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Vermittlung von Hof und Tier Bauernhof, verlassen, sucht – so wird Hof mit Bauer verkuppelt

Viele Bauern kennen es: Die eigenen Kinder wollen den Hof nicht übernehmen. Ein neuer Onlinedienst schafft Abhilfe.

Die Reukliweid liegt hoch über dem Luzerner Dorf Wolhusen. Hier haben Peter Brem und Edith Gassmann 30 Jahre lang gelebt und gearbeitet. Auf einem Bauernhof mit Kühen, Schafen, Schweinen, Esel, Hühnern – aber auch mit Obstbäumen.

Vor einigen Jahren jedoch sind die beiden an ihre Grenzen gestossen. «Es war eine schwierige Zeit», sagt Peter Brem, «und es wurde mir klar, dass ich nicht bis 65 weiterbauern kann». Die naheliegendste Lösung, dass sie den Hof an ihre Kinder übergeben, stand nicht zur Debatte. Die Kinder wollten nicht.

Viele Bauern geben Betrieb auf

Also kontaktierten sie die Kleinbauern Vereinigung und deren Anlaufstelle für ausserfamiliäre Hofübergaben. Diese bringt seit zehn Jahren Höfe mit Bauernfamilien zusammen. Nötig wurde der Service, weil immer mehr Bauernhöfe in der Schweiz den Betrieb einstellen. Seit dem Jahr 2000 sind fast ein Drittel aller Landwirtschaftsbetriebe verschwunden.

Aber auch mit ihrem Service seien erfolgreiche Vermittlungen nicht einfach, sagt Mirjam Bühler, die bei der Kleinbauern Vereinigung dafür verantwortlich ist. «Es muss für beide Seiten sowohl finanziell als auch emotional stimmen», so Bühler.

Wenn der Hof nicht innerhalb der Familie übergeben wird, müssen Interessierte viel Eigenkapital mitbringen. Seit 2014 hat die Vereinigung deshalb lediglich 30 Betriebe vermittelt.

Tinder für Bauernhöfe

Diese Zahl soll steigen. Die Kleinbauern Vereinigung bietet deshalb seit neustem auch eine digitale Plattform an. Ähnlich einem Kuppeldienst wie Tinder werden da Bauernhöfe interessierten Bauern und Bäuerinnen zugeteilt.

Modernes Bauernhaus
Legende: Der Bauernhof Reukliweid liegt hoch über dem Dorf Wolhusen. Im Kanton Luzern kommt es überdurchschnittlich oft zu erfolgreichen ausserfamiliären Betriebsübergaben. SRF/Sämi Studer

«Leute, die ihren Hof abgeben wollen, können mit spezifischen Kriterien nach Interessierten suchen – und umgekehrt», sagt Mirjam Bühler.

Sie könnten dann direkt miteinander Kontakt aufnehmen und müssen nicht über eine Drittperson wie bis anhin. «Wir hoffen, dadurch kommt es zu mehr und zu schnelleren Übergaben.» Da die Plattform erst Anfang April lanciert wurde, können die Verantwortlichen noch nicht sagen, wie gut es funktioniert.

Uns war wichtig, dass die künftigen Besitzer Sorge tragen zu den Tieren, dem Boden und den Bäumen.
Autor: Edith Gassmann Hat eine Nachfolgelösung gefunden

Als Edith Gassmann und Peter Brem nach einer Nachfolgelösung suchten, gab es diesen Online-Dienst noch nicht. Trotzdem ist es zu einer erfolgreichen Vermittlung gekommen. Nachdem sie die Kleinbauern Vereinigung kontaktiert hatten, bekamen sie einige Vorschläge von Leuten, die an ihrem Hof interessiert waren.

Zunächst habe es nicht gefunkt. Sie hätten klare Vorstellungen gehabt, wem sie den Betrieb übergeben würden, sagt Edith Gassmann. «30 Jahre lang betrieben wir biologische Landwirtschaft. Uns war wichtig, dass dies so bleibt und dass die künftigen Besitzer Sorge tragen zu den Tieren, dem Boden und den Bäumen. So wie wir das auch getan haben.»

Erfolgreiche Vermittlung

Dann kamen Anja Pyttlik und Weriand Koch. Die beiden hatten zuvor auf einem Bauernhof im Kanton Aargau gearbeitet, hegten aber schon länger den Wunsch nach einem eigenen Betrieb. «Wir suchten einen vielseitigen Hof, der mit Sorgfalt gepflegt wurde.»

Vier Personen mit zwei Kühen
Legende: Die ehemaligen und die aktuellen Besitzer: Edith Gassmann und Peter Brem haben mit Anja Pyttlik und Weriand Koch würdige Nachfolger für ihre Reukliweid gefunden. SRF/Sämi Studer

It’s a Match! Als die Frage der Finanzierung geklärt war, ging die Reukliweid in neue Hände über. Pyttlik und Koch übernahmen den Betrieb. Edith Gassmann und Beter Prem sind auch drei Jahre nach der Übergabe noch zufrieden mit der Lösung. Brem: «Ich sehe noch einige Spuren von meiner Arbeit, doch die beiden haben auch viel weiterentwickelt. Das macht Freude.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 23.4.2024, 17:30 Uhr ; 

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