven als auch die negativen Ereignisse in der katholischen Kirche spielen eine Rolle, insbesondere weil ja der Dienst für den Heiligen Stuhl und für den Heiligen Vater geleistet wird. Es gibt aber eben auch Ereignisse wie die Wahl von Papst Franziskus, die sehr positiv empfunden wurde und die sich auch entsprechend ausgewirkt hat.

Was unternimmt Ihre Stiftung, um die Schweizergarde beim Nachwuchs wieder attraktiver zu machen?

Der Stiftungszweck ist nicht die Rekrutierung. Aber es ist unsere Aufgabe, die Lebensumstände der Gardisten möglichst attraktiv zu gestalten. Insofern haben sowohl die Stiftung als auch der Vatikan selber Massnahmen ergriffen, den Dienst in der Garde sinnvoll und attraktiv erscheinen zu lassen. Eine ganz entscheidende Massnahme des Papstes war vor drei Jahren, Gardisten nach fünf Dienstjahren unabhängig vom militärischen Grad die Heirat zu erlauben. Vorher durften nur Offiziere, Wachtmeister und Korporale heiraten, was frühestens nach ungefähr zehn Dienstjahren möglich war.

Was bedeutet das für die Stiftung konkret aus finanzieller Sicht?

Die Hochzeit per se hat noch keine finanzielle Folgen. Die Folgen entstehen insbesondere, wenn eine Familiengründung ansteht. Die Stiftung übernimmt seit kurzem die Schulgelder für die Schweizer Schule in Rom. Diese betragen je nach Schulstufe zwischen 2500 und 4100 Euro pro Jahr.

Wir haben gerade beschlossen, die Hälfte der Beiträge der Gardisten für die freiwillige AHV zu übernehmen.

Das belastet ein Familienbudget bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von rund 27'000 Euro nach etwa 15 Dienstjahren doch enorm, wenn es dann sogar zwei oder drei Kinder sind. Da kommt eine grössere Belastung auf die Stiftung zu.

Welche Unterstützung bietet die Stiftung noch an?

Wir haben gerade beschlossen, die Hälfte der Beiträge der Gardisten für die freiwillige AHV zu übernehmen. Hier hat die Stiftung auch eine Brückenfunktion zwischen dem Dienst der Gardisten nach Regeln des italienischen Arbeitsmarktes und der Heimat der Gardisten, um eben auch die Rückkehr und die Reintegration in der Schweiz in finanzieller Hinsicht zu erleichtern. All diese Massnahmen erhöhen unseres Erachtens die Bereitschaft junger Männer, den Gardedienst auszuüben.

Wie erleben Sie nach einem Dreivierteljahr Ihr neues Amt?

Sehr befriedigend, sehr freudvoll und sehr intensiv. Ich war im letzten Herbst mehrere Tage in Rom, um vor Ort das Leben der Gardisten und die Örtlichkeiten kennenzulernen – mit Blick auf die Bedürfnisse der Gardisten und ihrer Familien. So lerne ich mehr als das, was man jährlich bei der Teilnahme an Kranzniederlegung und Vereidigung im Vatikan mitbekommt.

Sie sind bei der Vereidigung heute das erste Mal als Präsidentin der Stiftung Schweizergarde dabei. Freuen Sie sich darauf?

Ich freue mich sehr. Ich freue mich, weil ich einige der jungen Gardisten, die heute vereidigt werden, bereits im letzten September kennengelernt habe, als ich mehrere Tage bei der Garde weilte. Das ist ein grossartiger Anlass.

Das Gespräch führte Teresa Delgado

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